Vor 130 Jahren, im September des Jahres 1889, erblickte eine Firma das Licht der Welt, die man heute als einen der einflussreichsten Konzerne der Games-Branche kennt. Von ihr stammen weithin geliebte Charaktere und Spielereihen wie Super Mario oder Zelda. Games von Nintendo begleiten die Geschichte der Videospiele bereits seit der Ära der Münzautomaten.

"Nintendo Koppai" hieß das Unternehmen von Fusajiro Yamauchi. Und schon damals zeigte sich eine Vorliebe für Spiele, denn zu Beginn bestand die Firma aus einer Spielkartenmanufaktur. Die handgezeichneten Karten erfreuten sich stetig wachsender Popularität, und in rund zwei Jahrzehnten wurde Nintendo der erfolgreichste Hersteller in Japan. Vertrieb man ursprünglich Karten mit traditionellen Motiven, brachte man später auch Karten mit Disney-Motiven in den Handel, die auch ins Ausland exportiert wurden. Die Produktion von Spielkarten hat Nintendo übrigens bis heute nicht aufgegeben.

Nintendo ist dem Geschäft mit Spielkarten bis heute treu geblieben.
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Vom Kartenhersteller zum Stundenhotelbetreiber

1929 übernahm Yamauchis Adoptivsohn Sekiryo Yamauchi (vormals Kaneda) die Leitung der Firma. 1949 erfolgte ein weiterer Generationswechsel, da die Folgen eines Schlaganfalls ihn zum Rücktritt zwangen. Das Ruder übernahm der damals erst 22-jährige Hiroshi Yamauchi, der Großenkel des Firmengründers. Er sollte als letzter Chef aus den Reihen der Yamauchi-Familie die Geschicke des Konzerns für mehr als ein halbes Jahrhundert bestimmen, ehe im Jahr 2002 schließlich Satoru Iwata aufrückte.

Hiroshi Yamauchi war es, der zur Absicherung der Zukunftsfähigkeit damit begann, in den 1960ern andere Geschäftsfelder zu erforschen. Der erste Ableger war ein Stundenhotel. Weil Unterkünfte in Japan damals nur Zimmer für ganze Nächte vergaben, sperrte Yamauchi einen eigenen Betrieb auf. Er selbst war für seine Affären bekannt und soll regelmäßig Gast in seinem eigenen Hotel gewesen sein, berichtet Mary Firestone in ihrem Buch Nintendo: The Company and Its Founders.

Back to the roots

Obwohl dieses und weitere Stundenhotels finanziell erfolgreich gewesen sein sollen, wurde ihr Betrieb letztlich eingestellt, um sich auf andere Wachstumsbranchen zu konzentrieren. Eine davon war ein Taxidienst. Auch dieser lief laut Firestone gut, bis Nintendo in einen kostspieligen Streit mit der Gewerkschaft geriet und sich aus dem Geschäft zurückzog. Weiters versuchte man sich auch noch als Hersteller von Instant-Reisgerichten.

Yamauchi wollte die Firma schließlich zurück zu ihren Wurzeln im Spielegeschäft führen. Allerdings sah man im Kartengeschäft angesichts zunehmender Konkurrenz kein Wachstumspotenzial mehr – und auch die Anleger nicht. Nintendos Aktie stürzte von 900 auf 60 Yen ab.

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Ultra Hand und Beam Gun

So setzte man nun auf Spielzeuge. Als erfolgreich erwies sich etwa die "Ultra Hand", eine Art Handerweiterung, die nach Scherenprinzip funktioniert. Man konnte über eine Million Stück verkaufen und einen ersten Schritt aus der Krise machen. Ein weiterer war die "Beam Gun", eine elektronische Spielzeugpistole mit Solarzellen, die mit Soundeffekten den Eindruck von Schüssen und Explosionen erweckte.

Mitte der 1970er wagte man sich erstmals in die Gewässer der Videospiele vor und sicherte sich die Vertriebsrechte für die Magnavox Odyssey, die gemeinhin als erste Wohnzimmerkonsole angesehen wird. Deren Erfolg war zwar überschaubar, sie war aber dennoch Nintendos Türöffner in die junge Branche. In den USA fasste man in diesem Jahrzehnt mit Spielhallenautomaten Fuß.

Tops und Flops

Hier beginnt auch der bekanntere Teil der Vergangenheit von Nintendo. 1981 debütierte ein Held mit Latzhose und Schnurrbart in einem Spiel namens Donkey Kong. Dieser musste sich zahlreichen Gefahren stellen, um eine Prinzessin aus den Klauen eines bösartigen Affen zu befreien. Dem zuerst nur "Jump Man" genannten Protagonisten widmete man alsbald einen eigenen Namen und eine Spielereihe. Frisch mit italo-amerikanischem Migrationshintergrund ausgestattet, erlebte er seine Abenteuer fortan als Super Mario. Der erste Teil, Super Mario Bros., erschien 1983. Gespielt wurde nicht nur in Spielhallen, sondern später auch auf Handheld- und Heimkonsolen.

Nintendos erste tragbare Spieleplattform, das Game & Watch, sollte später vom immens erfolgreichen Game Boy abgelöst werden. In Wohn- und Kinderzimmern konkurrierte das Nintendo Entertainment System beziehungsweise Famicon (Japan: 1983, weltweit: 1985). Es folgten viele erfolgreiche weitere Konsolen, vom Super Nintendo bis zum DS und der heutigen Switch. Aber auch so manchen Flop musste man einstecken. Deutlich unter den Erwartungen blieben etwa der Gamecube und die Wii U.

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Zeitlose Helden

Mario blieb allerdings nicht der alleinige Erfolgsträger für Nintendo. Eine große Fangemeinde fand auch der junge Zeitreisende Link, der in Zelda ausrückte, um die gleichnamige Prinzessin und das Königreich Hyrule vor dem Bösen zu bewahren. Auf Gold stieß man in den 1990ern auch mit dem Monstersammel-Abenteuer Pokémon. Spiele wie diese sind nach wie vor der wohl wichtigste Erfolgsfaktor für Nintendos eigene Konsolen.

Das große Zugpferd für die Switch war beispielsweise Zelda: Breath of the Wild. Und etwa die Hälfte aller Switch-Besitzer soll zugeschlagen haben, als im vergangenen Jahr der achte Teil der beliebten Arcade-Racing-Reihe Mario Kart in den Handel kam. (gpi, 24.9.2019)