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Paris – Eine Klimademonstration in Paris mit rund 15.000 Teilnehmern ist am Samstag von Gewalt von Linksradikalen überschattet worden. Mitglieder des sogenannten Schwarzen Blocks mischten sich nach Behördenangaben unter die Teilnehmer der Klimakundgebung, zündeten Mistkübel an und schlugen Scheiben ein. Die Polizei setzte Tränengas ein, es gab mehr als 160 Festnahmen.

In der französischen Hauptstadt fanden gleich drei Demonstrationen statt: An der Kundgebung "Für das Klima und die soziale Gerechtigkeit" nahmen nach Angaben der Veranstalter 50.000 Menschen teil, die Präfektur sprach von 16.000 Teilnehmern. Der Fachdienst Occurence kam auf gut 15.000 Teilnehmer.

Zuvor gab es bereits eine Demonstration der Gelbwesten-Protestbewegung, am Nachmittag eine Gewerkschaftskundgebung gegen die Pensionsreform der Regierung.

Erst mit Gelbwesten, dann mit Klimaschützern

Die gewaltbereiten Demonstranten gingen zunächst zusammen mit den Gelbwesten auf die Straße und schlossen sich dann der Klimakundgebung an. Der Schwarze Block habe sich dann auf dem Boulevard Saint-Michel im Quartier Latin sehr schnell in die Klimademo eingereiht, teilten die Behörden mit.

Nachdem etwa 150 militante, teilweise maskierte Demonstranten Beamte beworfen, zwei Bankfilialen attackiert und Mülleimer sowie E-Scooter angezündet hätten, seien die Sicherheitskräfte eingeschritten, verlautete aus informierten Kreisen. Die Polizei setzte Tränengas ein und schoss mit nicht-tödlicher Munition.

Insgesamt nahmen laut Polizeipräfektur tausend "radikale" Demonstranten aus dem ultralinken Lager und von den Gelbwesten an der Kundgebung teil. Bis zum Abend wurden nach Polizeiangaben mehr als 160 Menschen festgenommen. Innenminister Christophe Castaner dankte den Sicherheitskräften. "Es wurden gewalttätige Menschen festgenommen und Ausschreitungen beendet", schrieb der Vertraute von Staatschef Emmanuel Macron auf Twitter.

Vorwürfe von Greenpeace gegen die Polizei

Zwei der Veranstalter, Greenpeace und Youth for Climate, riefen die Demonstranten angesichts der Ausschreitungen auf, nach Hause zu gehen. Greenpeace warf der Polizei vor, auch gegen friedliche Demonstranten, darunter Familien, Tränengas eingesetzt zu haben. Am Weltklimastreik am Freitag hatten sich nur knapp 10.000 Menschen in Paris beteiligt.

Bereits am Samstagvormittag versammelten sich mehrere hundert Gelbwesten in Paris. Nach Angaben der Polizeipräfektur hatten einige Hämmer und Benzinkanister bei sich. Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben, die in Richtung der Champs-Elysées unterwegs waren.

Für den Prachtboulevard war ein Demonstrationsverbot verhängt worden, da die Behörden Ausschreitungen befürchteten. Auch Touristen und Pariser, die Sehenswürdigkeiten besichtigen wollten, wurden von der Polizei zurückgedrängt. Einige Gebäude blieben am Tag des Denkmals geschlossen, unter anderem der Triumphbogen, der im Dezember von Demonstranten schwer beschädigt worden war.

7500 Beamte im Einsatz

Nach Polizeiangaben waren rund 7.500 Sicherheitskräfte im Einsatz – so viele wie zuletzt am 1. Mai, als es in Paris schwere Krawalle gab. Auch Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge standen bereit. Polizisten in Uniform und in Zivil kontrollierten zahlreiche Menschen.

In Sicherheitskreisen war befürchtet worden, dass sich Mitglieder der Gelbwesten und Mitglieder des Schwarzen Blocks, "die alles zerstören wollen", zusammentun könnten. Auf Seiten der Gelbwesten äußerten einige Aktivisten die Hoffnung, dass es zu einem Zusammenschluss mit den Umweltaktivisten kommen könne. "Dieser Tag ist symbolisch für uns, für den Zusammenschluss der Kämpfe für das Klima, die Pensionen", sagte Eric, nach eigenen Angaben Mitglied der Gelbwesten in Toulouse.

Klimademonstrationen in ganz Frankreich

Zu Klimaprotesten war auch in Straßburg, Lyon und Bordeaux aufgerufen. In Lyon versammelten sich laut Präfektur rund 5.000 Menschen. Umweltschützer gehen derzeit weltweit auf die Straße. Anlass ist der UN-Klimagipfel am Montag in New York. (APA, red 21.9.2019)