Robert Leigh Turner ist schon von Amts wegen ein diplomatischer Mann. "Ich bin immer positiv gestimmt", sagt er. Der britische Botschafter sitzt auf einem opulenten Sofa in der Residenz in der Wiener Jaurèsgasse und rezitiert dem STANDARD in fließendem Deutsch die Position seines Premierministers Boris Johnson: "Wir werden die EU am 31. Oktober verlassen und wollen einen Deal."

Der britische Botschafter Turner.
Foto: Regine Hendrich

Doch die Uhr, sie tickt: Während man in der EU betont, in puncto Backstop von Johnson keinerlei neue Vorschläge übermittelt bekommen zu haben, berichtet Turner von durchaus handfesten Fortschritten: "Wir machen seit langem immer wieder detaillierte Vorschläge. Wir haben heute auch eine Reihe von technischen Arbeitsdokumenten vorgelegt, in denen der Ansatz der britischen Regierung präzisiert wird." Johnsons EU-Verhandler führten zudem die ganze Woche über Gespräche.

Deal "absolut realistisch"

"Es gibt jetzt ein echtes Fenster für Fortschritte." Wie in allen Verhandlungen könne sich die Lage auch in Sachen Brexit rasch ändern, "ein Deal bis zum 17. Oktober ist absolut realistisch". Schließlich, so der Diplomat, wolle man sowohl in London als auch in Brüssel, Belfast und Dublin einen Deal.

In den kommenden Wochen tingelt die Botschaft jedenfalls von Bundesland zu Bundesland, um die Britinnen und Briten hierzulande über mögliche Änderungen aufzuklären – ob mit oder ohne Deal. (Florian Niederndorfer, 19.9.2019)