Frauen, die vergewaltigt wurden, verlieren die Autonomie über ihre Sexualität, sagt Forscherin Laura Hawks.

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Erzwungen und unfreiwillig – mit diesen Worten beschreibt eine von 16 US-Amerikanerinnen ihre erste sexuelle Erfahrung. Das zeigt eine aktuelle Studie, die im Fachjournal "Jama Internal Medicine" veröffentlicht wurde. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Für die betroffenen Frauen könnte das dauerhafte gesundheitliche Auswirkungen haben.

Bei den Erfahrungen handle es sich um Vergewaltigung, so die Autoren, auch wenn in der Umfrage nicht ausdrücklich danach gefragt worden sei. Die Antworten von insgesamt 13.310 Frauen zwischen 18 und 44 Jahren konnten für die Studie herangezogen werden. Die Befragten nahmen zwischen 2011 und 2017, also bevor die #MeToo-Bewegung entstand, an Gesundheitserhebungen der US-Regierung teil.

Im Durchschnitt waren die betroffenen Frauen bei ihrem ersten vaginalen Geschlechtsverkehr 15 Jahre alt und die Männer mehrere Jahre älter. Die Hälfte der Frauen, die gegen ihren Willen Sex hatten, gab an, während des Sexualkontaktes festgehalten und verbal unter Druck gesetzt worden zu sein.

Schlechter Gesundheitszustand

In den darauffolgenden Jahren hatten die Frauen mehr Sexualpartner, Abtreibungen, unerwünschte Schwangerschaften sowie Menstruations- und Beckenbeschwerden als jene, die nicht zum Sex gezwungen worden waren, so die Studie. 16 Prozent der betroffenen Frauen schätzten ihren Gesundheitszustand als schlecht ein. Ein Wert, der doppelt so hoch ist wie bei anderen Frauen. Die Studie konnte jedoch nicht feststellen, ob der erzwungene erste Sexualkontakt die gesundheitlichen Probleme verursacht oder dazu beigetragen hat.

"Beim ersten Sexualkontakt eine Vergewaltigung zu erleben ist ein extremer Verlust an Autonomie über die eigene Sexualität", sagt Studienautorin Laura Hawks, Internistin an der Harvard Medical School, zu "Time". Es sei nicht verwunderlich, dass dies später zu psychischen und physischen Gesundheitsproblemen führen könne.

Andere Forschungsarbeiten hätten bereits gezeigt, dass zu den langfristigen Auswirkungen sexueller Übergriffe etwa soziale Isolation, Stigmatisierung, niedriges Selbstwertgefühl und risikoreiches Verhalten zählen. All das könne zudem das Risiko für Depressionen erhöhen. (red, 23.9.2019)