Barisic traut der Ruhe bei Rapid noch nicht ganz.Die Richtung stimmt aber.

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Wien – Zoran Barisic, der Sportvorstand von Rapid, hat beschlossen, nicht durchzuschnaufen. "Denn das würde Ausrasten bedeuten. Und das wäre gefährlich." Aber ja, man sei auf einem guten Weg, die Form passe, die Entwicklung stimme. In der Bundesliga gab es zuletzt drei Siege en suite, Rapid ist Vierter, hat den Wolfsberger AC und den LASK überhaupt nicht aus den Augen verloren. "Ob wir mit den beiden auf Augenhöhe sind, will ich nicht beurteilen. Ich scheue Vergleiche, wir konzentrieren uns auf uns."

Der Vergleich wäre aktuell auch nicht zielführend, Gegner am Mittwoch in der zweiten Cuprunde (Allianz Stadion, 20.45 Uhr) ist nämlich Red Bull Salzburg. Im Vorjahr fand dieses Treffen erst im Klagenfurter Finale statt, Salzburg gewann es 2:0. Es gibt gefühlte 45 Gründe für ein Scheitern Rapids, Barisic zählt sie nicht auf. Fußball, sagt er, werde "zu 80 Prozent im Kopf entscheiden. Den Rest machen die Beine aus."

Salzburgs Coach Jesse Marsch hatte am Sonntag im Ligaschlager beim LASK gepokert, rotiert wie eine amerikanische Waschmaschine. Von jener Mannschaft, die in der Champions League Genk mit 6:2 erniedrigte, sind gerade drei Akteure übrig geblieben, es wurde ein 2:2. Diese Maßnahme zeugte von Respekt vor Rapid. Barisic: "Mir egal, sie sollen mit den Besten spielen. Das macht die Aufgabe noch spannender." Eine Bestandsaufnahme von Marsch klingt nach gefährlicher Drohung: "Wir haben frische Beine und sind bereit." Lediglich der Südkoreaner Hee Chan Hwang fällt aus (Netzhautprellung).

Barisic lobt

Barisic lobt die Klasse des Gegners, er schließt die Europa-League-Starter WAC und LASK mit ein. "Der österreichische Fußball ist nicht so schlecht, wie viele meinen. Wir haben eine Unzahl von Legionären, die Ausbildung trägt Früchte, das Nationalteam wird immer besser." Der 49-Jährige verzichtet auf die abgelutschte Leier, dass Salzburg weit mehr Möglichkeiten habe, irgendwann wird das sogar in und um Hütteldorf fad. Wie man die quasi Überirdischen aus dem Cup wirft? "Indem man über die Grenzen geht." Zum Saisonauftakt wurde daheim mit 0:2 verloren. "Die Leistung war okay, wir müssen uns an die guten Phasen erinnern."

Barisic lehnt sich nicht weit aus dem Fenster, er sagt zum Beispiel nicht: "Wir sind fix in der Meisterrunde." Bei ihm klingt das so: "Man kann keine Garantien abgeben, aber die Richtung stimmt. Wehe, wenn wir nachlassen. Aber das lässt Trainer Didi Kühbauer nicht zu, da schreitet er ein. Die Liga ist unser tägliches Brot."

Seit Mai als Nachfolger von Fredy Bickel im Amt, musste er zunächst Personal abbauen. Der Kader wurde verkleinert, der Konkurrenzkampf trotzdem vergrößert. "Weil das Gefälle nicht mehr vorhanden ist. Sie sind alle auf einem ähnlichen Level." Manche angestrebten Transfers haben nicht geklappt, für Mateo Barac etwa ist kein vernünftiges Angebot eingetrudelt. Als Fehlkauf abgestempelt, hat sich der 25-jährige kroatische Innenverteidiger durchgebissen, aus dem Überbleibsel wurde eine Stütze. "Eine sehr schöne Geschichte."

Die kollektive Depression aus der Vorsaison (Platz 7!) ist abgelegt, wurde von Teamgeist und Selbstbewusstsein abgelöst. "Das war nur durch harte Arbeit möglich. Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen, die Einflüsse von außen wurden ignoriert."

Rund 17.000 Tickets wurden im Vorverkauf abgesetzt. Für den Ex-Rapidler und Ist-Salzburger Maximilian Wöber wird es ein "emotionaler Moment". Barisic: "Für uns hoffentlich auch." (Christian Hackl, 24.9.2019)