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In Rio haben am Sonntag hunderte Menschen gegen Polizeigewalt demonstriert.

Foto: AP/Silvia Izquierdo

Rio de Janeiro – Als Reaktion auf den dramatischen Tod eines Kindes haben hunderte Menschen in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro am Sonntag gegen Polizeigewalt protestiert. Das Mädchen war von einem Militärpolizisten erschossen worden.

Die Achtjährige war mit ihrer Mutter mit einem Kleintransporter in einem Armenviertel unterwegs, als ein Militärpolizist das Kind versehentlich von hinten in den Rücken schoss, wie brasilianische Medien berichten.

Nach Polizeiangaben ereignete sich das Unglück am Freitagabend während einer Auseinandersetzung mit Kriminellen. Der Beamte habe auf einen Angriff reagiert und dabei das Mädchen getroffen. Augenzeugen sagten dagegen, der Polizist habe auf einen vorbeifahrenden Motorradfahrer gezielt.

Gouverneur will Präsident werden

Die Achtjährige wurde am Sonntag in Rio beigesetzt. Der Fall wird von den Behörden untersucht. Die Militärpolizisten, die an dem Einsatz am Freitag beteiligt waren, sollten am Montag von Ermittlern vernommen werden.

Den Berichten zufolge ist das Mädchen bereits das fünfte Kind, das in diesem Jahr in Rio als Folge von Polizeigewalt starb. Im Zeitraum von Januar bis August sind demnach bereits 1249 Menschen in der Metropole bei ähnlichen Polizeieinsätzen ums Leben gekommen.

Kritiker machen Rios Gouverneur Wilson Witzel für die Polizeigewalt verantwortlich, weil er mit harter Hand gegen die Kriminalität in den Armenvierteln vorgeht. Witzel hatte vorgeschlagen, mit Scharfschützen auf Bewaffnete in Favelas zu schießen. Wie der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro unterstützt er eine Gesetzesinitiative, nach der Polizisten nicht juristisch belangt werden können, wenn sie im Einsatz Menschen töten.

In Jänner forderte Witzel außerdem ein Gefangenenlager nach dem Vorbild Guantanamos. Erst vor wenigen Wochen sagte er, es sei "nur mehr eine Frage der Zeit" bis er Präsident von Brasilien werde. (APA, dpa, red, 23.9.2019)