Noch sind Kohle und Koks unersetzbar in der Stahlproduktion. Mit Wasserstofftechnologie will die Voestalpine das ändern.

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Hof bei Salzburg / Fuschl – Voestalpine startet im Herbst den Testbetrieb der Pilotanlage für eine Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage zur CO2-freien Stahlerzeugung. Das kündigte Rudolf Zauner von Verbund Solutions am Donnerstag an. Das Projekt "H2Future", bei dem Verbund und Siemens an Bord sind, soll langfristig Koks und Kohle durch Wasserstoff ersetzen.

Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Für eine komplette Dekarbonisierung des Voestalpine-Konzerns wären fast 30 Terawattstunden (TWh) Elektrizität im Jahr nötig – vergleichsweise rund ein Drittel des Gesamtverbrauchs Österreichs –, sagte Zauner bei der "Energy 2050"-Tagung des Verbund in Fuschl in Salzburg. Für ein Kilo Wasserstoff seien circa 50 Kilowattstunden (kWh) Strom nötig.

Vier Jahre Test

Das auf viereinhalb Jahre angelegte Vorhaben mit einem Volumen von 18 Millionen Euro (zwölf Millionen Euro EU-gefördert) sieht die Errichtung und den Betrieb einer 6-MW-PEM-Wasserstoff-Elektrolyseanlage vor. Für die gesamte Voestalpine müsste die Anlage freilich um den Faktor 500 größer sein, also eine Leistung von drei Gigawatt (GW) haben, sagte Zauner.

Weltweit würden jährlich 1,8 Milliarden Tonnen Stahl erzeugt, davon 160 Millionen Tonnen, also knapp ein Zehntel in der EU. Mit jeder Tonne Stahl entstünden rund 1,6 Tonnen CO2. "Deshalb muss man hier ansetzen", um Stahl auf eine CO2-freie Basis zu stellen, so Zauner, der Chef des Hydrogen Center bei Verbund Solution. Nur mit Wasserstoff könne man diesen Prozess dekarbonisieren – indem Koks und Kohle durch Wasserstoff als Reduktionsmittel ersetzt werden.

Grüner Strom für H2

Der Verbund mit seinem 95-prozentigen Grünstrom-Anteil sei prädestiniert für "grünen Wasserstoff", sagte Zauner. Wasserstoff habe eine hohe Energiedichte und sei über lange Zeit gut speicherbar, und Wasserstoff könne über weite Strecken transportiert werden. Noch sei Wasserstoff aber teuer, auch fehlten die Infrastruktur und der regulatorische Rahmen. Der Verbund wolle mit Wasserstoff seine Wertschöpfungskette verlängert, so Zauner: "Jetzt müssen wir die Kuh vom Eis holen und Projekte umsetzen."

EU-Energie- und -Klimakommissar Miguel Arias Cañete hatte die Voestalpine vor genau einem Jahr anlässlich einer Sitzung des EU-Energierats in Linz besucht und dabei die geplante Wasserstoffanlage "H2Future" als "europäisches Flagship-Projekt" gewürdigt. (APA, red, 20.9.2019)