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Kairo – Nach regierungskritischen Protesten am vergangenen Wochenende sind in Ägypten nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als tausend Menschen festgenommen worden. Unter den Inhaftierten befinden sich laut Medienberichten auch zwei prominente Ägypter: Hazem Hosny, der ehemalige Sprecher des Ex-Stabschefs Sami Anan, und Hassan Nafaa, ein bekannter Schriftsteller und Professor an der Universität Kairo.

In Ägypten war es am Freitag erstmals seit Jahren wieder zu größeren Protesten gegen die politische Führung gekommen. Hunderte hatten bei Protesten in Kairo, Alexandria, Suez und Mansura den Sturz Abd al-Fattah al-Sisis gefordert. In der Stadt Suez am Roten Meer waren die Proteste auch am Samstag fortgesetzt worden.

Nach Zählungen der Gruppen Arab Network for Human Rights Information, Egyptian Commission for Rights and Freedoms (ECRF) und des Egyptian Center for Economic and Social Rights (ECESR) wurden im Zusammenhang mit den Demonstrationen knapp 1.100 Menschen die Handschellen angelegt. Das ägyptische Innenministerium hat sich noch nicht zu den Festnahmen geäußert.

Die auf Facebook geposteten Videos Mohamed Alis, eines 45-jährigen ägyptischen Geschäftsmanns im spanischen Exil, haben am Freitag Proteste ausgelöst.
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Losgetreten wurden die Proteste durch Videos des im Exil lebenden ägyptischen Bauunternehmers und Schauspielers Mohamed Ali. Er hatte Sisi und der ägyptischen Armee in mehreren Videos auf Facebook Korruption vorgeworfen. Ali hat für diesen Freitag zu weiteren Protesten im Land aufgerufen. Präsident Sisi, der zur UN-Generaldebatte nach New York gereist ist, wird am Donnerstag wieder in Ägypten erwartet.

Rückendeckung von Trump

Sisis Regierung sei nach den Demonstrationen "bis ins Mark erschüttert", erklärt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Die NGO fordert die Weltgemeinschaft auf, Sisi wegen seines Vorgehens stärker unter Druck zu setzen.

US-Präsident Donald Trump gab Sisi hingegen Rückendeckung. Dieser habe für "Ordnung" in Ägypten gesorgt, nachdem dort zuvor Chaos geherrscht habe, sagte Trump am Montag bei einem Treffen mit Sisi in New York. Trump bemühte sich auch, die Bedeutung der Proteste herunterzuspielen, und sagte, Demonstrationen gebe es überall.

Die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit ist in Ägypten sehr eingeschränkt. Zehntausende wurden nach Angaben von Menschenrechtlern in vergangenen Jahren aus politischen Gründen festgenommen und Hunderte zum Tode verurteilt. Seit der Machtübernahme durch das Militär im Jahr 2013, das den damaligen Präsidenten Mohammed Mursi nach Massenprotesten abgesetzt hatte, gab es kaum noch größere Proteste oder Demonstrationen.

Die ägyptische Polizei hat nach Angaben von Menschenrechtlern mit Massenfestnahmen auf die regierungskritischen Proteste.
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Trump schwärmte, Ägypten sei ein besonderes und wichtiges Land. Seine Frau Melania habe den nordafrikanischen Staat im vergangenen Jahr besucht. "Sie hat diese schönen Fotos gemacht mit den Pyramiden im Hintergrund", sagte Trump. Die First Lady sei begeistert gewesen von den Pyramiden in Ägypten. "Diese Fotos wird sie nie vergessen." Melania Trump war im vergangenen Jahr nach Afrika gereist. Ägypten war eine Station ihrer ersten Solo-Auslandsreise. (red, APA, Reuters, 25.9.2019)