Schmelzenes Eis am Rande des Apusiajik-Gletschers vor der südöstlichen Küste Grönlands. In den kommenden Jahrzehnten dürfte der Eisverlust laut dem aktuellen IPCC-Bereicht noch zunehmen.

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Paris – Der nächste Sonderbericht des Weltklimarats IPCC steht kurz vor seiner Veröffentlichung und er verheißt erneut nichts Gutes über die Zukunft unseres Heimatplaneten: In dem Dokument zum Zustand der Ozeane und der weltweiten Eis- und Schneevorkommen, das am Mittwoch präsentiert werden soll, zeichnet das Expertengremium ein alarmierendes Bild der Risiken, die unter anderem durch den Anstieg der Meeresspiegel und das Schmelzen von Gletschern und Permafrostböden drohen.

Die zentralen Punkte des Berichtsentwurfs, der inzwischen in Teilen vorliegt, stellt einmal mehr klar, dass die Weltmeere bei der Stabilisierung des globalen Klimas eine zentrale Rolle spielen. Sie speichern laut dem IPCC-Bericht ein Viertel der vom Menschen erzeugten Treibhausgase und 93 Prozent der zusätzlichen Erhitzung der Atmosphäre, welche die Menschheit verursacht. Als Konsequenz sind die Ozeane wärmer, aber auch saurer und weniger salzhaltig geworden, was sich auf zahllose Meeresbewohner negativ auswirkt.

Hitzeextreme werden häufiger

Die Häufigkeit, Intensität und das Ausmaß der Hitzewellen im Meer haben demnach deutlich zugenommen. Sie sind heute doppelt so wahrscheinlich wie noch in den 1980er-Jahren. Eine solche Hitzewelle richtete etwa am weltgrößten Korallenriff, dem Great Barrier Reef vor der Küste Australiens, massive Schäden an.

Der Weltklimarat warnt davor, dass die Erwärmung der Ozeane marine Organismen vom Plankton über große Fischen bis hin zu den Meeressäugern dazu zwingt, neue kühlere Lebensräume zu erschließen. Die Erwärmung und Übersäuerung der Meere könne letztlich dazu führen, dass die aus niedrigen Gewässern gewonnene Nahrung um 40 Prozent zurückgeht.

Anstieg der Meeresspiegel betrifft Hunderte Millionen Menschen

Wenn sich die Erde um zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt, würden laut IPCC-Bericht die Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um einen halben Meter steigen. Derzeit ist die Welt allerdings auf dem Weg zu einer Erwärmung um drei bis vier Grad. Dies würde einen Meeresspiegelanstieg von 84 Zentimetern bedeuten.

Für das 22. Jahrhundert prognostiziert der Weltklimarat, dass sich der Anstieg verhundertfacht. Statt 3,6 Millimeter jährlich würde das Wasser dann jedes Jahr um mehrere Zentimeter steigen.

Im Falle einer Zwei-Grad-Erwärmung würden Gebiete überflutet, in denen heute noch 280 Millionen Menschen leben. Küstenregionen müssen sich daher für den Klimawandel wappnen, denn ohne solche Anpassungsmaßnahmen würden sich die Schäden durch Stürme an den Küstengebieten laut IPCC bis 2100 verhundert- bis vertausendfachen.

Todeszonen nehmen zu

Durch die CO2-Verschmutzung ist die Sauerstoffkonzentration im Meer binnen 60 Jahren um zwei Prozent zurückgegangen, bis 2100 erwartet der IPCC einen Rückgang um weitere drei bis vier Prozent. Durch die Erwärmung der Meere und ihre Verschmutzung entstehen riesige sogenannte Todeszonen, in denen es keinen Sauerstoff gibt.

Besonders sensibel für diese Entwicklungen sind laut Weltklimarat die Korallenriffe, die zugleich ein Lebensraum für zahlreiche Tiere sowie ein Schutz gegen Sturmschäden an den Küsten sind. Selbst bei einer Erderwärmung um nur 1,5 Grad werden dem IPCC-Bericht zufolge 90 Prozent absterben. Eine Erwärmung von zwei Grad wäre das Todesurteil für alle Korallenriffe.

Tauende Permafrostböden verstärken die Entwicklung

Die beiden Eisschilde der Erde in der Antarktis und auf Grönland sind seit 2006 jährlich um durchschnittlich mehr als 430 Milliarden Tonnen Eis geschrumpft – ein wesentlicher Faktor für den Anstieg der Meeresspiegel. Auch die Gletscher, die auf den Landmassen als Wasserspeicher dienen, sind vom Klimawandel bedroht. Niedriggelegene Gletscher wie in den Alpen und in Skandinavien werden laut IPCC-Prognose bis 2100 mehr als 80 Prozent ihrer Masse einbüßen. Klar ersichtlich wird dies etwa auf dieser aktuellen interaktiven Karte. Außerdem werden immer mehr Berge ihre Schneedecke verlieren.

Die Regionen, in denen der Boden ganzjährig gefroren ist, werden deutlich schrumpfen. Laut IPCC drohen bis 2100 zwischen 30 und 99 Prozent der oberen Schichten der Permafrostböden zu schmelzen, wenn der CO2-Ausstoß ungebremst fortgesetzt wird. Beim Schmelzen von Permafrostböden würden Unmengen der Treibhausgase CO2 und Methan freigesetzt, was die Erderwärmung wiederum verstärken würde. Der IPCC warnt, dass durch das Schmelzen von Gletschern und Permafrostböden außerdem Quecksilber und andere giftige Altlasten ins Trinkwasser geraten. (red, APA, 24.9.2019)