Nach der Pleite der britischen Muttergesellschaft Thomas Cook ist nun auch die deutsche Thomas Cook GmbH insolvent.

Foto: AFP/Costas Metaxaskis

Wien – Die Insolvenz von Thomas Cook Austria sorgte am Mittwoch für Dramatik. Tausende Urlauber, die bereits im Ausland unterwegs sind, drohten zu stranden. Denn es ist weder gesichert, dass die Airlines die Urlauber nach Hause fliegen, noch, dass Hotels die Menschen ohne Extrazahlungen weiter beherbergen – denn Thomas Cook Austria kann die bestellten Leistungen nicht mehr bezahlen. Die betroffenen Urlauber können sich zwar Geld, das sie zusätzlich auslegen müssen, obwohl sie schon bezahlt haben, via Versicherung zurückholen. Das ist von einer EU-Richtlinie vorgegeben. Allerdings ist damit Aufwand verbunden, und den Heimflug zu organisieren strapaziert die Nerven.

Um ein komplettes Chaos zu vermeiden, trafen Vertreter von Reisebüros, Fluglinien und mehreren Ministerien am Mittwochnachmittag zu einer Krisensitzung im Außenministerium in Wien zusammen. Die brennendste Frage: Übernimmt der Bund die Kosten für die Heimholung der gestrandeten Urlauber?

Laudamotion will fliegen

Geladen war auch die Allianz, die als Abwickler fungiert und laut Gesetz in dieser Funktion dafür verantwortlich ist, "gegebenenfalls die für die Rückreise der Reisenden im Fall der Insolvenz erforderlichen Veranlassungen zu treffen". Die Allianz spricht von 2.000 Kundenanfragen, die bereits eingegangen seien, und informiert Betroffene via Hotline darüber, wann und wie sie zusätzliche Kosten geltend machen können, die zum Beispiel entstehen, weil ein Ticket neu gebucht werden muss.

Peter Kolba vom Verbraucherschutzverband kritisierte diese Vorgehensweise: Aufgabe der Allianz sei es nicht, bloß zu informieren, sondern auch für die Rückreise aktiv zu sorgen. Laut STANDARD-Informationen war das auch der Tenor mehrerer Wortmeldungen bei der erwähnten Krisensitzung im Außenamt: Der Bund werde nicht für den Heimtransport zahlen, diesen müsse die Allianz organisieren. Eine staatliche Heimholaktion sei nicht notwendig. Kritik soll dabei daran geübt worden sein, dass das Krisenmanagement bei der Allianz langsam angelaufen sei. Nun soll der Versicherer aber bereit sein, die Heimflüge zumindest bis inklusive Wochenende zur organisieren und zu finanzieren, hieß es im Anschluss an die Sitzung.

Bild nicht mehr verfügbar.

In Dalaman in der Türkei sorgen Cook-Kunden für lange Schlangen.
Foto: Reuters

Das vereinbarte Prozedere lautet nun, dass Airlines Urlauber mit nach Hause nehmen und eine Garantie der Allianz bekommen, dass sie nicht auf den Kosten sitzenbleiben. Ob Airlines das tatsächlich tun, war am Mittwoch unklar. Eine Fluglinie sagte, dass Chartermaschinen nicht fliegen werden – eben weil Thomas Cook Austria nicht mehr bezahlen kann. Bei der Ryanair-Tochter Lauda heißt es auf Anfrage, dass bei der Airline ein paar hundert Kunden von Thomas Cook und Neckermann von der Insolvenz betroffen seien. Alle, die ein Ticket haben, werden mitgenommen, sagt eine Sprecherin. Auch am Donnerstag und Freitag? Mit jetzigem Stand schon. Bei Eurowings hieß es, Heimflüge am Mittwoch seien garantiert, für Donnerstag könne man nichts sagen.

Laut Stand Montag hielten sich 4.600 Urlauber, die via Thomas Cook Austria gebucht hatten, im Ausland auf. Einige sollen inzwischen heimgekehrt sei.

Urlaubern, die von einer Airline nicht mitgenommen werden, rät der Konsumentenschützer Kolba, den Flug zunächst zu bezahlen. Die Versicherung von Thomas Cook Austria haftet für Ansprüche in Höhe von bis zu 22 Millionen Euro, Kunden können sich also das Geld zurückholen. (András Szigetvari, Regina Bruckner, Andreas Schnauder, 25.9.2019)