Es sind acht sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die als Listenerste für ihre Partei bei der Nationalratswahl kandidieren. Ihre politischen Ideen und Konzepte kennt man nun weitgehend – aber wie ticken sie privat?
DER STANDARD hat den Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen ein paar leichte Fragen gestellt – und ein paar schwierigere. Jene, die offenblieben, haben wir selbst beantwortet und mit * versehen.
Sebastian Kurz
Partei: die "neue" ÖVP
Alter: 33
Familienstand: ledig, seit der Schule mit Susanne Thier liiert
Kinder: keine
Präferierter Koalitionspartner: eigentlich niemand, aber wenn sich keine absolute Mehrheit ausgeht, wird sich wer finden – in der Reihenfolge: FPÖ, Neos, Grüne und mit großem Abstand SPÖ*
Lieblingsbuch: "Die Kunst der Freiheit" – eine Biografie über den polnischen Bergsteiger Voytek Kurtyka
Lieblingsserie: Dokus wie "Universum"
Präferiertes Schnitzel: Wiener Schnitzel, sehr dünn und knusprig
Alternativer Berufswunsch: Rechtsanwalt
Urlaubsziel: Südtirol
Ausgleich/Hobbys: Fitnesscenter, Wandern mit Anhängern
Budget: sieben Millionen und angeblich kein bisschen mehr*
Vorbild: meine Eltern
Karriere: Chef der Jungen ÖVP (2009), Landtagsabgeordneter in Wien (2010), Staatssekretär für Integration (2011), Außenminister (2013), ÖVP-Chef und Bundeskanzler (2017)
Unnützes Wahlwissen: war laut offizieller Biografie ein "Baby auf der Überholspur"*
Patzer: Heinz-Christian Strache als Vizekanzler, Judith Grohmann als Biografin*
Bester Sager: "Ich glaube nicht, dass es eine gute Entwicklung ist, wenn immer weniger Menschen in der Früh aufstehen, um zu arbeiten, und in immer mehr Familien nurmehr die Kinder in der Früh aufstehen, um zur Schule zu gehen."*
Besonderes Kennzeichen: schließt gerne Routen*
Größte Schwäche: bildet sich ein, im Waldviertel aufgewachsen zu sein*
Pamela Rendi-Wagner
Partei: SPÖ
Alter: 48
Familienstand: verheiratet
Kinder: zwei Töchter
Präferierter Koalitionspartner: insgeheim die Grünen, eine rot-grüne Koalition wird sich aber nicht ausgehen; Kurz ist genehm, um eine türkis-blaue Neuauflage zu verhindern*
Lieblingsbuch: "Djamila" von Tschingis Aitmatow
Lieblingsfilm: "Eat, Pray, Love" mit Julia Roberts
Präferiertes Schnitzel: Cordon bleu – oder wie Rendi-Wagner sagt: "ein Gordon"*
Alternativer Berufswunsch: alles außer Politikerin, ihr aktueller Job ist der Ärztin eher passiert*
Urlaubsziel: zuerst wie alle Österreicher nach Jesolo, dann wie zumindest ein ÖVP-naher Österreicher mit Fotoapparat nach St. Tropez*
Ausgleich/Hobbys: mit der Familie und dem Hund spazieren, Rad fahren, Ski fahren, wandern
Budget: bloß nicht mehr als sieben Millionen Euro – plus was die befreundeten Gewerkschafter finanzieren*
Vorbild: alle alleinerziehenden Mütter
Karriere: Ärztin, Wissenschafterin, Spitzenbeamtin, SPÖ-Mitglied, Gesundheits- und Frauenministerin, Abgeordnete, Parteichefin
Unnützes Wahlwissen: Salatblätter nützt sie auf Anraten einer Schauspielerin nur noch, um sich kalte Luft zuzufächern*
Patzer: nächtliche Interviews mit roten Geistern im Rücken*
Bester Sager: "Das Schnitzel darf nicht zum Luxus werden!"*
Besonderes Kennzeichen: hat Wahlkampfsneaker, auf denen "Pamtastic" steht*
Größte Schwäche: die drei D – Dornauer, Drozda, Doskozil*
Norbert Hofer
Partei: FPÖ
Alter: 48
Familienstand: verheiratet
Kinder: 4
Präferierter Koalitionspartner: ÖVP, ÖVP, ÖVP. Die ÖVP mag er wirklich gerne.*
Lieblingsbuch: Eckhart Tolle: "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart"
Lieblingsserie: Agatha-Christie-Verfilmungen mit Sir Peter Ustinov mag er auch sehr gerne.
Präferiertes Schnitzel: isst jetzt vegetarisch
Alternativer Berufswunsch: Pilot
Urlaubsziel: nicht Ibiza, sondern Kroatien
Ausgleich/Hobbys: die Fliegerei und Mountainbiken
Budget: "Das liegt im Rahmen der gesetzlichen Vorgabe", beruhigt sein Büro.
Vorbild: hat er keines
Karriere: war Langzeit-Präsidentschaftskandidat, Infrastrukturminister und Parteiprogrammschreiber und Dritter Nationalratspräsident
Unnützes Wahlwissen: Er pritschelt am liebsten im Badefass auf seiner Terrasse.*
Patzer: H.-C. Strache, weil er ihn mit seinem Ibiza-Abenteuer aus seinem Bundespräsidententraum gerissen hat – und er jetzt statt Strache den FPÖ-Chef geben muss.*
Bester Sager: "Mit den Identitären will ich schon lange nichts zu tun haben."*
Besonderes Kennzeichen: Dauerlächeln*
Größte Schwäche: H.-C. Strache*
Beate Meinl-Reisinger
Partei: Neos
Alter: 41
Familienstand: verheiratet
Kinder: 3
Präferierter Koalitionspartner: nur nicht die FPÖ
Lieblingsbuch: "Erklärt Pereira" von Antonio Tabucchi
Lieblingsserie: "The Crown", "Babylon Berlin", "Homeland"
Präferiertes Schnitzel: die Schnitzelvarianten vom Concordia Schlössl
Alternativer Berufswunsch: derzeit glücklich, hat aber einmal eine Fremdenführerausbildung begonnen
Urlaubsziel: Steiermark
Ausgleich/Hobbys: Lesen, Wandern, Radfahren, Stand-up-Paddling
Budget: siehe "www.neos.eu/transparenz" ;-) #machtsonstkeiner
Vorbild: Rosa Parks, Janusz Korczak, Marie Curie, Nelson Mandela, Vaclav Havel
Karriere: Die "muss mit der Familie vereinbar sein", sagt sie. Und das war bisher mit Jobs als Assistentin von Othmar Karas, als politische Referentin bei ÖVP-Wien-Chefin Christine Marek, in der Wirtschaftskammer und dem Wirtschaftsministerium vereinbar. 2012 gründete sie die Neos, kam mit ihnen ins Parlament und den Wiener Landtag und wurde 2018 deren Obfrau.
Unnützes Wahlwissen: 2018 wurde sie beim Skifahren von einem Wintergewitter überrascht und von einem Blitz getroffen.*
Patzer: hat ihren Gegnern vorgeworfen, "kinderlose Karrieristen" zu sein*
Bester Sager: "Kommunismus tötet nachweislich, nicht Kapitalismus."*
Besonderes Kennzeichen: streckt gelegentlich die Zunge heraus*
Größte Schwäche: kann sich nicht damit abfinden, dass die Neos als neoliberal gelten*
Peter Pilz
Partei: Jetzt
Alter: 65
Familienstand: verheiratet
Kinder: keine, dafür zum Glück Nichte und Neffe
Präferierter Koalitionspartner: nicht FPÖ, nicht Kurz-ÖVP
Lieblingsbuch: Alfred B. Guthrie: "Der Weg nach Westen"
Lieblingsserie: "Flipper"
Präferiertes Schnitzel: jedes außer Pute
Alternativer Berufswunsch: rechter Außenverteidiger, offensiv eingestellt
Urlaubsziel: Huam in der Steiermark
Ausgleich/Hobbys: Berg, Wald, Holz, Kochen, Rad, Tauchen
Budget: 300.000 bis 400.000 Euro
Vorbild: Bruno Kreisky ein bisserl
Karriere: studierter Volkswirt, Mitbegründer der Grünen, ab 1986 fast durchgehend Abgeordneter im Nationalrat oder Wiener Landtag, Aufdecker von realen, angeblichen und vermeintlichen Skandalen, seit Sommer 2017 Frontmann der Liste Pilz
Unnützes Wahlwissen: Die Namen der restlichen Abgeordneten seiner Liste – denn die sind so oder so nach der Wahl (fast) alle weg.*
Patzer: mehr Streit als Solidarität in der eigenen Partei*
Bester Sager: "Keine Entwarnung für die Schwammerln, die suche ich trotz Wahlkampf."*
Besonderes Kennzeichen: lässiger Umgang mit der Unschuldsvermutung*
Größte Schwäche: die Umfragewerte*
Werner Kogler
Partei: Grüne
Alter: 57
Familienstand: Lebensgemeinschaft
Kinder: keine
Präferierter Koalitionspartner: Erst müsse man den Wiedereinzug in den Nationalrat schaffen, dann stelle man sich diese Frage.
Lieblingsbuch: Milan Kundera: "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"
Lieblingsserie: Champions League, "Eisenbahn-Romantik"
Präferiertes Schnitzel: Pasta
Alternativer Berufswunsch: Lokführer
Urlaubsziel: Hafenstädte
Ausgleich/Hobbys: Gehen, Lesen
Budget: knapp eine Million für Kampagne Vorbild: Nelson Mandela
Karriere: Umweltökonom, dann Grünen-Politiker
Unnützes Wahlwissen: Filibuster-Rekordhalter: Kogler verzögerte den Beschluss des Budgets 2011 durch eine Dauerrede am 16. Dezember 2010 im Budgetausschuss erheblich, nämlich um ganze zwölf Stunden und 42 Minuten. Sie begann um 13.18 Uhr und endete um Punkt zwei Uhr mit den Worten: "Das ist eigentlich schon alles, was ich sagen wollte."*
Patzer: die Affäre Chorherr*
Bester Sager: "Deppert schaun ist unsere Kernkompetenz." (Gehört bei der STANDARD-Wahlkampfreportage beim Altausseer Kirtag, als er etwas unwillig, aber doch für ein Foto mit Fans einen Trachtenhut aufsetzte – nicht ohne dabei seiner größten Schwäche nachzugeben und ihn grün zu schmücken... siehe unten)*
Besonderes Kennzeichen: Highspeed-Steirisch*
Größte Schwäche: die grüne Sonnenbrille im Haar*
Ivo Hajnal
Partei: Spitzenkandidat der KPÖ, aber Mitglied in der Alternativen Liste Innsbruck
Alter: 58
Familienstand: verheiratet
Kinder: keine
Präferierter Koalitionspartner: noch nicht erfunden, also lieber Single
Lieblingsbuch: George Packer: "The Unwinding: An Inner History of the New America" ("Die Abwicklung: Eine innere Geschichte des neuen Amerika" )
Lieblingsserie: "Counterpart"
Präferiertes Schnitzel: Cordon bleu
Alternativer Berufswunsch: Fußballtrainer
Urlaubsziel: Balkonien
Ausgleich/Hobbys: Laufsport, Berge
Budget: 128.000 Euro (0 Euro für Frisuren)
Vorbild: Ist es nicht zwecklos, jemandem nachzueifern?
Karriere: Studium der Indogermanischen Sprachwissenschaft und Altphilologie an der Universität Zürich, Professuren an den Universitäten Berlin und Münster, jetzt an der Uni Innsbruck, wo er dem Senat vorsitzt.
Unnützes Wahlwissen: der offizielle siebenteilige Endlosname seiner unter der Kurzform KPÖ antretenden Wahlplattform*
Patzer: zu wenig Haargel beim windigen Fotoshooting mit dem STANDARD (siehe Antwort zu "Budget")*
Bester Sager: "Ich muss nicht antikapitalistisch sein, denn der Kapitalismus schafft sich gerade selbst ab."*
Besonderes Kennzeichen: schweizerischer Spracheinschlag*
Größte Schwäche: die düstere Vergangenheit des Kommunismus*
Fayad Mulla
Partei: Wandel
Alter: 38
Familienstand: ledig
Kinder: keine
Präferierter Koalitionspartner: Wir streben die Absolute an – bis dahin eventuell die Grünen und die SPÖ, falls die ihr Rückgrat findet.
Lieblingsbuch: Franz Kafka: "Der Prozess"
Lieblingsserie: "The Office"
Präferiertes Schnitzel: Cordon bleu
Alternativer Berufswunsch: Herausgeber der "Arbeiterzeitung 2.0"
Urlaubsziel: USA
Ausgleich/Hobbys: Fotografieren, "Go"-Spielen, Reisen
Budget: 10.000 Euro
Vorbild: Willy Brandt, John Lennon, Bruno Kreisky
Karriere: Alles Mögliche: Nachtportier, Regionalleiter für Flüchtlingsquartiere. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit kam nun die Nationalratswahl dazwischen.
Unnützes Wahlwissen: Auf dem Stimmzettel fehlt dem Wandel ein e, dort scheint die Liste als Wandl auf. Grund: Die Kurzbezeichnung einer Partei auf dem Stimmzettel darf höchstens fünf Buchstaben haben.*
Patzer: war bis 2018 Geschäftsführer bei der Liste Pilz*
Bester Sager: "Ich sehe uns nicht als weitere linke Partei, da ich nicht finde, dass andere linke Parteien existieren und progressive Politik machen."*
Besonderes Kennzeichen: trägt nach einer Augenverletzung auch bei bewölktem Himmel gerne Sonnenbrille*
Größte Schwäche: Nur die Wenigsten, die laut Onlinewahlkabine den Wandel mögen, werden ihn in der realen Wahlkabine auch wählen.* (red, 21.9.2019)