23 "coole Straßen" kündigte die Wiener Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) für den kommenden Sommer bei einem Pressegespräch anlässlich der rot-grünen Klausur vergangene Woche im Rathaus an. Am Donnerstag konkretisierte Hebein ihren Plan: Jeder Bezirk soll kommenden Sommer eine "coole Straße Plus" erhalten.

Hebein präsentierte zudem eine Bilanz des Pilotprojekts, das in drei Wiener Bezirken über den heurigen Sommer gelaufen ist. In der Landstraße, in Ottakring und in Favoriten hat die Stadt Kühlmaßnahmen gegen die Hitzepole getestet.

Diese wurden vorab in einer Hitzekarte der Stadt identifiziert. In der Kleistgasse im Fasanenviertel im Dritten, im Zehnten in der Hardtmuthgasse und im 16. Bezirk in der Hasnerstraße wurden einen Sommer lang Sprühnebelduschen, Pflanzen und zusätzliche Außenmöbel aufgestellt.

Hitze erträglicher, niedrigere Temperaturen

Die Aktion sei besonders gut angekommen, erklärte Hebein. An 45 Tagen habe man Temperaturen mit mehr als 30 Grad in Wien gemessen, dazu kamen heuer 41 Tropennächte, erklärte die Klimastadträtin. Mehr als die Hälfte der Menschen, die in einem Grätzel mit einer "coolen Straße" wohnen, hätten die Hitze durch die Maßnahme "erträglicher" gefunden, berichtete Hebein.

Sprühnebel bringt am meisten Kühlung.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Dass die Hitze dort erträglicher ist, zeigen auch die Berechnungen der Stadt. Die Simulationen, die Experten von "Green for Cities" durchgeführt haben, zeigen: In der Hasnerstraße ist der Unterschied am größten: Bis zu 5,4 Grad kühler wird die Straße durch die Maßnahmen gegen die Hitze. Die größte Abkühlung bringen die Sprühnebel. Ein Minus von 3,3 Grad Lufttemperatur gab es in der Hartmuthgasse, und auf immerhin minus 1,3 Grad kam man in der Kleistgasse. Dafür ist die Reduktion der Hitze in der Kleistgasse flächenmäßig am verbreitetsten.

Eine sozialwissenschaftliche Evaluierung von TBW Reasearch sollte zudem zeigen, wie die Anrainer Projekt annehmen. Befragt wurden von der Stadt insgesamt 518 Anrainer. 87 Prozent davon gaben in der Umfrage an, die Straßen "leiwand" zu finden, berichtete Hebein. 92 Prozent habe es nicht gestört, dass durch die Initiative Parkplätze – die meisten Stellplätze sind mit 28 Stück in der Hasnerstraße weggefallen – reduziert wurden. Und: 92 Prozent der Befragten haben sich eine Fortsetzung des Projekts gewünscht.

Kleistgasse bleibt beruhigt

Letztere Zahl spielt auch in die Entscheidung des dritten Bezirks hinein, die "coole Straße" gleich das ganze Jahr hindurch zu behalten. Ein Teil der Kleistgasse ist daher weiterhin für den Autoverkehr gesperrt. Dort, wo einst Schrägparkplätze waren, stehen jetzt Parkbänke und Tische.

"Das schaut noch ein bisserl mickrig aus", sagte Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) in der Kleistgasse. Aber man habe sich entschieden, die beliebten Sitzmöglichkeiten zu belassen. Schließlich haben 66 Prozent der von der Stadt Befragten auch angegeben, die "coolen Straßen" seien "ein guter Ausgleich zur warmen Wohnung". Bis zum nächsten Sommer soll sich das Bild allerdings ändern. Die kleinen Beete rund um die Bäume sollen bepflanzt werden, fixe Möbel und noch mehr Grün sollen einziehen. Und die Beete sollen gar nicht mickrig sein, denn "ein Blumenkisterl gehört auf den Balkon", sagte Hohenberger. (Oona Kroisleitner, 19.9.2019)