Das Google-Hauptquartier durchlebte 2013 einen TCE-Zwischenfall.

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Wer Silicon Valley hört, denkt unweigerlich an die IT- und Hightech-Industrie. Die Gegend rund um San Francisco gehört zu deren bedeutendsten Standorten. Die wenigsten wissen aber, dass ebendiese auch zu den meistverschmutzten der USA gehört und Probleme mit verseuchtem Grundwasser hat.

Trichlorethen

Der Ursprung dieser Probleme findet sich im 20. Jahrhundert, wie "The Atlantic" berichtet. Zu dieser Zeit siedelten sich zahlreiche IT-Firmen im Silicon Valley an, etwa AMD, Apple, Atari und Intel. Damals wurde Trichlorethen (TCE) eingesetzt, um Halbleiter zu reinigen – diese sind für Computerchips wichtige Komponenten. Das Problem: TCE soll die Gesundheit der Menschen gefährden, zu vermehrten Fehlgeburten, Fehlentwicklungen und erhöhtem Krebsrisiko führen. Tonnen der Chemikalie sollen aber damals aus den Fabriken in den umliegenden Boden und das Grundwasser gesickert sein.

Gesundheitliche Folgen

Als die Umweltbehörde EPA ebendieses Grundwasser in den 80ern untersuchte, entdeckte sie die Kontaminierung, vermutlich durch undichte Leitungen oder unterirdische Speichertanks verursacht. Zwar dementierten die Unternehmen, dass TCE gefährlich sei. 1985 stellte aber die kalifornische Gesundheitsbehörde fest, dass Frauen, die in der Nähe eines undichten Speichertanks gearbeitet hatten, überdurchschnittlich mehr Fehlgeburten erlitten und mehr Kinder mit Geburtsdefekten auf die Welt kamen, auch wenn kein direkter Zusammenhang bewiesen werden konnte.

Seither arbeiten jedoch die verwickelten Unternehmen mit der EPA daran, den Schaden zu reparieren und Grundwasser zu filtern. Allerdings merkt die Behörde an, dass dieser Prozess noch Jahrzehnte dauern werde. Zwar seien die verseuchten Grundwasserstellen mittlerweile vor direktem Kontakt mit Menschen gesichert, allerdings können die Gifte auch über die Luft in die dortigen Gebäude gelangen – so geschehen bei Google 2013.

Die EPA hat die Gegend bereits 1989 als sogenannter Superfund gebrandmarkt, also als stark verseuchter und verschmutzter Ort. Insgesamt befinden sich gleich 23 davon im Santa Clara County, in dem Silicon Valley liegt. Diese Verwaltungseinheit hält damit den Negativrekord im Lande.

Studie aus Südkorea

Aber auch in Südkorea tauchte dieses Problem auf. "Bloomberg" berichtete 2017 von einer Studie, laut der Frauen, die in verschiedenen Microchip-Firmen gearbeitet hatten, drei Mal häufiger Fehlgeburten erleidet hätten als der Landesdurchschnitt. Besonders bemerkbar: Zwei Frauen, die ihre Arbeitsplätze nebeneinander in einer Samsung-Fabrik hatten, verstarben binnen weniger Monate an einer aggressiven Form der Leukämie. Es war eine Krebsart, die im Schnitt drei von 100.000 Südkoreanern trifft. Samsung habe zwar bisher nicht eingestanden, dass die Chemikalien ein Gesundheitsriskio bergen, habe sich jedoch entschuldigt und kranken Arbeitern beziehungsweise den Familien gestorbener Entschädigungen ausbezahlt.

Insgesamt geben Chiphersteller weltweit rund 20 Milliarden US-Dollar im Jahr für Chemikalien aus. (red, 6.10.2019)