Washington/Kopenhagen – Internationale Konzerne haben 2016 weltweit 650 Milliarden Dollar (umgerechnet 591 Milliarden Euro) an Gewinnen in Steueroasen verschoben und sich damit fast 200 Milliarden Dollar an Unternehmenssteuern erspart. Das weltweite Steueraufkommen wurde damit um zehn Prozent geschmälert, haben Forscher der Universitäten Berkeley (Kalifornien) und Kopenhagen in einer Studie errechnet, auf die Attac am Mittwoch aufmerksam machte.

Österreich ist von diesem Geldreigen stark betroffen, schreiben die Studienautoren Thomas Torslov, Ludvig Wier und Gabriel Zucman. Demnach wurden 4,8 Milliarden Dollar an Gewinnen aus Österreich ausgelagert, wodurch der Finanz 1,2 Milliarden Dollar (umgerechnet 1,09 Milliarden Euro) an Steuereinnahmen entgangen seien. Das seien 13 Prozent der Unternehmenssteuern gewesen. Zum Vergleich: Das entspricht gut einem Drittel der heimischen Militärausgaben im Vorjahr.

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Irland ist eines der Hauptziel der aus Österreich verschobenen Unternehmenssteuern.
Foto: REUTERS/Clodagh Kilcoyne

Zwei Drittel der Österreich entgangenen Profite blieben in der EU und flossen vor allem nach Irland, Luxemburg, die Niederlande und Belgien. Außerhalb der EU gingen die Profite, die aus Österreich abflossen, vor allem in die Schweiz. In den Rest der Welt, also auch die oft genannten Ziele in der Karibik und Singapur, gingen demnach umgerechnet 307 Millionen Euro.

Österreich ist nicht das einzige Land, dem ein Teil der Steuereinnahmen durch Profitverlagerungen entgeht. Deutschland verliert laut dieser Untersuchung 29 Prozent der Unternehmenssteuern (in Summe 20 Milliarden Dollar), Ungarn und Frankreich 24 Prozent, Großbritannien 21 Prozent und die USA 17 Prozent. Im Hochsteuerland Schweden sind es 16 Prozent, in Norwegen "nur" 10 Prozent.

Auf der anderen Seite stehen als große Gewinner Malta, Andorra, Monaco aber auch einige karibische Inseln, die Seychellen und Mauritius, die jeweils über 80 Prozent ihrer Unternehmenssteuern durch die Profitverlagerung in ihr Land "gewonnen" haben.

Irland erhält zusätzlich 5,3 Milliarden Doller Einnahmen

Aber auch Irland hat 65 Prozent der Unternehmenssteuern "gewonnen", das seien bei 117 Milliarden Dollar an Gewinnzuflüssen und einem Steuersatz von nur fünf Prozent 5,3 Milliarden Dollar an zusätzlichen Einnahmen. Luxemburg erziele zusätzliche Unternehmenssteuern von 1,5 Milliarden Dollar.

US-Multis verschieben rund 60 Prozent ihrer Auslandsgewinne und damit deutlich mehr als multinationale Konzerne anderer Länder (40 Prozent). Damit scheinen die Aktionäre der US-Konzerne die größten Gewinner der Gewinnverschiebungen zu sein, so die Studie. (APA, 25.9.2019)