Alle Welt blickt auf Donald Trump: Vor zwei Jahren düpierte der US-Präsident noch seinen späteren "Freund" Kim Jong-un, diesmal wird eine Iran-Kehrtwende erwartet. Für das Klima bleibt wenig Zeit.

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Irgendwann in dieser Woche wird sich Donald Trump mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj zusammensetzen. Normalerweise wäre es als eine Begegnung unter vielen abgehandelt worden, so dicht ist das Programm in dieser einen Woche der UN-Generaldebatte, in der New York tatsächlich der Nabel der Weltpolitik ist.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen findet am Dienstag in New York statt. Hannelore Veit (ORF) spricht über zentrale Themen.
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Ein Treffen zwischen den Präsidenten der USA und der Ukraine – es wäre reine Routine gewesen. Nun aber ist es aus amerikanischer Sicht der Termin, der alles andere in den Schatten stellt, hat es doch direkt mit der schon jetzt unerbittlich hart geführten Wahlschlacht des Jahres 2020 zu tun.

So ist es nun einmal mit den Unwägbarkeiten dieser Weltmesse der Diplomatie. In einer Woche, in der das hektische Manhattan noch hektischer wirkt, in der die Autolawine noch zäher dahinkriecht, weil sich rings um den UN-Würfel am East River die Straßensperren häufen, vermag eine solche Causa schon einmal die ganze Agenda durcheinanderzuwirbeln.

Klimatisches versus Politik

Dabei steht die Eröffnung der 74. Sitzungsperiode der Uno-Vollversammlung, die am Dienstagabend Ortszeit startet, doch eigentlich ganz im Zeichen der Klimapolitik. Während im Amazonas-Becken der Regenwald weiterhin lichterloh brennt, widmen sich die Wichtigen der Welt in New York zwar mit Verve klimatischen Verwerfungen, im Mittelpunkt steht aber nicht der Umweltschutz, sondern blanke Politik. Auf raue Tönen, so viel steht schon vorab fest, wird nicht lange zu warten sein.

Es beginnt, wie nun schon seit zwei Jahren, mit dem angespannten Warten auf die Rede von Donald Trump. 2017, bei seinem ersten Auftritt im Saal der Generalversammlung, hat er den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un, von dem er später gar nicht laut genug schwärmen konnte, noch als Raketenmann auf einem Selbstmordtrip verspottet. Im Jahr darauf rief er dazu auf, den Iran, in seinen Worten der führende Sponsor des Terrorismus, durch schärfste Sanktionen zu isolieren.

Diesmal schien eine Zeitlang nicht ausgeschlossen, dass der Trump'schen Nordkorea-Wende eine ähnliche Volte in Bezug auf Teheran folgen könnte. Auch Hassan Rohani, der iranische Präsident, fliegt in die USA.

Am Mittwoch steht seine Rede auf dem Programm. Und wenn nicht alles täuscht, dann war Trump, der sich bekanntlich als Großmeister persönlicher Diplomatie versteht, sehr gelegen an einem Gespräch mit dem Iraner. Der Drohnen- und Raketenangriff auf das Herz der saudi-arabischen Ölindustrie dürfte einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.

Krise am Golf im Zentrum

Ansonsten stellt sich die Frage, ob der US-Präsident seine Abneigung gegen bewaffnete Interventionen in den einen oder anderen differenzierten Satz münden lässt. Oder ob er kriegerische Töne anschlägt, allein schon, um sich von Hardlinern in der Republikanischen Partei nicht vorhalten zu lassen, er sei ein Schwächling.

Die Krise am Golf, sie ist das alles beherrschende Thema dieser Woche, so heftig Amerikas Medien auch über die "Ukraine-Connection" spekulieren – und so sehr man auch auf Weltbewegendes in Sachen Klimaschutz hofft. Auch auf den Franzosen Emmanuel Macron sind die Augen gerichtet. Macron landete einen Überraschungscoup, als er den iranischen Außenminister Mohammed Javad Zarif zum G7-Gipfel in Biarritz einfliegen ließ. Nun muss sich erweisen, ob es tatsächlich ein Schritt zur Rettung des Atomdeals war oder aber nur eine Episode, der an Handfestem nichts folgt.

Auf der Suche nach Frieden in Syrien hat UN-Generalsekretär António Guterres diplomatisch vorsichtig von Fortschritten gesprochen. So haben sich die syrischen Konfliktparteien und die Uno nach seinen Worten im Grundsatz auf die Zusammensetzung eines Komitees verständigt, das eine neue Verfassung für Syrien ausarbeiten soll.

Auch Österreich betreibt in New York intensiv Außenpolitik. Sowohl Bundespräsident Alexander Van der Bellen als auch Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein treffen sich im Laufe der Woche mit zahlreichen Amtskollegen und Vertretern internationaler Organisationen. Am Donnerstag wird Außenminister Alexander Schallenberg seine Rede halten. (Frank Herrmann aus New York, Mitarbeit: Florian Niederndorfer, 24.9.2019)