Runtastic Gründer Florian Gschwandtner entwickelte die App im Jahr 2009 und verkaufte sie sechs Jahre später um rund 220 Millionen Euro an Adidas.

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Pasching – Wer künftig die Fitness-App Runtastic installieren möchte, um seine sportlichen Leistungen zu dokumentieren, muss nach "Adidas Running" Ausschau halten. Der deutsche Konzern greift bei der heimischen Fitness-App durch, und die ursprüngliche Marke soll nur noch mit dem Namenszusatz "by Runtastic" erhalten bleiben. Die zweite Runtastic-App "Results" heißt künftig "Adidas Training by Runtastic". Erkennbar sind die Apps nach dem Relaunch am Adidas-Logo, den drei Streifen.

Ein derartiger Schritt zeichnete sich im Frühjahr dieses Jahres in Ansätzen ab. Der deutsche Konzern versicherte jedoch, die Marke Runtastic erhalten zu wollen, wie DER STANDARD im April berichtete. Der neue Runtastic-Chef, der US-Amerikaner Scott Dunlap, verteidigte die neue Strategie.

"Lassen Runtastic nicht verschwinden"

"Die Idee, die Marken Runtastic und Adidas näher zusammenbringen, war unsere hier bei Runtastic", sagte Dunlap. Ziel sei es, noch mehr Menschen auf der ganzen Welt zum Laufen zu motivieren. Künftig können Nutzer durch gelaufene Kilometer Punkte für das Adidas-Vorteilssprogramm "Creators Club" sammeln.

Runtastic habe für Adidas nach wie vor einen hohen Wert: In den App-Stores werde sehr oft gezielt nach Runtastic gesucht, erklärte Dunlap. "Wir lassen die Marke Runtastic keinesfalls verschwinden." Im Geschäftsbericht 2018 von Adidas wurde die Marke Runtastic per Jahresende mit einem Wert von 31 Millionen Euro in der Bilanz geführt. Abschreibungen ergäben sich durch die neuen Namen nicht, sagte Dunlap.

Verkauf um 220 Millionen Euro

Runtastic gilt in Österreich als Aushängeschild und Musterbeispiel für ein erfolgreiches Start-up. Der Verkauf um rund 220 Millionen Euro an Adidas im Jahr 2015 war einer der größten Exits in der heimischen Start-up-Szene. Ende 2018 zog sich Mitgründer Florian Gschwandtner aus der Geschäftsführung zurück. Gschwandtner hatte die App 2009 gemeinsam mit drei Studienkollegen entwickelt. 2013 übernahm der deutsche Medienkonzern Axel Springer 50,1 Prozent der Runtastic GmbH. Mitte 2015 schluckte der deutsche Sportartikelhersteller Adidas Runtastic zur Gänze.

Aus Dunlaps Sicht sei Runtastic nach wie vor ein innovatives Start-up, verfüge nun aber über die Kraft der Marke Adidas. Er selbst habe vor ungefähr fünf oder sechs Jahren das erste Mal von Runtastic gehört, als die Oberösterreicher Teil einer Welle neuer Fitness-Apps waren und zur Nummer eins in Europa aufstiegen. In den USA seien viele der tollen Runtastic-Funktionen kopiert worden, so Dunlap.

Sitz bleibt in Pasching

Der neue Runtastic-Chef betonte, dass die Firma mit Sitz in Pasching bei Linz mit seinen mehr als 200 Mitarbeitern in Österreich bleiben werde. Auf den Personalstand hätten die Umbenennung und die stärkere Verschränkung mit Adidas keinen Einfluss. Auch am Geschäftsmodell, mit Premium-Services für zahlende User Geld zu verdienen, solle festgehalten werden. Im August war als Teil der Neuerungen die Runtastic-Webversion eingestellt worden, was für Kritik gesorgt hatte. Dunlap sagte, nur ein kleiner Teil der User habe die Webseite aktiv genutzt.

Adidas ist nicht der einzige Sportartikelhersteller, der eine Sport-App im Portfolio hat. Endomondo und MyFitnessPal gehören seit Anfang 2015 zum US-Konkurrenten Under Armour, Runkeeper wurde 2016 von Asics gekauft. Puma und Nike haben eigene Smartphone-Apps im Angebot. (APA, red, 25.9.2019)