Die Zusammensetzung von Madmonq.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Die zunehmende Breitenwirkung von Videospielen als Hobby und von E-Sport als Unterhaltungsform und Karriereweg hat zahlreichen Produkten den Weg auf den Markt geebnet. Allerlei Zubehör wird mittlerweile für "Gamer" angeboten. Was bei manchen Tastaturen, Mäusen oder Headsets für durchaus zweckdienliche Verbesserungen steht, erweckt bei anderen Produkten einen eher zwielichtigen Eindruck.

Dazu gehören auch Nahrungsergänzungsmittel, die versprechen, die eigene Performance beim kompetitiven Spielen zu steigern. Ein Anbieter eines solchen Produktes ist das britische Start-up Madmonq, das mit einem in Lutschtablettenform dosierten Mittel mit höherer Aufmerksamkeit und anderen Vorteilen wirbt. Klingt nach Firlefanz. Doch wie immer hat DER STANDARD, keine Gefahr scheuend, den Selbsttest gewagt.

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Inhaltsstoffe und Versprechen

Madmonq ist nicht der einzige Anbieter solcher Tablettenpräparate. Der – zugegeben sehr subjektive – Grund für die Auswahl war die Verfügbarkeit einer Blaubeer-Geschmacksrichtung. 25 Euro kostet eine Packung exklusive Versand. Die Kunststoffdose mit Schraubverschluss enthält 28 Tabletten, woraus sich ein regulärer Preis von knapp 90 Cent pro "Portion" errechnet. Empfohlen wird vom Hersteller die Einnahme von einer, maximal zwei Stück täglich – jeweils rund 20 Minuten vor dem Zeitpunkt der erwünschten Wirkung.

MADMONQ

Den Löwenanteil in der Zusammensetzung der Tabletten bilden sibirischer Ginseng (1.000 mg / Tablette), Schisandra (300 mg / Tablette) und Koffein (160 mg / Tablette). Ginseng findet vor allem in der traditionellen Medizin diverser asiatischer Länder schon lange Anwendung, gilt als Mittel gegen Müdigkeit und Stress und soll auch das Immunsystem stärken. Diverse Studien scheinen mehrere dieser Behauptungen zu belegen, allerdings ist die Untersuchungslage allgemein noch dürftig, schreibt "Medizin Transparent". Aufpassen muss man allerdings hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten. Im Prinzip handelt es sich bei Madmonq primär um ein Ginsengpräparat. Die Menge in diesen Tabletten entspricht verschiedenen Produkten, wie man sie etwa in Drogeriemärkten erstehen kann.

Ebenfalls aus der traditionellen Medizin, spezifisch jener Chinas, kennt man die Schisandra-Beere, der verbesserte Gedächtnisleistung und Sehfähigkeit zugeschrieben werden. Hinsichtlich der geistig anregenden Wirkung gibt es mehrere Untersuchungen (etwa hier und hier), die eine solche zu belegen scheinen – allerdings mitunter stark abhängig von Faktoren wie etwa dem Alter.

Koffein ist auch in westlichen Gefilden schon lange beliebt, insbesondere als der anregende Bestandteil von Kaffee. Die in einer Madmonq-Tablette enthaltene Dosis entspricht in etwa der doppelten Dosis von einem handelsüblichen Energydrink (250 ml) oder circa zwei Tassen Filterkaffee. Diese und weitere Zutaten werden laut Hersteller aus natürlichen Ursprüngen gewonnen. Hergestellt werden die Tabletten auch in der EU, konkret in Tschechien.

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Doppeleinnahme nicht zu empfehlen

Nach der Einnahme beginnt das gepresste Pulver langsam zu zerbröseln, wobei die zwischenzeitlich fast sandige Konsistenz eher unangenehm ist. Dabei entfaltet sich ein von deutlicher Bitterkeit unterlegter Blaubeergeschmack, dessen Authentizität schwer zu determinieren ist. Die bittere Note dürfte wohl einerseits dem Koffein und andererseits vor allem dem Ginseng geschuldet sein.

Was man schnell lernt, ist, dass man besser nicht zwei dieser Tabletten in kurzem Zeitabstand konsumieren sollten. Denn sie wirken. Und zwar heftig, besonders bei der ersten Einnahme. Der Tester war zwar im Vorfeld bereits dank ausgiebiger Übung mit der bürointernen Kaffeemaschine koffeingestählt, aber nicht besonders gut an Ginseng gewöhnt. Dessen quantitativ hohem Anteil an der Rezeptur dürfte in Kombination zuzuschreiben sein, dass tatsächlich nach etwa 20 bis 30 Minuten eine anregende Wirkung über das "Kaffeelevel" hinaus bemerkbar wurde.

Wachheit, Schweißausbruch, Kopfweh

Diese führte dazu, dass die vorher verspürte, leichte Müdigkeit wie weggeblasen war und es deutlich leichter fiel, sich auf das Spielen zu konzentrieren. Von angeblich verbesserter Sehleistung war subjektiv allerdings nichts zu bemerken. Dafür setzten mit einer Verzögerung von etwa einer halben Stunde (sowie eine weitere Tablette später) allerdings auch Symptome ein, die einen Blutdruckanstieg nahelegen, nämlich Kopfweh mit leichtem Druckgefühl in der hinteren Schläfenregion.

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Mit der Wirkungsentfaltung der zweiten Tablette wurde dies ergänzt mit kaltem Schweißausbruch und leicht beschleunigtem Puls, was der "entstressenden" Wirkung eher nicht entspricht. Während diese Folgen nach ein bis zwei Stunden abklangen, hielt die erhöhte Wachheit auch darüber hinaus an. Und zwar so, dass in den folgenden rund sechs Stunden an Schlaf nicht zu denken war. Das Fazit zur "Doppelportion" muss also unweigerlich lauten: Don't try this at home.

Wirkung nur teilweise

Hält man sich an die offensichtlich ernst gemeinte Empfehlung des Herstellers, gibt es die aufputschende Wirkung für etwa zwei bis drei Stunden im Gegenzug für leichtes Kopfweh. Von den versprochenen entspannenden Folgen der Einnahme fehlte aber im Test weiterhin jede Spur. In signifikant höheren Spielerfolg ließ sich das allerdings weder in PUBG noch in League of Legends oder Arena of Valor ummünzen. Dennoch war es subjektiv hilfreich beim Erfassen von und Reagieren auf neue Spielsituationen.

Über die zwei Wochen der testweisen Einnahme von einer Tablette täglich konnte ein Gewöhnungseffekt festgestellt werden. Sowohl die anregende Wirkung als auch das Kopfweh ließen geringfügig ungefähr im gleichen Maße nach.

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Fazit

Im Rahmen des zweiwöchigen Tests – über die langfristige Wirkung wird hier keine Aussage getroffen – konnte Madmonq nur einen Teil der beworbenen Effekte erzielen. Die erhöhte Aufmerksamkeit "erkaufte" man sich allerdings mit leichten Kopfschmerzen. Andere Versprechen – mehr Gelassenheit und Stressresistanz – wollten sich nicht erfüllen. Freilich sind hier natürlich individuelle Unterschiede anzunehmen.

Der Kostenfaktor ist allerdings erheblich, kostet doch eine Tablette inklusive Porto (fünf Euro, portofrei ab drei Packungen) über einen Euro und damit mehr, als viele Energydrinks oder ein selbst zubereiteter Kaffee. Und auch wenn die Tabletten geschmacklich ganz in Ordnung sind, sind die beiden genannten Getränke vorzuziehen, bescheren sie doch auch recht flott einen Wachheitsschub – und zwar ganz ohne Kopfweh. (Georg Pichler, 24.09.2019)

Hinweis: Dieser Text ist als reiner Erfahrungsbericht gedacht, nicht als medizinische Beratung. Für letztere, unter anderem wenn es um individuelle Unverträglichkeiten hinsichtlich der Inhaltsstoffe geht, sollte man in jedem Fall einen Arzt konsultieren.