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Antonio Brown macht sich Luft.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/MICHAEL REA

Foxborough – Antonio Brown will nicht mehr. "Das ist eine verrückte Welt. Ich bin fertig damit", schrieb der skandalumwitterte Footballstar beleidigt bei Twitter und zeigte mit dem Finger auf andere. Dass er in nur zwei Wochen bei zwei NFL-Teams rausflog, findet der 31-Jährige ungerecht. Natürlich auch, dass ihm dadurch Millionen Dollar flöten gehen. Und deshalb hat Brown jetzt mit der US-Profiliga abgeschlossen – behauptet er zumindest.

Was klingt wie der Schlusspunkt in der unsäglichen Antonio-Brown-Saga, ist mit ziemlicher Sicherheit nur die nächste Episode. Zwei Tage nach seinem Aus bei den New England Patriots setzte der Wide Receiver, gegen den es eine Klage wegen Vergewaltigungsvorwürfen gibt, fleißig Tweets ab. Wenig später löschte er einige zwar wieder, doch seine Botschaften hatten längst die Runde gemacht. Es ging um Patriots-Besitzer Robert Kraft und Ben Roethlisberger, Quarterback von Browns früherem Klub Pittsburgh Steelers.

Brown beklagt unterschiedliche Maßstäbe

Kraft hatte sich im Frühjahr wegen Förderung von Prostitution vor Gericht verantworten müssen, erwischt wurde er bei der Videoüberwachung von Massagesalons. Folgen für seine Position beim Super-Bowl-Champion hatte die Affäre nicht, dagegen musste Brown in Foxborough nach rekordverdächtigen elf gemeinsamen Tagen wieder gehen – und das nach "Spekulationen", wie er schrieb. Es würden "eindeutig" unterschiedliche Maßstäbe angelegt.

Genauso argumentierte Brown bei Roethlisberger. Der Spielmacher war vor neun Jahren wegen des Vorwurfs eines sexuellen Übergriffs von der Liga für vier Spiele gesperrt worden. Eine Anklage vor einem Gericht gab es damals nicht. Brown veröffentlichte am Wochenende eine alte CBS-Schlagzeile zum Thema und kommentierte vielsagend: "Vier Spiele für Big Ben." Allerdings ermittelt die NFL auch noch in Sachen Brown.

Die Tatsache, dass ihn erst die Oakland Raiders und wenig später auch die Patriots rauswarfen, hat beim hochbegabten Skandalprofi nicht zum Umdenken geführt. Brown teilt lieber aus. Die Raiders hatten Anfang des Monats nach vielen Mätzchen einfach genug vom Neuzugang. New England zog laut Medienberichten die Reißleine, weil bekannt wurde, dass er Textnachrichten mit Drohungen verschickt hatte.

Ein kleines Handtuch vor die Genitalien

Die Mitteilungen gingen an eine Künstlerin, die "AB" einen weiteren sexuellen Fehltritt vorwirft. Brown stand angeblich plötzlich nackt neben der Frau, als sie bei ihm zu Hause an einem Bild arbeitete. Er hielt sich laut Aussage der Künstlerin gegenüber Sports Illustrated lediglich ein kleines Handtuch vor die Genitalien.

Brown hat in wenigen Wochen Gesprächsstoff für Monate geliefert. Er sieht sich als Opfer. "Ich werde nicht mehr in der NFL spielen. Diese Besitzer können Deals aufheben und tun, was immer sie wollen, zu jeder Zeit", verkündete er am Sonntag und beschwerte sich über ausstehende Zahlungen in Höhe von 38 Millionen Dollar. Brown will 29 Millionen Gehalt von den Raiders und neun Millionen Handgeld von den Patriots.

Vor dem Rücktritt hatte Browns Agent Drew Rosenhaus mitgeteilt, dass einige Teams am Passfänger interessiert seien. Die Klubs hätten aber Informationen wegen der ungeklärten rechtlichen Situation und der NFL-Ermittlungen verlangt. Wie würde Brown wohl reagieren, wenn eine Franchise bereit wäre, ein Risiko einzugehen? (sid, 23.9.2019)