Katzenbesitzer wussten es ohnehin längst: Nicht nur wegen der vollen Schüssel sind sie uns zugetan.

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Corvallis – Hunde- und Katzenmenschen scheint eine Demarkationslinie zu trennen. Auf der einen Seite schätzen die Hundebesitzer, dass ihr tierischer Mitbewohner immer freudig dabei ist, egal, was man so vorhat: Sei es ein gemeinsamer Spaziergang im Wald, eine Shoppingtour in der City oder ein sonntäglicher Couchnachmittag vor dem Fernseher – letztlich zählt die innige, oft gar unterwürfige Beziehung des Hundes zu seiner Familie.

Demgegenüber mögen Besitzer von Katzen die Unabhängigkeit ihrer Haustiere. Eine stets volle Futterschüssel und ein regelmäßig geleertes Katzenklo – mehr braucht es nicht, um den kleinen Räuber zufriedenzustellen und im häuslichen Umfeld zu behalten.

Ob einen die Katze aufgrund dieser grundsätzlichen Versorgung auch persönlich wertschätzt, daran scheiden sich die Geister. Die meisten Katzenbesitzer sind freilich davon überzeugt, dass sie von ihren Fellnasen tatsächlich geliebt werden – anders ließe sich beispielsweise das regelmäßige Kuschelbedürfnis der Katzen nicht erklären, so wird zumindest meist argumentiert.

Bindung über die Futterschüssel hinaus

Wer mit Katzen zusammenlebt, wird daher von den nun im Fachjournal "Current Biology" präsentierten Ergebnissen der Oregon State University nicht wirklich überrascht sein: Ein Team um Kristyn Vitale konnte empirisch nachweisen, dass Katzen mit ihren menschlichen Betreuern tatsächlich häufig ähnliche emotionale Bindungen eingehen wie Kinder mit Erwachsenen.

"Anhänglichkeit ist ein biologisch relevantes Verhalten. Unsere Studie zeigt, dass die Mehrzahl der Katzen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem Menschen leben, ihre Besitzer als Quelle von Wohlbefinden empfinden", meint Vitale.

Test für Kinder und Katzen

Um dies zu beweisen, ließen die Forscher junge und ausgewachsene Katzen an einem speziellen Test teilnehmen, der in ähnlicher Form auch mit Kindern durchgeführt worden ist: Im Rahmen der Experimente verbrachten die Katzen zwei Minuten mit ihren jeweiligen Besitzern. Dann verließen die Menschen den entsprechenden Raum für zwei Minuten, um im Anschluss erneut zwei Minuten mit ihren jeweiligen Haustieren zu verbringen.

Die dann gemessenen Stressreaktionen der unterschiedlich alten Tiere, aus denen sich auf individuelle Bindungen schließen ließ, ergaben erstaunliche Parallelen zu den Ergebnissen, die bei Tests mit Kindern durchgeführt worden waren. 64,3 Prozent der Testtiere erwiesen sich als ihren Besitzern zugetan – bei den Experimenten mit Kleinkindern war das Ergebnis annähernd gleich.

"Unsere Experimente zeigen letztlich, dass die Verbindungen zwischen Menschen und Katzen in überraschender Weise jenen gleichen, die zwischen Kindern und Erwachsenen herrschen", sagt Vitale. (tberg, 23.9.2019)