Der Tatverdächtige Stephan E. wird Anfang Juli von Spezialeinheiten der Polizei nach einem Verhör zu einem Hubschrauber eskortiert.

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Karlsruhe – In Deutschland wird gegen den Tatverdächtigen im Fall der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, Stephan E., nun auch wegen des Anfangsverdachts eines versuchten Mordes an einem Iraker ermittelt.

Es gebe "Anhaltspunkte, dass der Beschuldigte am 6. Jänner 2016 in Lohfelden versucht hat, einen irakischen Asylbewerber heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen zu töten", teilte die deutsche Bundesanwaltschaft, die den Fall von den Kasseler Justizbehörden an sich gezogen hat, am Donnerstag mit. Demnach soll sich E. "dem Opfer unbemerkt von hinten genähert und ihm dann unvermittelt mit einem Messer in den oberen Rücken gestochen haben".

Kritik an lokalen Ermittlern

Die hessische Polizei ermittelte in dem Fall mehr als drei Jahre erfolglos. Nach dem Lübcke-Mord geriet E. jedoch unter konkreten Tatverdacht, daraufhin wurde sein Wohnhaus durchsucht. Nun zog die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich und erweiterte den Vorwurf auf versuchten Mord. Dies kann die Behörde tun, sollte ein Fall staatsschutzrechtlich relevant sein und ihm eine "besondere Bedeutung" zukommen.

Die hessische Polizei war kürzlich in die Kritik geraten, da sie E. schon 2016 wegen des mutmaßlichen Mordes an dem Asylwerber verhört hatte. Zuvor hatte Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang erklärt, E. sei schon seit dem Jahr 2009 nicht mehr im Visier der Behörden gestanden.

Der CDU-Politiker Lübcke war in der Nacht auf den 2. Juni mit einer Schussverletzung im Kopf auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen bei Kassel entdeckt worden. Er starb kurze Zeit später im Krankenhaus. (red, APA, 19.9.2019)