Die Österreicher sind reiselustig, wie auch eine Ruefa-Studie zeigt: Dieses Jahr wollen 88 Prozent verreisen. Der Trend geht weg von einem einzigen langen Urlaub hin zu häufigeren, kürzeren Reisen. 80 Prozent der Befragten fahren bis zu dreimal im Jahr auf Urlaub, jeder Fünfte sogar viermal oder öfter.

In Zeiten von Fridays for Future plagt viele bei der Urlaubsplanung dann allerdings das schlechte Umweltgewissen. Daher präsentieren wir fünf außergewöhnlich umweltfreundliche europäische Städte und beschreiben, wie – oder ob – man ohne Flugzeug hinkommt.

Kopenhagen

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty Images/AleksandarGeorgiev

Kopenhagen gilt als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit, die Stadt soll bis 2025 zur weltweit ersten CO2-neutralen Hauptstadt werden. Neben auffällig vielen Parks gibt es ein besonders großes Fahrradwegenetz – 55 Prozent der Einwohner erledigen ihre täglichen Wege mit dem Drahtesel. "Und auch Touristen sind eingeladen, die Stadt auf dem Fahrrad zu erkunden", wie Jonas Løvschall-Wedel von der städtischen Tourismusagentur sagt.

Besucher können aber auch solarbetriebene Boote durch die Kopenhagener Kanäle steuern oder im sauberen Hafen schwimmen. Neuerdings gibt es sogar eine ganzjährige Kunststoff-Skipiste auf der städtischen Müllverbrennungsanlage.

Sollte man Abwechslung suchen, braucht man seinen Aufenthalt noch nicht zu beenden, denn in nur 40 Minuten erreicht man per Zug das schwedische Malmö.

Anreise ohne Flugzeug: Die ÖBB bietet Wien–Kopenhagen ab 89 Euro an, von Linz aus ab 79 Euro (15 bis 20 Stunden). Per Flixbus erreicht man die dänische Hauptstadt ab 60 Euro (etwa 20 Stunden). Mit dem Auto braucht man für die 1.200 Kilometer rund 14 Stunden Fahrzeit.

Amsterdam

Foto: Getty Images/iStockphoto

Auch in der Grachtenstadt lassen die Einheimischen bekanntermaßen ihre Fahrräder nur selten stehen – angeblich gibt es mehr Räder als Einwohner. Sollte man dennoch auf das Auto ausweichen müssen, dann bitte aufs Elektroauto. Amsterdam war eine der ersten Städte, die hunderte Ladestationen aufstellen ließen, selbst der Müll wird von Elektro-Lkws eingesammelt.

Zur nachhaltigen Nächtigung laden Conscious Hotels oder die Amsterdamer Häuser des Hotel V ein. (Souvenir-)Shopping kann man in einem der liebevoll eingerichteten Vintage- oder Secondhandshops erledigen, und ganz ohne Abfälle wird in den unzähligen Unverpackt-Läden eingekauft.

Anreise ohne Flugzeug: Mit der ÖBB-Sparschiene kann man von Wien um 89 Euro nach Amsterdam fahren (13 bis 18 Stunden), Flixbus bietet eine Direktverbindung ab 40 Euro an (etwa 17 Stunden). Mit dem Auto legt man die knapp 1.200 Kilometer in elf Stunden Fahrzeit zurück.

Stockholm

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty Images/fotoVoyager

Die schwedische Hauptstadt gilt gar als Vorbild im Kampf gegen Treibhausgase und Luftverschmutzung, bereits im Jahr 2010 wurde sie als erste grüne Hauptstadt Europas ausgezeichnet. Viele Busse und Taxis fahren mit Biokraftstoff. Wie Birgitta Palmér von der Tourismusagentur Visit Stockholm betont, will die Stadt bis 2040 völlig frei von fossilen Brennstoffen sein, bereits heute werde ihr kompletter Strombedarf durch erneuerbare Energien gedeckt.

Wer sich für ökologische Architektur interessiert, sollte dem Stadtteil Hammarby Sjöstad einen Besuch abstatten: Vom Baubeginn im Jahr 2004 an wurden umweltschonende Maßnahmen wie Energiegewinnung aus Haushaltsabfällen umgesetzt. 80 Prozent der Wege werden dort mit Öffis, per Rad oder per pedes zurückgelegt.

Anreise ohne Flugzeug: Flixbus hat die Strecke Wien–Stockholm ab 80 Euro im Repertoire (32 Stunden Reisezeit). Per Zug ist Stockholm in etwa 25 Stunden zu erreichen, wobei bei den ÖBB nur die erste Teilstrecke bis Hamburg gebucht werden kann. Mit dem Auto braucht man 20 Stunden und ist zusätzlich auf eine Fähre angewiesen – mit mehreren Mitfahrern ist man so auf jeden Fall umweltfreundlicher als mit dem Flugzeug.

Reykjavík

Foto: APA/AFP/HALLDOR KOLBEINS

Auch auf Island legt man viel Wert auf Umweltschutz, schließlich hat man eine der schönsten und schützenswertesten Landschaften der Welt – Geysire, Fjorde und Vulkane inklusive. Die Insel verfügt über ein gutes öffentliches Busnetz, Reykjavík selbst ist von Radwegen durchzogen. Zudem will das Land ab 2050 auf fossile Brennstoffe verzichten, schon jetzt basiert die Wirtschaft zu 85 Prozent auf erneuerbaren Energien. Das fällt den Isländern aber leichter als manch anderen, denn natürliche Ressourcen wie geothermische Brunnen werden genutzt, um Reykjavík mit Energie zu versorgen.

Anreise ohne Flugzeug: Ohne Flugzeug ist die Insel nur schwer zu erreichen, doch es ist möglich. Von Hirtshals, einer Hafenstadt im dänischen Jütland, bringt einen die Fähre nach Island. Die Überfahrt dauert etwa 48 Stunden und kostet in der Hauptsaison (ohne Auto, ein Erwachsener) 185 Euro – davor muss man aber in den Norden Dänemarks kommen.

Lissabon

Foto: Imago/robertharding

Die portugiesische Hauptstadt erhielt dieses Jahr den European Green Capital Award 2020. Vor allem in Mobilitätsfragen ist Lissabon nachhaltig: Der Autoverkehr in der Stadt ist eingeschränkt, dafür warten über 500 Ladestationen für E-Autos. Seit 2017 gibt es zudem ein Bikesharing-Programm mit zwei Dritteln E-Bikes für die hügelige Stadt.

Reisende können in nachhaltigen Unterkünften wie dem Inspira Santa Marta Hotel übernachten, wo auf abbaubare Baumaterialien und Ressourcen-Sparsamkeit geachtet wird. Zudem gibt es eine große Auswahl an umweltfreundlichen, veganen Restaurants zu entdecken, wie das Foodprintz Café oder das Olokun.

Anreise ohne Flugzeug: Die Verbindung Wien–Lissabon gibt es bei Eurolines um 113 Euro (Reisedauer über zwei Tage). Alternativ fährt man mit dem Auto etwa 27 Stunden (knappe 3.000 Kilometer) – dabei kann man auf dem Weg allerdings schöne Zwischenstopps einlegen.

Grundsätzlich gilt: Wer weit herumkommen, aber nicht fliegen will, muss Zeit haben und sollte nicht allzu viel Wert auf Komfort legen. Das muss jeder für sich entscheiden – je nachdem, ob der Nachtbus oder das schlechte Gewissen unbequemer sind. (Martina Reinegger, 4.10.2019)