Heinz Trixner: "Die drei Kastanien bleiben bei mir, das ganze Jahr über."

Foto: Nathan Murrell

"Als ich sieben Jahre alt war, hat mir mein Großvater – er war Bauer in Oberkärnten – gesagt, ich solle jeden Herbst die ersten drei Kastanien, die ich finde, aufklauben und in den Hosensack stecken. Das bringe Glück und bewahre mich vor Unbill.

Ich folge diesem Rat seit über 70 Jahren. Jedes Jahr, wenn der Herbst kommt, gehe ich in den Währinger Park und stecke mir die ersten drei Kastanien ein. Man darf die Kastanien nicht suchen, man muss sie finden, so wie man das Glück nicht suchen, sondern nur finden kann.

Die alten Kastanien werden unter Trennungsschmerz auf irgendeiner Wiese entsorgt, die neuen bleiben bei mir, das ganze Jahr über. Mit jedem Hosenwechsel ziehen sie um, von Hosensack zu Hosensack. Vergesse ich sie einmal, verleiht mir das ein ungutes Gefühl. Das passiert allerdings so gut wie nie.

Und ich gebe zu, ich habe sie auch schon aus Versehen mitgewaschen. Aber auch das kommt sehr selten vor." (Michael Hausenlbas, RONDO, 9.10.2019)