Die aktuelle Klimadebatte sei "vielfach von fehlendem Wissen, Ideologie und Populismus geprägt", sagt die IV Oberösterreich.

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Wien – Die Klimakrise steht nicht nur im Mittelpunkt des Wahlkampfs, auch Wirtschaft und Industrie setzen sich zunehmend mit dem Thema auseinander. Unter anderem etwa die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ), die ein Grundlagenpapier zum Thema Klimaschutz verfasst hat. Während die Vereinigung darin die Polemik in der Klimadiskussion kritisiert, spart sie selbst nicht mit ebendieser. Das Dokument wurde mittlerweile von der Homepage entfernt.

Die aktuelle Klimadebatte sei "vielfach von fehlendem Wissen, Ideologie und Populismus geprägt", heißt es in dem Papier. Viele Themen würden zu "einer Glaubens- und nicht zu einer Wissensfrage" werden, die von "gutmenschlichen Träumern, Sozialismusanhängern, Demokratieabschaffern, Fundamentalisten oder Apokalyptikern" geführt werde.

Laut der IV OÖ, in deren Einzugsgebiet sich auch der größte CO2-Emittent des Landes – die Voestalpine – befindet, würden viele Stakeholder von der Angst der Bevölkerung profitieren – "es geht um Geld und politische Macht". Auch die Debatte rund um eine CO2-Abgabe dürfte der IV OÖ – wenig überraschend – nicht gefallen: "Mehr Steuern und mehr Verbote lösen die Probleme nicht." Kohlenstoffdioxid ist gleich mehrfach Thema in dem Papier. Dieses sei kein Schadstoff und "im Grundsatz kein Feind, sondern ein Freund des Menschen".

Scharfe Kritik aus der Wissenschaft

Die Veröffentlichung wurde bereits von mehreren Wissenschaftern scharf kritisiert. Sie sei nicht dazu da, Zahlen und Fakten zum Klimaschutz zu präsentieren – wie es der Titel verspricht –, vielmehr wolle sie einen "Spin" erzeugen, kritisiert Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener-Centers für Klimaforschung. Er nennt die Veröffentlichung ein "leuchtendes Beispiel für inhaltliche Irreführung". Einige Aussagen hätten keinerlei Bezug auf den menschengemachten Klimawandel und würden vielmehr der Ablenkung dienen, so Kirchengast. Der Forscher kritisiert außerdem einige inhaltliche Falschaussagen.

"Als sachlicher Beitrag gedacht"

Die IV-Bundesorganisation distanzierte sich bereits vor einigen Tagen von dem Schreiben. Es handle sich lediglich um die Sichtweise einer Landesgruppe, hieß in einer Aussendung.

In der derzeit "aufgeheizten Atmosphäre" wolle man nicht "zur Polarisierung beitragen", deshalb habe man das Papier wieder von der Homepage genommen, erklärte hingegen Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ, dem STANDARD. Das Papier "war als sachlicher Beitrag gedacht", in Wahlkampfzeiten würden solche Beiträge jedoch parteipolitisch zugeordnet werden – "und das wollen wir nicht". (lauf, 25.9.2019)