Im Vergleich zu Kickls Blick wäre selbst ein vorzeitiger Winterfrost eine botanische Wohltat für die Pflanzen.

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Vor zwei Wochen habe ich hier berichtet, dass ich um den Zuckerstoffwechsel meiner Pflanzen bange, weil mir ständig Norbert Hofer von einem Wahlplakat aus in den Garten meines Landhäuschens schaut. Dieses Problem hat sich inzwischen erledigt.

Als ich nämlich das letzte Mal in den Garten kam, schaute plötzlich nicht mehr Hofer über die Ligusterhecke, sondern Herbert Kickl. In meinem Garten geht es rund. Erst der Buchsbaumzünsler, dann der Bimaz.

Aus seinem Erscheinen schließe ich, dass es in Niederösterreich ambulante Plakatwechseltruppen geben muss, die im Solde der FPÖ Hofer-Konterfeis gegen Kickl-Konterfeis austauschen (und umgekehrt). Ein brillanter Coup! Hofer allein genügt nicht, Kickl gehört dazu.

Denn nur so bekommt der Wähler zuverlässig mit, was die Freiheitlichen außer Frechheiten sonst noch alles zu bieten haben. Nun fehlen lediglich Waldhäusl und Landbauer. Die treten zwar bei der Wahl nicht an, aber im Sinne einer nachhaltigen Ortsbildpflege wäre es schön, wenn sie auch ohne Spezialanlass das ganze Jahr über auf die Wähler herunterschauen würden.

Politiker mit Faustschlagqualität

Seit sich Kickl in meinem Garten umsieht, verhalten sich die Pflanzen anders als vorher. Die Rosen lassen die Köpfe hängen, die Sträucher verlieren ihre Blätter, das Gras verdorrt, die Astern frösteln, ja, der gesamte Prozess der Photosynthese scheint beim Anblick des Bimaz zum Stillstand gekommen zu sein.

Kein Wunder: Den Pflanzen schwant, dass Kickl ein Politiker mit Faustschlagqualität ist, der ihnen bei der geringsten Widerrede die Fresse polieren würde, sofern sie eine hätten. Im Vergleich zu Kickls Blick wäre selbst ein vorzeitiger Winterfrost eine botanische Wohltat für sie.

Offenbar gibt es nur einen, der mir künftig sicher nicht in den Garten schauen wird, und das ist H.-C. Strache. Was man aus den Medien so mitbekommt, wird dem verdienten Mann übel mitgespielt. Zwanzig Jahre lang hat er sich den Hintern für die Partei aufgerissen, nun lässt man ihn fallen wie eine heiße Kartoffel.

Was Strache auf Twitter ablaicht, ist jedermann ebenso wurscht wie das, was er auf Facebook verzapft. Anstatt von tausenden Plakaten in die Gärten seiner geliebten Heimat Österreich hineinzuschauen, sitzt er zu Hause und schaut höchstens auf seinen Gummibaum. Es ist ein Jammer, wie manche politische Karrieren zu Ende gehen. (Christoph Winder, 22.9.2019)