Die ÖVP will Supermärkten verbieten Lebensmittel wegzuwerfen, die Wirtschaftskammer lieber bestehende Modelle zum Umgang mit Lebensmitteln weiterführen

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Wien –Die ÖVP will gesetzlich regeln, dass Supermärkte künftig genussfähige Lebensmittel nicht mehr wegschmeißen dürfen. Derzeit buche der Handel pro Jahr rund 80.000 Tonnen an Produkten aus, nur 12.000 Tonnen würden an Bedürftige weitergegeben. In der nächsten Legislaturperiode, solle ein Verbot beschlossen werden, "das zumindest für große Supermärkte gilt".

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Frische Nahrungsmittel, die im Regal bleiben, sollen dann gemeinnützigen Vereinen und Bedürftigen zur Verfügung gestellt werden. Bereits bestehende Initiativen in diesem Bereich sollen ausgebaut werden. "Wir werden, gemeinsam mit dem Handel, einen Plan erarbeiten, wie wir mit dieser Verschwendung von Lebensmitteln Schluss machen können", sagte Ex-Umweltministerin Elisabeth Köstinger in einer Aussendung. Parteichef Sebastian Kurz sprach sich darin "gegen die Wegwerf-Gesellschaft" aus. Gegen die Praxis des Onlinehandels, Retouren zu vernichten brauche es wiederum eine europäische Lösung.

Kritik von der Wirtschaftskammer

Die Wirtschaftskammer lehnt die Pläne der ÖVP für eine gesetzliche Regelung, die Supermärkten das Wegwerfen von Lebensmitteln verbietet, ab. Die Folgen wären mehr Bürokratie und hohe Kosten. "In Österreich existiert ein sehr gut funktionierendes Modell zur Reduktion der anfallenden Lebensmittelabfälle, wozu sich heimische Handelsunternehmen freiwillig verpflichtet haben", so Handel-Spartenobmann Peter Buchmüller. Neue gesetzliche Auflagen wie den Vorschlag der ÖVP lehnt Buchmüller ab: "Sinnvoller und zielführender wäre es vielmehr, das bestehende, gut eingespielte Modell weiter auszubauen"

Für eine Weiterentwicklung der bestehenden Praxis, jedoch auf verbindlicher Basis, sprach sich auch die SPÖ in einer Aussendung aus. Man sei dafür, dass Lebensmittel die noch gut sind, aber nicht mehr verkauft werden dürfen, in Zukunft verpflichtend an soziale Einrichtungen weitergegeben werden müssen. Die Vorgehensweise soll also nicht mehr wie bisher freiwillig sein. Man wolle dafür auch in die notwendige Infrastruktur wie Lager und Kühlräume investieren, heißt es in der Aussendung.

Lebensmittel für soziale Einrichtungen und Futtermittelherstellung

Im Moment werden Lebensmittel die nicht mehr verkauft werden können vom Handel freiwillig an soziale Einrichtungen gespendet und Brot und Gebäck vom Vortag wird verbilligt angeboten. Dazu kämen Produktinnovationen, mit denen Lebensmittel recycelt würden, indem etwa altes Brot und Gebäck bei der Bierherstellung zum Einsatz komme, heißt es von der Wirtschaftskammer. Darüber hinaus seien 10.000 Tonnen an nicht verkäuflichen Lebensmitteln als Tierfutter oder zur Futtermittelherstellung verwertet worden, zitiert man das Landwirtschaftsministerium.

Gegen ein gesetzliches Verbot Lebensmittel weg zu werfen sprach sich auch der österreichische Handelsverband aus. Ähnliche gesetzliche Regelungen in in Frankreich und Tschechien hätten gezeigt, dass durch ein Wegwerfverbot vielfach große Mengen an Warenspenden in teils fragwürdiger Qualität anfallen würden, welche von den Sozialeinrichtungen trotzdem übernommen und verteilt werden müssten. Außerdem müsse Lebensmittelverschwendung dort bekämpft werden wo sie tatsächlich passiere und das sei nicht im Handel sondern in privaten Haushalten. "Laut Greenpeace stammen 42% der heimischen Lebensmittelabfälle im Rest- und Bio-Müll aus Haushalten, aber nur 5% aus dem Handel", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. (APA, red 21.9.2019)