Foto: Burial Hex

Wer einmal ein Konzert von Burial Hex besucht hat, könnte auf die Idee kommen, dass der hinter dem schönen Namen Grabesfluch steckende Künstler Clay Ruby irgendwann während seiner Kindheit und Jugend einen schweren christlichen Klescher ausgefasst hat. Bevor so ein meist in zu Sakralräumen umgebauten Kellern oder Underground-Clubs abgehaltenes Ritual beginnt, wird die Örtlichkeit erst einmal gut mit Weihrauch eingenebelt.

Das getrocknete und hier verbrannte Gummiharz des Weihrauchbaumes wirkt medizinisch gesehen nicht nur gut gegen schmerzhafte Gelenksabnutzungen. Bei entsprechender Dosierung für Passivraucher wird damit eine ähnlich sedierende Wirkung erzeugt wie mit lustigen Zigaretten. Es herrscht sozusagen eine andächtige Stimmung, noch zusätzlich befeuert durch Kerzenlicht und diverses Bimmeln und Bammeln: Wandlungsläuten, Vaterunserläuten, wahrscheinlich aber doch eher Totenglocke.

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Seit 15 Jahren betreibt Clayton Ruby aus Madison im US-Bundesstaat Wisconsin nun schon sein Projekt Burial Hex. Das kommt laut seiner eigenen aussage nach allerdings gar nicht so sehr aus der christlichen Kirche. Im Zeitalter des von Verbrechen und Zerfall geprägten Kali-Yuga, einer Unterabteilung des letzten von vier Zeitaltern der vedischen Kultur, beschwört Burial Hex dabei mit seinen "Horror Electronics" die letzten Tage der Menschheit und des Kosmos, oder so.

Die Betonung liegt auf Horror und dessen Filme. Die diversen schattseitigen Einflüssen reichen von diversen heidnischen Kulten der Menschheitsgeschichte und einer fundierten Kenntnis bezüglich innerer und äußerer Dämonen herauf bis in die Neuzeit. Sprich, von der Versuchung des schwer wahnsinnigen Heiligen Antonius herauf bis zu Alien, dem Blair Witch Project oder Hereditary, zieht sich eine gewisse Linie, die zu beschreiten nicht immer das reinste Vergnügen bedeutet.

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Ähnlich wie sein ungleich erfolgreicherer Nachahmer Bobby Krlic alias The Haxan Cloak, der gerade den Soundtrack für den Film Midsommar ablieferte (Artikel siehe im Kulturteil), fährt Burial Hex dabei ein für das Genre geradezu exemplarisches Programm. Neben Totenglocken und tief in die Grube fahrenden Bassfrequenzen mit dem Grundton schwärzestes Schwarz hört man auf zig über Bandcamp erhältlichen Tonträgern auch klassischen Kirchenverbrenner-Metal aus Skandinavien – oder außermusikalische, harsch-rhythmisierte Industrial-Musik der späten 1970er-Jahre.

Immer wieder tauchen auch Samples singender Kuttenträger aus armenischen Felsklöstern auf, manchmal, wenn nicht gerade Metall auf Metall gerieben wird wird es gar ein wenig melodisch und elektropoppig. Am Ende läutet das Totenglockerl am Ende der 71er-Linie am Zentralfriedhof. Ein Büscherl Lavendel hatten wir noch nicht. (Christian Schachinger, 24. 9. 2019)