Beim finalen Schlag trat Herbert Kickl in den Hintergrund und überließ Manfred Haimbuchner das Fass.

FPÖ OÖ

Linz – Nächtliche Diskussionen im Nationalrat? Ein seltsamer Schlagabtausch zwischen SPÖ und ÖVP rund um Norbert Hofers (FPÖ) Fieberschub bei den ORF-Wahlduellen? Alles kein Thema für Herbert Kickl. Zumindest am Donnerstagabend. Der eigentliche Zugführer der blauen Wahlkampflokomotive eilte direkt von der Sondersitzung im Nationalrat zum "Linzer Oktoberfest" der FPÖ im Stadtbräu Josef.

Blauer Sonnenschein

Noch hallten die Klänge der musikalischen Einheiztruppe "Die Kurvenschneider" nach, als zunächst Oberösterreichs Landesvize und FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner das Rednerpult erklomm. Haimbuchner erwies sich dann als meteorologisch sattelfest – "Am Wahltag wird für uns die Sonne scheinen, und der Himmel wird strahlend blau sein" –, Freund des heimischen Agrarwesens – "Wer Bier trinkt, unterstützt unsere Landwirtschaft" – und zorniger Analyst der nationalen Politszene: "Die ÖVP ist keine Sauberpartei, sauber ist man dann, wenn man keine Spenden annimmt." Großspenden hätten in der Politik nichts zu suchen.

Schwer tut man sich auf blauer Seite auch an diesem Abend mit Kritik: "Die rot-grünen Moralistenzwerge werfen mit Steinchen auf uns und sitzen selber in einer moralischen Geröllhalde." Letztlich gehe es am 29. September um eine Frage: "Bleiben wir am Boden einer normalen, heimattreuen Politik – oder steigen wir in das rot-grüne Narrenschiff? Das wollen wir nicht."

"Greta-Fieber"

Nein, das will auch Herbert Kickl nicht. Der "beste Innenminister aller Zeiten" setzt in seiner Rede auf bewährte Muster: angriffig, untergriffig und fest gefangen in der Opferrolle. Alles nur aus purer Liebe zur Heimat.

Doch ehe das Bad im Selbstmitleid überzuschwappen drohte, zog Kickl den Stoppel. Und setzte zur politischen Kopfwäsche an: "Die Türkisen sind derzeit im Greta-Fieber. Kurz ist richtig verschossen in die Greta." Groß sei daher die Gefahr bei Altkanzler Kurz, "nach links zu kippen". Aber: "Wenn ich wieder Innenminister bin, dann gibt es endlich wieder Aktschn."

Er sei eben für die einen "der Innenminister der Herzen – für die, die für die Heimat eintreten. Für die anderen der Innenminister der Schmerzen – für die, die auf die Heimat eintreten." Ein offensichtlicher Dorn im Auge scheint Kickl auch die von Oberösterreichs Integrationslandesrat Rudi Anschober initiierte Kampagne "Ausbildung statt Abschiebung" zu sein. Kickl: "Meine Nase ist kein Tanzboden für die NGO-Spompanadeln. I' bin der Anti-Anschober. Außerdem brauchen wir keinen Anschober, sondern einen Abschieber."

Am Wahltag werde daher "die Hofburg wackeln, wenn der freiheitliche Balken nach oben fährt". Nachsatz: "Da gibt es eine Krisensitzung beim Bundespräsidenten, da brennt die ganze Nacht das Licht – ganz wurscht, was die Greta sagt."

Kein Problem mit Identitären-Feier

Kein Problem hat der blaue Klubobmann auch mit dem Auftritt der nicht amtsführenden Wiener Stadträtin Ursula Stenzel bei einer Kundgebung von führenden Identitären anlässlich der Befreiung Wiens von den Türken 1683: "Was ist schlimm, dabei zu sein? Das Gegenteil ist ein Problem. Es ist ein Datum, das man zu feiern hat. Die Frau Stenzel hat mehr Mumm als der gesamte ÖVP-Vorstand." (Markus Rohrhofer, 20.9.2019)