Andreas Gabalier, hier beim Soundcheck zu seinem Konzert in der Wiener Stadthalle am 31. August. Am Tag zuvor brach er ein ORF-Interview ab, als es politisch wurde.

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Wien – Schon zwei Wochen vor dem Interviewabbruch des Monats – AfD-Politiker Bernd Höcke im ZDF – endete ein ORF-Interview sehr abrupt und vorzeitig. Ein Manager von Andreas Gabalier stoppte die ORF-Moderatorin, als sie dem "Volks-Rock-'n'-Roller", wie vorher abgeklärt, auch politische Fragen stellte. Das Gabalier-Interview ging nicht auf Sendung – auch mangels Relevanz, erklärt der ORF auf STANDARD-Anfrage.

Der ORF bestätigt die STANDARD-Infos über den Abbruch. Am 30. August, vor Gabaliers großem Wien-Konzert, wurde ein Interview mit dem derzeit erfolgreichsten Lederhosenträger der Nation für die "ZiB Nacht" auf ORF 1 aufgezeichnet, gleich nach Gabaliers Live-Gastspiel in der ORF-2-Vorabendwohlfühlzone "Studio 2". Doch das Interview fand ein jähes Ende – und ging nie on air.

"Keine journalistisch verwertbaren Antworten"

Politische Fragen sollten Gabalier und seinen anwesenden Manager nicht überrascht haben, erklärt ein ORF-Sprecher auf STANDARD-Anfrage: "Die ORF1-Inforedaktion hat mit Gabaliers Management vorbesprochen, dass in einem Interview für eine Nachrichtensendung selbstredend (abseits von Fragen zur Tour) auch allgemein über Politik und aktuellen Wahlkampf gesprochen wird – etwa zu den aktuellen Themengebieten Ibiza-Gate, Hörbiger-Video (zum Thema Künstler und Politik) und persönliche Bilanz des bisherigen Wahlkampfs."

Die Vorgespräche dürften aber doch Interpretationsspielraum bei Gabalier und den Seinen gelassen haben. Als es denn im Interview politisch wurde, zeigte sich laut ORF-Auskunft "schnell, dass Andreas Gabalier keine journalistisch verwertbaren Antworten geben wollte".

Nächster Schritt laut ORF: "Nach wenigen Fragen entschied Gabaliers Management, die Aufzeichnung zu beenden und keine Autorisierung des bis dahin produzierten Interviewmaterials zu erteilen."

"Keine über Konzert-PR hinausgehenden" Äußerungen

Für den ORF, versichert der Sprecher, kein großer Schaden, denn: "Da das Gespräch bis zu diesem Zeitpunkt weder kontroverse noch relevante beziehungsweise keine über Konzert-PR hinausgehenden Äußerungen Gabaliers enthielt, sah die Nachrichtenredaktion ohnehin aus rein journalistischen Gründen von einer Verwendung des Materials als Studiogespräch ab. Auf Sendung ging ein Beitrag der Kulturredaktion anlässlich des Konzerts."

DER STANDARD ersuchte Gabaliers Agentur am Sonntag um eine Stellungnahme. Sobald sie vorliegt, reichen wir sie nach.

Gabalier nicht sicher, ober wählen geht

Eine eher unerwartete politische Botschaft von Gabalier gab es allerdings im Rahmen der von ATV, Puls 4 und Servus TV übertragenen Privat-TV-"Elefantenrunde" mit den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten am Sonntagabend. In einer Videozuspielung sprach der Sänger von einem "politische Kindergarten" angesichts dessen er sich nicht sei, ober am 29. September überhaupt wählen werde.

Gabalier erklärte zuletzt dem "Stern", als ihn das Magazin auf die Gabalier-Fanpartei FPÖ ansprach: "Viele Politiker haben öfter mal was auf Facebook gelikt. Mir steht es nicht zu zu bestimmen, wem meine Musik gefällt und nicht gefällt. Ich will nur nicht, dass es politisch verwendet wird. Das war's." Und: "Aber wenn man sich nicht für links starkmacht als Künstler, dann ist man automatisch rechts. Das habe ich immer sehr intolerant gefunden von jenen, die eigentlich Toleranz predigen."

Die "New York Times" widmete sich vor zehn Tagen dem Phänomen, das mit seinen volkstümlich inspirierten Songs österreichische Traditionen verherrliche. Sie zitierte unter dem Titel "Rocking Out in Lederhosen, With a Hint of Populism" Kritiker, die seine Lieder als Vehikel für rechte Botschaften einordnen. (fid/red, 23.9.2019)