Die kreative Spesenabrechnung der Familie Strache dürften bereits länger bekannt gewesen sein.

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Falsche Spesenabrechnungen von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sollen Parteien schon vor vier Jahren – vor der Wien-Wahl 2015 – zum Kauf angeboten worden sein. Die belastenden Informationen soll sein ehemaliger Bodyguard (links) gesammelt haben.

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Wien – Die kreativen Spesenabrechnungen von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache dürften bereits im Wahlkampf für die Wien-Wahl 2015 einem größeren Personenkreis bekannt gewesen sein. Ein Informant hatte dem STANDARD schon Ende Mai dieses Jahres gesagt, dass der in die Ibiza-Causa verwickelte Wiener Anwalt M. vor vier Jahren Parteienvertretern von ÖVP, SPÖ und Neos belastendes Material über Strache angeboten habe.

Nach Bekanntwerden der Spesenabrechnungen Straches meinte der Informant zudem, dass sich die Verhandlungsgespräche 2015 bereits "konkret um das Spesenthema" gedreht hätten. Demnach könnten Vertreter von ÖVP, SPÖ und Neos bereits seit vier Jahren in noch unbekanntem Ausmaß über die Strache-Spesen Bescheid gewusst haben. Anwalt M. soll die Informationen von Straches Bodyguard erhalten haben. Der Anwalt war mit dem Sicherheitsmann schon zuvor bekannt, er vertrat den Bodyguard seit 2011 auch anwaltlich in mehreren Fällen.

Angeboten wurde das belastende Material via Anwalt M. "Leuten aus dem Umfeld von Parteien, die Positionen mit Relevanz haben – und keinen unbedeutenden Personen", wie der Informant dem STANDARD unter Zusicherung der Anonymität sagte. Bestätigungen für diese Aussagen ließen sich vorerst nicht erhalten. Für alle genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Informationen wurden nicht verkauft

Dass Parteien bereits 2015 belastendes Material über Strache angeboten wurde, gilt weitgehend als gesichert. Dass den konkurrierenden Parteien auch die aktuellen Spesenvorwürfe schon damals zum Teil bekannt gewesen sein dürften, war bisher aber kein Thema.

So bestätigte Neos-Generalsekretär Nick Donig Ende Mai der "Welt am Sonntag", dass der Partei belastende, verwackelte Bilder und SMS-Chatverläufe von Strache zum Kauf feilgeboten worden seien. Die Neos hätten aber abgelehnt. Auf eine aktuelle Anfrage bestätigte Donig zwar, dass Anwalt M. in Verkaufsgespräche involviert war. Um Spesenvorwürfe sei es damals aber nicht gegangen.

Georg Niedermühlbichler, 2015 Wahlkampfmanager der Wiener SPÖ, sagte dem STANDARD, dass es damals Gerüchte über belastendes Material über Strache gegeben habe. Gesehen "habe ich die Bilder aber nie", meinte er. Manfred Juraczka, 2015 Chef der Wiener ÖVP, kann hingegen "dezidiert ausschließen", dass diesbezügliche Informationen an ihn herangetragen wurden. "Ich habe auch von keinen Gerüchten gehört."

Aus dem Verkauf der Informationen wurde 2015 nichts. Zudem sollen auch Behörden damals schon Teile des Materials angeboten worden sein. Hier dürfte es aber zu keinen tiefergehenden Ermittlungen gekommen sein – angeblich, weil die Hinweisgeber Geld für weiteres Material verlangt hätten.

Aktuell führt die Staatsanwaltschaft Ermittlungen in der Causa, nähere Auskünfte werden vorerst aber nicht erteilt. (David Krutzler, 25.9.2019)