Bild nicht mehr verfügbar.

"Dominic, spiel dein Spiel".

Foto: REUTERS/Pierre Albouy

Genf – Dominic Thiems erste Niederlage im dritten Duell mit Taylor Fritz hat das Team Europa beim Laver Cup in Genf unerwartet mit 7:11 ins Hintertreffen gebracht. Nachdem schon das Doppel zu Beginn des Schlusstages des Teambewerbs an die Crew von Kapitän John McEnroe gegangen war, konnte Thiem für das Team Europa das Blatt nicht wenden. Der 26-Jährige unterlag Fritz 5:7,7:6(3),5:10.

Damit standen die vom Schweden Björn Borg betreuten Europäer in den verbleibenden Einzeln unter Siegzwang, um die höchste Führung für ein Team Welt in der Laver-Cup-Geschichte umzudrehen. Roger Federer hat im ersten von zwei Entscheidungsspielen die Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung gewahrt. Der 38-Jährige besiegte im vorletzten Einzel den US-Amerikaner John Isner 6:4,7:6(3). Das Team Welt lag damit nur noch 11:10 in Front. Die Entscheidung brachte die Partie Alexander Zverev (GER) gegen Milos Raonic (CAN). Im Doppel hatten Federer/Stefanos Tsitsipas (GRE) gegen Isner/Jack Sock (USA) verloren.

Thiem war unerwartet zu seinem zweiten Einsatz an diesem Wochenende gekommen. Nach seinem Sieg im Eröffnungseinzel im Match-Tiebreak gegen den Kanadier Denis Shapovalov war er nicht mehr nominiert, musste dann aber für den an einer Entzündung in der Hand laborierenden Spanier Rafael Nadal einspringen. Auch der ursprüngliche Gegner stand mit dem Australier Nick Kyrgios nicht auf dem Platz. McEnroe stellte stattdessen Fritz für dieses wichtige Match auf.

Schlechte Chancenauswertung

Die davor gespielten Duelle mit Fritz hatte Thiem jeweils bei den US Open gewonnen. 2017 in der zweiten und 2018 in der dritten Runde setzte sich der Niederösterreicher jeweils in vier Sätzen durch. Ausschlaggebend für die erste Niederlage gegen den 21-jährigen Kalifornier war die schlechte Chancenauswertung. Keinen seiner sieben Breakbälle nutzte Thiem, Fritz auch nur einen von acht. Der reichte aber zum Gewinn des ersten Satzes, danach entschied eben jeweils ein Tiebreak.

Schon in den ersten beiden Returnspielen hatte Thiem einige Breakchancen, so richtig bitter wurde es für den 26-Jährigen aber bei bzw. ab 5:5. Nachdem sich der Weltranglistenfünfte als Rückschläger ein 40:0 erarbeitet hatte, vergab er alle drei Chancen auf das vielleicht entscheidende 6:5. Danach kam der zweifache French-Open-Finalist bei seinem Aufschlag ins Hintertreffen, wehrte sich noch nach Kräften, der fünfte Satzball von Fritz saß aber per Rückhand-Passierschlag.

Starker Aufschläger

Einen Breakball Thiems auch gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs beantwortete Fritz mit einem seiner zehn Asse, sein Gegenüber kam da übrigens auf sechs Stück. Jubel auf und bei Europas Bank – die Europäer haben beide bisherigen Auflagen gewonnen – unter den mitfiebernden Federer, Nadal, Zverev, Tsitsipas, Fabio Fognini (ITA), Ersatzspieler Robert Bautista Agut (ESP) und natürlich Borg brandete auf, als Thiem bei 1:2 und 0:40 mit fünf Punkten en suite zum 2:2 ausglich.

In der Folge ging es ins Tiebreak, in dem der zuletzt wochenlang gesundheitlich angeschlagen gewesene Österreicher rasch für klare Verhältnisse sorgte. Da ließ es sich auch verschmerzen, dass nach einer 6:1-Führung erst der dritte Satzball saß. Thiem nahm das Momentum vorerst auch mit, lag im Match-Tiebreak mit Mini-Break 2:1 in Front. Dann aber kam Fritz in Fahrt, distanzierte seinen Gegner mit starken Bällen mit 8:3, ehe er bei 9:5 seinen ersten Matchball verwertete.

Fritz sprach danach von seinem wichtigsten Sieg. "Es bedeutet so viel mehr, wenn man für ein Team spielt", erklärte der Weltranglisten-30. Er habe erst zwei Stunden vor dem Match von seinem Einsatz erfahren. Schulterprobleme hatten das Out von Kyrgios verursacht. Glücklich war auch McEnroe: "Erwarte das Unerwartete", meinte der 60-Jährige. "Noch ein Sieg, und wir haben es." Davor hatte das Team Europa beklagt, dass es zu spät von der Umstellung von Team Welt erfahren habe.

Thiem mit gemischten Gefühlen

Thiem hat sich nach der Niederlage mit gemischten Gefühlen den Interviews gestellt: "Ich bin einerseits wütend, dass ich verloren habe. Aber andererseits habe ich ein gutes Match gespielt." Es sei eine gute Partie gewesen. "Im Endeffekt haben ein paar Sachen den Ausschlag gegeben. Wir waren beide auf der Höhe. Es war sicher mein bestes Match, seit ich von den US Open zurückgekommen bin."

Erst 10 bis 15 Minuten vor dem Match habe er erfahren, dass Taylor Fritz statt Nick Kyrgios spielen werde. Thiem selbst habe hingegen bereits in der Früh gewusst, dass er bereit sein müsse. "Rafa (Rafael Nadal, Anm.) hat schon sehr viel und intensiv gespielt bei den US Open", gab Thiem Einblick. "Aber es wird hart, dass er alle drei Tage spielt. Deswegen hat er gesagt, es soll jeder bereit sein. Heute in der Früh hat er gesagt, es wird für ihn nicht gehen."

Thiem wollte danach Roger Federer und Alexander Zverev von der Bank aus mit aller Energie unterstützen. "Damit wir den Laver Cup nach so einem Rückstand noch nach Europa holen." Das Format des Laver Cup sei sensationell. "In der Halle kann jeder gegen jeden gewinnen. Es ist alles sehr, sehr eng zusammen, da alle gut servieren. Das Spielen, die Zeit verbringen mit diesen Legenden – es ist eine unvergessliche Woche jedes Mal. Der Event hat sich wahnsinnig gut etabliert." (APA, 22.9.2019)