Foto: Huawei
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Wie erwartet hat Huawei in München seine neuen Spitzenhandys enthüllt. Mit dem Mate 30 und Mate 30 Pro möchte man sich mit den anderen Branchenführern messen. Insbesondere an Vergleichen mit Samsungs Note 10 und Apples iPhone 11 mangelte es nicht.

Die Smartphones kommen mit Highendhardware und einem Sammelsurium an neuen und aufgewerteten Funktionen. Insbesondere im Bereich der Kamera werden große Fortschritte versprochen. Doch das US-Embargo beschert Huawei einen entscheidenden Nachteil: Es darf bei den neuen Geräten keine Google-Services nutzen und auch keine US-Apps im eigenen Store anbieten. Allerdings gibt es einen Plan, den man sich viel Geld kosten lassen will.

Huawei Mobile

Mate 30 Pro

Doch zuerst zu den Geräten. Das Mate 30 Pro kommt mit einem 6,53-Zoll OLED-Display mit DCI-P3-Konformität und HDR-Support. Es liefert eine Auflösung von 2.400 x 1.176 Pixel und legt sich mit einem Neigungswinkel von 88 Prozent auch über die seitlichen Ränder. Genutzt werden soll dieser Bereich für softwarebasierte Sonderfunktionen, darunter einen multifunktionalen Knopf und einen verschiebbaren Auslöser für die Kamera-App.

Unter der Haube arbeitet der neue Kirin 990-Chip im Verbund mit acht GB RAM und mindestens 256 GB Speicher. Der Prozessor soll mehr Leistung und höhere Energieeffizienz liefern, insbesondere für die Grafikeinheit verspricht man ein Performanceplus von 60 Prozent. Der Akku wurde mit 4.500 mAh bemessen und soll bei intensiver Verwendung bis zu 9,2 Stunden Verwendungsdauer erlauben. Dazu verspricht man die derzeit schnellste Wiederaufladung am Markt mit "Supercharge", das via Kabel 40 Watt und drahtlos effektiv 27 Watt liefern können soll.

Das Mate 30 (l.) und das Mate 30 Pro.
Foto: APA

4K mit 60 FPS, Superzeitlupe mit 7.680 FPS

Die Vorderseite wird von einem recht breiten Notch gekennzeichnet. Dieser enthält neben der Frontkamera auch noch Licht- und Näherungssensor, einen Sensor für Gestenerkennung sowie einen Tiefensensor, die im Verbund eine sichere Entsperrung per Gesichtserkennung ermöglichen sollen. Alternativ lässt sich auch ein in den Bildschirm integrierter Fingerabdruckscanner verwenden. Das Handy versteht sich entweder mit zwei nanoSIMs oder mit einer SIM-Karte und einer Speicherkarte Huaweis eigener nanoMemory-Bauart.

Der Fokus liegt natürlich einmal mehr bei der Kamera. Hier sitzen in einem nun kreisförmigen Modul eine Ultraweitwinkel-Kamera und eine Weitwinkel-Kamera mit jeweils 40 MP Auflösung. Dazu kommt ein Telefotomodul mit acht Megapixel. Diese können einen optischen bzw. hybriden Zoomfaktor von 10 erreichen. Dazu ist es mögich, Videos in 4K mit 60 Bildern pro Sekunde zu schießen. Es lassen sich auch Bokeh-Videos aufnehmen, sowie Zeitraffer in HDR+ und Zeitlupen mit bis zu 7.680 Bildern pro Sekunde.

Für scharfe Fotos und ruhige Videos soll eine Kombination aus optischer Bildstabilisierung und KI-Korrektur bürgen. Die Frontkamera liefert eine Auflösung von 32 Megapixel. Punkten soll die Kamera vor allem auch mit starken Nachtaufnahmen bei Fotos und Bewegtbild.

Bild nicht mehr verfügbar.

Eher nicht so billig: Die "Porsche Design"-Edition, das Mate 30 RS.
Foto: Reuters

Mate 30

Das Mate 30 kommt auf ein etwas größeres Display von 6,62 Zoll Diagonale und bietet einen flachen Bildschirm mit 2.340 x 1.080 Pixel, ebenfalls DCI-P3-konform und mit HDR. Dem Kirin 990 stehen hier 8 GB RAM bei, der Onboardspeicher beläuft sich auf zumindest 128 GB. Hier gibt es ebenfalls die Wahl zwischen zwei nanoSIM-Karten oder einer SIM und einem Speichermodul.

Abstriche im Vergleich zum Mate 30 Pro gibt es bei der Kamera. Hier wurde das Ultraweitwinkel-Modul auf eine Auflösung von 16 MP reduziert, was zur Folge hat, dass maximal ein dreifacher Hybridzoom möglich ist. Verzichten muss man zudem auf 4K in 60 Bildern pro Sekunde und die neue Superzeitlupe. Slow Motion ist dennoch möglich, jedoch nur mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde. Die Frontkamera hat eine Auflösung von 24 MP. Es gibt keine speziellen Gesichtsentsperrfunktionen.

Ebenso fällt der Akku kleiner aus. Er kommt auf 4.200 mAh, bei intensiver Nutzung soll die Laufzeit eine Stunde unter dem Pro-Modell liegen. Allerdings bietet auch das "normale" Mate 30 Supercharge per Kabel und Wireless Charging. Beide Handys können andere Geräte via Reverse Charging aufladen. Sie nutzen einen USB-C-Anschluss (USB 3.1), bieten ein Infrarot-Modul, aber verzichten auf einen 3,5mm-Audioport.

Foto: AFP

EMUI 10 ohne Android

An Bord der beiden Telefone ist die Android-Adaption EMUI 10. Man hat allerlei Features nachgerüstet, darunter einen Nachtmodus oder KI-gestützte Bildschirmrotation. Das Handy erkennt, aus welchem Winkel der Nutzer auf den Bildschirm sieht und soll Inhalte so stets in korrekter Ausrichtung anzeigen – etwa, wenn man seitlich im Bett liegt.

Vergeblich sucht man, bedingt durch die bereits erwähnten Sanktionen, Googles Services. Wer die neuen Huawei-Handys kauft, muss auf den Play Store und andere Ergänzungen verzichten. Zudem kann Huawei auch in seinem eigenen Store, Appgallery, keine Apps von US-Firmen anbieten. Diesen Umstand betonte man zwar nicht explizit, allerdings stellte man ein alternatives Ökosystem vor. Und zwar die die Huawei Mobile Services.

Diese beinhalten neben der Appgallery auch Lösungen für In-App-Käufe, Werbung und andere Dienste und Schnittstellen, die in der Regel von Google bereit gestellt werden. Mit einem "Incentive Program" will man Entwickler anlocken. Eine Milliarde Dollar möchte man in dieses Programm stecken.

Preise genannt, Verfügbarkeit nicht

Auch Preise nannte man für die neuen Handys. Das Mate 30 wird es ab 799 Euro geben (acht GB RAM, 128 GB Onboardspeicher), das Mate 30 Pro ab 1.099 Euro (8 GB/256 GB). Wer die 5G-Ausführung des Pro-Modells will, muss 100 Euro mehr zahlen. Und wer gleich zur in Kooperation mit Porsche Design entworfenen Luxusausgabe, dem Mate 30 RS, greifen möchte, erleichtert sein Konto im Gegenzug für dessen Lederfinish um 2.100 Euro.

Die Huawei Watch GT2.
Foto: APA

Unklar blieb jedoch, wann die Handys verfügbar werden und ebenso auch, in welchen Märkten. Nachdem Huawei Euro-Preise genannt hat, dürfte man sich wohl zumindest in einzelnen EU-Staaten in den Handel wagen. Dass es noch kein Zeitfenster gibt, könnte dafür sprechen, dass hinter den Kulissen vielleicht nach wie vor um eine Lockerung des Embargos gerungen wird, zumal das Fehlen des Play Stores schwere Auswirkungen auf die Nachfrage haben dürfte.

Huawei Vision TV

Im Gepäck hatte man auch die neue GT2-Smartwatch sowie das TV-Gerät Huawei Vision. Dieses bezeichnet das Unternehmen selbst lieber als ein "riesiges Smartphone". Der Fernseher bietet ein 4K-Quantum-Dot-Display und eine Reihe KI-gestützter Funktionen, etwa Gestensteuerung oder Fitnessapplikationen.

Versprochen wird bassstarker 5.1 Sound, beigelegt wird eine Fernbedienung mit integriertem Touchpad. Er kommt im Oktober mit 65 und 75 Zoll Bildschirmdiagonale auf den Markt, später folgen Versionen mit 55 und 85 Zoll. Es ist das erste Gerät mit Harmony OS, das außerhalb Chinas verfügbar sein wird. Genaue Angaben zur Verfügbarkeit gab es allerdings nicht. (gpi, 19.09.2019)