Für regionales Obst und Gemüse ist der Konsument auch bereit höhere Preise zu zahlen.

Foto: Apa/ Hans Punz

Das Nein zum EU-Mercosur-Pakt ist aus österreichischer Sicht beschlossene Sache. Spielt hier nur der Wahlkampf eine Rolle oder steckt tatsächlich eine Vorliebe der Verbraucher nach regionalen oder gar lokalen Produkten dahinter? Inspiziert man heimische Supermarktregale, dürfte zumindest bei Lebensmitteln Letzteres zutreffen. Es liegt viel Heimeligkeit in der Luft: Kürbiskernöl aus der Steiermark, burgenländischer Rotwein oder Kärntner Kasnudeln. Viele Geschäfte in Österreich wollen Heimatgefühl vermitteln. Doch steckt nicht überall, wo Österreich draufsteht, so viel Heimat darin – manchmal ist es nur ein Marketing-Gag.

Nachfrage nach Regionalität ist groß

Der Handel lässt sich nicht so genau in die Karten schauen. Herwig Schuster von Greenpeace bescheinigt aber positive Tendenzen: "Die Österreich-Fahne steckt hierzulande auf mehr Produkten als in Ländern vergleichbarer Größe." An Tonnen gemessen geht er davon aus, dass mehr als die Hälfte der Lebensmittel im Handel aus Österreich kommen. Milch beispielsweise könnte der Handel durchaus billiger aus Deutschland verkaufen. Doch es gebe im Handel einen gewissen Konsens, bei bestimmten Lebensmittelprodukten tatsächlich zu heimischen Produkten zu greifen. Das bestätigt auch Spar-Sprecherin Nicole Berkmann: "Die große Nachfrage nach Regionalität geht sogar so weit, dass sich Milch aus anderen Bundesländern nicht so gut verkauft." Zur Regionalität kommt somit noch der Faktor der Lokalität hinzu.

Wo profitieren die Bauern

Profitieren nun auch die Bauern vom Trend zur Regionalität? "Das tun sie definitiv", ist sich Franz Sinabell vom Wifo sicher. Die heimischen Produzenten könnten sich von anderen Produkten am Weltmarkt differenzieren und dadurch höhere Preise erzielen. Hinzu kommt die Wertschätzung der Verbraucher für die Herkunft aus der Heimat. Die scheint den Österreichern besonders am Herzen zu liegen. So lautet auch der Tenor einer aktuellen Studie von Integral und T-Factory. Der verunsicherte Konsument suche in einer globalen Welt Halt. Regionalität vermittle Orientierung, Sicherheit und Sinn. Profitieren die Produzenten selbst auch von dem großen Wunsch nach Regionalität? Schuster sagt dazu: "Dort wo der Handel sich mit einzelnen Bauern in einer Region zusammentut, um ihm etwa die Erdäpfel abzunehmen schon", kostet der Apfelsaft im Handel 2,50 Euro bekommt der Bauer 1,50 Euro. Die Entwicklung sei durchaus ökonomisch getrieben. Die Produzenten hätten schon lange erkannt, dass sie ihre Produkte in eigenen Hof-Läden gewinnbringender vermarkten können. Damit setzen sie auch den Handel unter Druck, verstärkt solche Kooperationen einzugehen.

Intransparenz bei Eigenmarken

Den Bauernvertretern reicht das noch nicht: Georg Strasser, österreichischer Bauernbundpräsident, spricht von einer teils angespannten Situation für die österreichischen Bauern. Vor allem die Eigenmarken in den Billigsegmenten, S-Budget, Clever und wie sie alle heißen, hält er für problematisch. Durch die Intransparenz bei der Herkunft der Inhalte sei es möglich Butter beispielsweise aus Tschechien als österreichisches Produkt zu verkaufen. "Wir haben am österreichischen Markt eine starke Bindung der Kunden zu heimischen Lebensmitteln aufgebaut", daher würden die Bauern unter der fehlenden Transparenz leiden. Durch den bevorstehenden Brexit kommen Bauern noch zusätzlich unter Druck, da "Irland die Milch am EU-Festland verkaufen will", irische Butter wäre dann günstiger als die Heimische. Der Handel würde die Sache aber ernster nehmen als früher. Am Mazola Maiskeimöl war lange Zeit eine rot-weiß-rote Schleife, mit dem Hinweis: Hergestellt in Österreich. Mittlerweile lese man dort: Abgefüllt in Österreich. (Lena Langbauer, 21.9.2019)