Irans Präsident Rohani wird am Montag in New York erwartet.

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New York – Die Verantwortung für den Angriff auf saudi-arabische Ölanlagen liege beim Iran: Das sagte neben den USA und Saudi-Arabien am Montag nun auch der britische Premierminister Boris Johnson. Er würde eine Bitte um militärische Unterstützung der US-Regierung oder Saudi-Arabiens in Betracht ziehen, erklärte Johnson an Bord einer Regierungsmaschine auf dem Weg nach New York. Er werde den iranischen Präsidenten Hassan Rohani in New York aber treffen und mit ihm über die Angriffe sprechen.

In New York, wo gerade die Uno-Vollversammlung tagt, werden im Verlauf des Tages einige hochrangige iranische und westliche Staatschefs und Regierungsvertreter eintreffen – inmitten von Kriegsdrohungen zwischen dem Iran und den USA. Washington wirft Teheran vor, "blutrünstig" zu sein – setzte nach den Angriffen auf saudische Ölanlagen aber zunächst auf härtere Sanktionen und die Entsendung zusätzlicher Truppen in den Nahen Osten. Ausländische Truppen erhöhten die "Unsicherheit" in der Region, wetterte Rohani daraufhin. "Sie können Probleme und Unsicherheit für unser Volk und unsere Region verursachen", erklärte er am Sonntag bei einer Militärparade.

Rohani muss am Montag ohne seine Berater nach New York reisen – diese haben kein US-Visum erhalten. Auch der Staatschef selbst und sein Außenminister Javad Zarif mussten bis zuletzt auf ihre Einreiseerlaubnis warten und waren darüber zutiefst empört.

Kein USA-Iran-Treffen in Aussicht

Die Angriffe in Saudi-Arabien hatten Hoffnungen zunichtegemacht, dass es am Rande der Generalversammlung zu einem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Rohani kommen könnte. Diplomaten zufolge ist für Mittwoch allerdings ein Treffen zwischen dem Iran und den anderen Ländern des Atomabkommens von 2015 geplant, aus dem die USA im Alleingang ausgestiegen waren. Sie hatten damit die Spannungen in der Golfregion angekurbelt.

Frankreich will in der Krise vermitteln. Außenminister Jean-Yves Le Drian hat sich bereits am Sonntagabend mit Zarif getroffen, bestätigte ein Sprecher der iranischen UN-Delegation. Zarif wird sich am Montag auch mit seinem österreichischen Amtskollegen Alexander Schallenberg treffen. Österreich hat traditionell gute Beziehungen zum Iran und ist am Fortbestand des in Wien geschlossenen Atomdeals interessiert.

Die Angriffe in Saudi-Arabien haben die US-Sanktionen gegen den Iran – und auch den Ton zwischen den beiden Staaten – verschärft.

"Nein, ich bin nicht zuversichtlich, dass wir einen Krieg vermeiden können", hatte Zarif dem US-Sender CBS am Sonntag gesagt. Es werde nicht der Iran sein, der einen Krieg beginnen werde, kündigte Zarif an. Er warnte jedoch, dass sich der Iran entschlossen wehren werde. Der Iran sei trotz gegenteiliger Vorwürfe der US-Regierung nicht Urheber der Angriffe auf die saudischen Ölanlagen vom 14. September.

Ein Krieg könnte unvermeidbar sein, sagte Irans Außenminister Zarif dem US-Sender CBS am Sonntag.

Iran will britischen Tanker bald freigeben

Für ein wenig Entspannung zwischen Teheran und dem Westen könnte die angekündigte Freilassung des britischen Tankers Stena Impero sorgen, der vom Iran im Juli festgesetzt wurde. Nach einem entsprechenden Beschluss werde der Tanker bald den Hafen von Bandar Abbas verlassen und sich in Richtung internationaler Gewässer aufmachen, sagte der Chef der iranischen Hafen- und Seefahrtsbehörde. Sieben der 23 Crewmitglieder wurden bereits freigelassen. (fmo, APA, 23.0.2019)