Louie Austen beim Fototermin in einem Anzug von Opposuits mit Leopardenmuster und einer Ziege, die sich davon nicht beeindrucken lässt.
Foto: Katharina Gossow

Louie Austen "Männer sind in Modedingen feige"

Auf dem Foto trage ich einen Anzug mit Leopardenmuster. Die Ziege scheint das nicht zu beeindrucken. Das Stück stammt aus der Kollektion einer Firma namens Opposuits. Die haben über 20 lustige Entwürfe im Programm. Ein Anzug ist übersät mit Motiven von Hanfblättern, ein anderer zeigt das Fernsehtestbild. Es gibt auch einen mit Weihnachtsmännern oder einen weißen mit Herzmuster. In meinem Kasten finden sich ein paar davon.

Bei meinen Auftritten trage ich meist einen weißen Anzug, das ist eigentlich langweilig, aber Teil meiner Corporate Identity. Mode ist mir schon wichtig, es ist doch nicht egal, wie man aussieht und wie man auf andere wirkt. Mode kann provozieren, eine innere Haltung nach außen stülpen oder auch nur zeigen, dass ihr Träger irgendwo 'dazugehören' will. Mein Zugang ist Freude und Spaß. Dabei sagt man mir nach, dass ich ein eleganter Typ bin. Aber das kann ich nicht beurteilen. Das sollen andere tun.

Das Problem mit der Männermode ist, dass sie langweilig ist. Ich vermisse Mut und Kreativität. Das liegt daran, dass Männer in Modedingen feige sind. Alles ist schwarz oder braun. In Sachen Schuhdesign verhält es sich besser. Und in der Trachtenmode. Die entwickelt sich ganz interessant und heiter. Wie soll ich sagen? In der Männermode ist es wie bei den Autos: Alle fahren schwarze BMWs oder dunkle Autos von Mercedes. Zum Thema No-Go fallen mir eigentlich nur kurze Hosen ein. Die gehören eindeutig auf den Tennisplatz oder an den Strand.

Eingekauft wird meist, wenn ich auf Tour bin und während der Stunden vor meinen Konzerten in einer Stadt herumstreune. (maik)

Louie Austen ist ein österreichischer Pianist, Akkordeonspieler, Gitarrist, Bar- und Jazzsänger, aber auch in der elektronischen Musikszene aktiv.

Lilli Hollein vor dem Franz-Josefs-Bahnhof, der Festivalzentrale der Vienna Design Week 2019, die bis 6. Oktober läuft.
Foto: Katharina Gossow

Lilli Hollein "Meine Truckerkappe? Ein Sommerflirt!"

Auf dem Foto trage ich einen Vintage-Mantel aus den 30er- oder 40er-Jahren, den meine Mutter aus einem Altwarengeschäft hat. Sie kaufte oft auch aus archivarischen Gründen. Ich bin mit einem großen Kleiderfundus aufgewachsen, auf den ich noch immer gern zurückgreife. Meine Mutter nähte auch selbst. Als Kind musste ich oft ruhig dastehen, während der Stoff mit zig spitzen Stecknadeln festgeheftet wurde. Dafür konnte ich selbst bestimmen, wie mein Gewand aussehen sollte. Meine Eltern sind schon immer viel gereist und haben mir Kleidung mitgebracht, die es in Wien nicht gab. Mode hatte bei uns zu Hause seit jeher einen gewissen Stellenwert. Meine Familie prägte mich modisch.

Es machte mir auch Spaß, meine Tochter einzukleiden. Die wollte aber bereits mit drei Jahren selbst aussuchen. Beim Shoppen ist sie ausdauernder als ich. Auf der Suche nach einer passenden Kappe standen wir eine Stunde in einem Laden. Irgendwann habe ich selbst welche probiert und eine Truckerkappe gefunden, die mir gefiel. Mit dem immer größer werdenden Entsetzen meiner Tochter wurde auch die Lust immer größer, sie tatsächlich zu kaufen – was ich auch tat. Der Kauf der Truckerkappe? Das war ein Ventil für meine Midlife-Crisis, ein modischer Sommerflirt. Mein Umfeld zieht mich liebevoll damit auf.

Praktisch und repräsentativ

Als Direktorin der Design Week trage ich die Kappe nicht. Da habe ich den Anspruch, nicht nur praktisch gekleidet zu sein, sondern auch repräsentativ. Stücke zu finden, die beides können, ist nicht einfach. Mäntel werden meinen Ansprüchen gerecht. Die sind formell und praktisch, weil ich alles einstecken kann und keine Tasche brauche. Kleider, die im Büro ebenso funktionieren wie bei Geschäftsterminen und auf Abendveranstaltungen, trage ich auch gern. Während der Design Week mache ich täglich circa 22.000 Schritte, hohe Schuhe vermeide ich da, wenn möglich – nicht wie auf dem Foto. Die Schuhe sind von Petar Petrov. Und die Tasche ist von Dries Van Noten mit einem Print von Verner Panton – das passt perfekt zu mir als Designmensch. (mich)

Lilli Hollein ist als Kuratorin und Autorin in den Bereichen Architektur und Design tätig, außerdem ist sie Mitbegründerin und Direktorin der Vienna Design Week.

Leo Hillinger auf seinem fünf Tonnen schweren Terrassentisch aus dem Steinbruch St. Margareten.
Foto: Katharina Gossow

Leo Hillinger "Ohne Mama wäre gar nichts"

Den Anzug habe ich schon mindestens zehn Jahre lang und den Pullover auch. Das habe ich alles vom Pepsch. Der Pepsch, Josef Turner, den kenne ich schon, seit ich 17 bin. Er hat ein Geschäft in Eisenstadt, und er hat ein Modebewusstsein, das ist der Wahnsinn. Ich hasse shoppen. Der Pepsch macht das so: Er kommt mit einem Auto voller Gewand zu mir, schon mit den Kombis beieinander. Meistens kaufe ich das ganze Auto. Der Pullover ist von Issey Miyake. Auch vom Pepsch.

Den Anzug mag ich, weil er so außergewöhnlich ist, so wie ich auch anders bin. Er ist von Alexander McQueen. Ich kaufe relativ wenig Gewand, dann aber immer so Kunststücke, wie beim Wein. Und natürlich fühle ich mich wohl darin. Ich ziehe nichts an, in dem ich mich nicht wohlfühle. Mein ganzes Leben habe ich so viel arbeiten müssen, und jetzt denke ich mir, ich bin glücklich, ich muss nicht mehr alles machen. Ich habe immer getan, was mir mein Bauch gesagt hat.

Der Pepsch kennt meinen Stil

Die meisten richten sich nach den anderen. Das kann ich nicht, dann bin ich unglücklich. Das ist in der Mode genauso. Und der Pepsch, der kennt meinen Stil. Die Schuhe habe ich auch von ihm. Das ist schon das zweite Paar vom gleichen Modell. Rocco ist für mich einfach einer der besten Schuhmacher, die es gibt.

Die Brille ist von Dita. Dafür bin ich ein bisserl ein Markenbotschafter. Den Anhänger hat mir Neichel Mayer angefertigt. Er ist Künstler in Südafrika und lebt gleich hinter dem Tafelberg. Das ist meine zweite Heimat, Südafrika. Wennst dort am Meer sitzt und die Brandung hörst, da brauchst echt nichts mehr. Oft kommt meine Mutter mit. Sie ist gelernte Schneiderin und eine echte Stilikone. Ohne Mama, da wäre gar nichts. Wenn du die Frau siehst, da passt einfach alles zusammen. Das ist extrem. Von ihr und von meinem Onkel, der lange in der Mode war, kommt mein Interesse für Stil. In Mode und Architektur. Die Uhr ist meine erste Uhr. Die habe ich mir von meinem ersten Geld gekauft. Es ist eine Omega. Die erste Uhr, die auf dem Mond war. (niw)

Leo Hillinger keltert in Jois Wein von 100 Hektar Rebfläche. In Südafrika produziert er seine Linie Constantia Hill. Vor seiner Zeit als Winzer war Hillinger als Model tätig.

Elena Tikhonova steht auf Glamour-Punk (und auf einem Dach im 15. Bezirk in Wien).
Foto: Katharina Gossow

Elena Tikhonova "Schönheit muss leiden"

Mein Schrank ist immer voll, aber ich finde nie etwas anzuziehen. Gut, vielleicht die rosarote Brille. Ich besitze mehrere Exemplare davon und trage ständig eine, denn damit sieht das Leben gleich viel besser aus. Wenn ich schon nicht weiß, was ich anziehen soll, habe ich zumindest eine Idee, wohin ich shoppen gehe: gerne in den Concept-Store von Art Point in Wien. Das Label wurde wie ich in Russland geboren und ist mittlerweile eine echte Wiener Marke.

Mein eigener Stil? Der ist mal so, mal so. Ich mag's zum Beispiel gerne erotisch. Aber nicht billig, sondern ästhetisch. Das Gespür für Ästhetik habe ich vermutlich daher, dass ich auch Fotografin bin – das Schöne und das Schönsein sind mir einfach wichtig. Ich höre viel Musik, manchmal Punk. Das Schöne und das Wilde zusammengenommen ergibt am ehesten meinen Stil – in Kleidung übersetzt wäre das dann Glamour-Punk.

In meinen Filmen spielt Mode immer eine große Rolle. In Kaviar etwa sind die drei Hauptfiguren Frauen mit sehr verschiedenen Hintergründen. Da gibt es die Punkige, die Hausfrau und die Oligarchenübersetzerin. Diese Unterschiede lassen sich auch sehr gut über die Kleidung herausarbeiten. Sie sind sofort sichtbar. Deshalb glaube ich auch, dass es möglich sein muss, eine echte von einer falschen Oligarchennichte unterscheiden zu können. Nicht weil die echte einfach nur teure Markenkleidung trägt, sondern weil sie dabei hoffentlich ein wenig Stil beweist.

Ich bin ein Fan des russischen Modedesigners Goscha Rubtschinski, weil er genau mit jenen Elementen spielt, die ich auch mag: Glamour, Punk und Sport. Seine rosafarbenen Trainingsanzüge für Männer, auf denen in kyrillischer Schrift Adidas steht, finde ich genial. Ich habe auch selbst etwas von Rubtschinski – auf dem Teil steht groß auf Russisch: "Steil!"

Der erste Merksatz für eine russische Frau lautet: Schönheit muss leiden. Ihre Kleidung hat immer picobello zu sein und der Absatz ihrer Schuhe hoch. Ich finde das völlig okay und nehme mich da selbst gar nicht aus als Russin. (saum)

Elena Tikhonova wurde in der damals sowjetischen Stadt Obninsk geboren, lebt und arbeitet in Wien. Mit dem Film "Kaviar" gelang ihr zuletzt ein Überraschungserfolg.

(Michael Hausenblas, Michael Steingruber, Nina Wessely, Sascha Aumüller, RONDO Exklusiv, 4.10.2019)