Max Zirngast wurde genau vor einem Jahr verhaftet. Kurz nach Weihnachten wurde er aus dem Gefängnis entlassen, durfte aber das Land nicht verlassen.

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Wien – Max Zirngast kann die lang ersehnte Heimreise antreten. Er hat von der türkischen Justiz (vorerst) nichts mehr zu befürchten, da der in der Vorwoche ergangene Freispruch im Terrorprozess gegen ihn Rechtskraft erlangt hat. Kommenden Donnerstag wird er in Österreich ankommen, teilte der Österreichische Journalisten-Club (ÖJC) am Donnerstag mit. Danach will er sich vor allem Vorträgen über das Erlebte widmen.

"Das Urteil ist rechtskräftig, da die Einspruchsfrist verstrichen ist und kein Einspruch erfolgte", heißt es auf dem Twitteraccount der Solidaritätskampagne "FreeMaxZirngast". Die schriftliche Begründung des Urteils werde "erst innerhalb von ein paar Wochen kommen", fügte er hinzu.

Freispruch ein Jahr nach Festnahme

Genau ein Jahr nach seiner Festnahme hatte ein Gericht in Ankara den Steirer am 11. September überraschend vom Vorwurf freigesprochen, einer terroristischen Vereinigung anzugehören. Die Staatsanwaltschaft hätte noch bis einschließlich Mittwoch Zeit gehabt, gegen diese Entscheidung in Berufung zu gehen. Weil der Freispruch aber von der Staatsanwaltschaft selbst beantragt worden war, galt dies als äußerst unwahrscheinlich.

Zu seinen Zukunftsplänen sagte Zirngast, er werde nach seiner Heimkehr "in den ersten Monaten vor allem Vorträge und Buchpräsentationen zu dem von der Solidaritätskampagne herausgegebenen Buch mit Texten von mir und anderen machen". Bereits öffentlich angekündigt ist ein Vortrag Zirngasts mit dem Titel "Gefangen in Erdogans Türkei" beim Vienna Humanities Festival am 29. September.

Unerwarteter Freispruch

Zirngast hatte sich vor dem Gerichtstermin eigentlich auf eine Vertagung eingestellt und lediglich auf eine Aufhebung des Ausreiseverbots gehofft. Die Bedeutung des Urteils gegen ihn und seine drei Mitangeklagten wollte er nicht überbewerten. "Wegen mir ist nicht die Demokratie in die Türkei gekommen", sagte er dem ORF am Tag des Freispruchs.

Zirngast war am 11. September des Vorjahres gemeinsam mit drei Türken wegen des Vorwurfs festgenommen worden, einer terroristischen Vereinigung anzugehören. Am Heiligen Abend kam er frei, durfte das Land aber danach nicht verlassen. Ein erster Gerichtstermin im April war auf September vertagt worden. Der Steirer studierte in Ankara Politikwissenschaft, schrieb aber auch für linke Publikationen. Er äußerte sich dabei kritisch über das Regime von Präsident Recep Tayyip Erdogan, insbesondere dessen Kurdenpolitik.

Andere Inhaftierte rücken in Fokus

Nach dem Freispruch von Zirngast geraten indes die anderen in der Türkei festgehaltenen Österreicher in den Fokus. Es seien "einige wenige" Österreicher aus politischen Gründen inhaftiert, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer am Donnerstag auf Anfrage. Er betonte, "dass alle Österreicher, die konsularischen Schutz benötigen und wollen, diesen (...) auch bekommen". (APA, red, 19.9.2019)