Amazons Hardwarechef Dave Limp bei der Vorstellung der Echo Buds.

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Als Amazon vor rund fünf Jahren die erste Ausgabe seines smarten Lautsprechers Echo präsentierte, fragten sich viele: Wozu soll das eigentlich gut sein? Seitdem sind die Kritiker zwar nicht komplett verstummt, der Echo hat sich trotzdem zu einem vollen Erfolg für Amazon entwickelt. Alleine im zweiten Quartal 2019 wurden laut den Markforschern von Canalys weltweit 26,1 Millionen smarte Lautsprecher verkauft. Der globale Marktführer bleibt dabei Amazon, der Wettlauf mit Google ist allerdings intensiv. Und auch die chinesische Konkurrenz von Baidu konnte zuletzt deutlich zulegen.

Gleichzeitig ist die Sprachassistentin Alexa längst schon nicht mehr auf einen einzelnen Lautsprecher beschränkt, über die Jahre hat Amazon immer neue Einsatzgebiete gefunden – im Vorjahr sogar in einer Mikrowelle. Im Rahmen seines jährlichen Launch-Events hat Amazon nun in Seattle die die nächste Hardwaregeneration vorgezeigt. Und dieses Update fällt wieder ziemlich umfassend aus: Gleich fünf neue Modelle spendiert Amazon dabei seiner Palette an smarten Lautsprechern und Displays. Zusätzlich packt das Unternehmen Alexa künftig aber auch noch in neue Gerätekategorien. Und dabei sticht vor allem ein Bereich hervor.

Echo Buds

Mit den Echo Buds stellt Amazon einen direkten Konkurrenten zu Apples Airpods vor. Dave Limp, Senior Vice President für Amazons Geräteabteilung, verspricht dabei eine hohe Klangqualität, die noch dazu Rauschunterdrückung bietet. Für diese hat man mit Bose zusammengearbeitet, sie kann auf Wunsch über ein doppeltes Tippen auf einen der Buds an- und abgeschaltet werden. Auf der Softwareseite gibt es ebenfalls eine echte Überraschung: Neben Alexa werden nämlich auch Siri und Google Assistant unterstützt. Den Preis gibt Amazon mit 129 US-Dollar an, die Vorbestellphase beginnt umgehend – aber vorerst nur in den USA.

Drahtlos Earbuds von Amazon – samt Rauschunterdrückung.
Foto: Amazon

Echo Studio

Mit dem Echo Studio schließt Amazon eine auffällige Lücke in seinem Angebot, den High-End-Bereich hatte man bislang Konkurrenten wie Sonos oder Apple und Google überlassen. Das ändert sich nun, der Echo Studio setzt nämlich voll und ganz auf guten Klang. Zu diesem Zweck ist hier ein 5,25-Zoll-Tieftöner mit 330 Watt Leistung verbaut, ein Bassreflexkanal an der Unterseite des Gehäuses soll die Ausgabe noch wuchtiger machen. Dazu kommen ein 1-Zoll-Hochtöner und drei 2-Zoll Mitteltöner, um auch die Mitten und Höhen gut abzudecken. Zur Verarbeitung der Eingangssignale kommen ein 24-Bit-DAC sowie ein Leistungsverstärker mit 100 kHz Bandbreite zum Einsatz. Der smarte Lautsprecher soll dabei den Klang auch automatisch an die Gegebenheiten des Raums anpassen – ähnlich wie es einige Konkurrenten auch jetzt schon machen.

Echo Studio.
Foto: Amazon

Zur vollen Entfaltung kommt der Studio dann mit dem passenden Ausgangsmaterial, wird hier doch auch Dolby Atmos und Sonys 360 Reality Audio für dreidimensionalen Klang unterstützt. Passendes Material soll durch eine Partnerschaft mit großen Labels wie Universal Music, Warner und Sony "später dieses Jahr" auf Amazon Music HD verfügbar sein. Um all dies zu ermöglichen, lassen sich zwei Echo Studio in Kombination betreiben. Zudem kann der Echo Show auch Dolby-Atmos-Sound von ausgewählten FireTV-Geräten übernehmen, um für Kino-Feeling im Wohnzimmer zu sorgen.

Jenseits der Audio-Funktionen fungiert der Echo Studio auch als Smart Home Hub, er weist also Zigbee-Support auf, um Geräte wie smarte Lampen direkt zu steuern – ähnlich wie es beim Echo Plus jetzt schon der Fall ist. Der Preis für all dies liegt zwar deutlich über anderen Echos, im Vergleich zu manchem Konkurrenten ist er aber noch immer recht niedrig angesiedelt: 199,99 Euro soll der Echo Studio kosten.

Echo Flex

In die komplett andere Richtung geht es mit dem Echo Flex: Dabei handelt es sich um Amazons neues Einsteigergerät mit Alexa. Das mit 29,99 Euro auch günstigste Modell wird einfach auf eine Steckdose gesteckt, ist also quasi ein Aufsatz für diese. Ein kleiner Lautsprecher ist zwar inkludiert, dieser ist aber vor allem für die Reaktion auf Smart-Home-Befehle gedacht. Jenseits der Sprachausgabe, wird man mit diesem also wohl wenig Freude haben. Damit die Steckdose durch den Echo Flex nicht komplett vereinnahmt wird, gibt es einen USB-Anschluss, über den etwa ein Smartphone geladen werden kann.

Echo Flex.
Foto: Amazon

Der echte Echo

Überfällig war bereits eine Überholung des Urmodells, also jenes, das schlicht Echo heißt. Für die neueste Generation ändert Amazon aber wenig an der bisherigen Formel, die neue Hardwaregeneration fällt also in die Kategorie "Produktpflege". Immerhin gibt es ein überarbeitetes Textildesign (in den Farboptionen Dunkelblau, Anthrazit, Hellgrau und Sandstein), zudem soll die Tonausgabe dank eines neuen 3-Zoll-Lautsprechers verbessert worden sein – was vor allem eine bessere Basswiedergabe verspricht.

Die neue Generation des Default-Echo.
Foto: Amazon

Dot mit Uhr

Auch Amazons Mini-Lautsprecher Echo Dot wird überarbeitet, und zwar mit einem kleinen Twist: Die neue Hardwaregeneration weist nämlich ein LED-Display samt automatischer Helligkeitsanpassung auf. Auf diesem können sich neben der Uhrzeit auch Timer und Alarme sowie die Außentemperatur anzeigen lassen. Insofern eigne sich das Ganze hervorragend für den Nachttisch, betont Amazon das angedachte Einsatzszenario. Wer will kann hierin auch eine Art Fehlerkorrektur erkennen. Immerhin hat Amazon mit dem Echo Spot bereits ein Gerät für eben dieses Umfeld im Angebot. Dass dieser eine Kamera aufweist, hat dem Unternehmen aber viel Kritik eingebracht.

Echo Dot mit Uhr
Foto: Amazon

Interessant ist auch die Preisgestaltung: Mit 69,99 Euro ist der neue Echo Dot mit Uhr – wie er offiziell heißt – nämlich 10 Euro teurer als das bisherige Modell bei dessen Markteinführung. Abzuwarten bleibt allerdings, ob hier nicht wieder zahlreiche Sonderaktionen folgen, über die man den Echo Dot in den vergangenen Jahren zum Teil sehr günstig unter die Interessenten gebracht hat. Der bisherige Echo Dot soll übrigens weiter verkauft werden, das Modell mit Display ist also eine Erweiterung des Angebots.

Echo Show 8

Bleibt noch ein neues smartes Display: Der Echo Show 8 setzt sich genau in die Mitte zwischen die bisher verfügbaren Modelle mit 5 und 10-Zoll-Bildschirm. Ansonsten hat sich hier recht wenig getan, zumindest ein mechanischer Schalter zum Abdecken der Kamera mit dabei. Der Preis des Echo Show 8 liegt bei 129,99 Euro.

Echo Show 8.
Foto: Amazon

Alle erwähnten Geräte – jenseits der Echo Buds – sollen in den kommenden Wochen auch im deutschsprachigen Raum erhältlich sein. Konkrete Daten nennt Amazon allerdings noch nicht. Allerdings startet die Vorbestellphase umgehend.

Vermischtes

Speziell an Kinder richtet sich der Echo Glow. Dieser ändert bei Berührung die Farbe, zudem gibt es auch einen Party-Modus, bei dem die Farben rasch wechseln. Das Gerät soll 29,99 US-Dollar kosten, und noch vor Ende des Jahres erscheinen – allerdings vorerst nur in den USA. Auch für die eingangs schon erwähnte Mikrowelle gibt es einen Nachfolger: Den Amazon Smart Oven. Wer es an der Stelle noch immer nicht erwartet hat: Auch dies natürlich nur in den USA.

Experimente

Unter dem Namen "Day 1 Editions" zeigte Amazon schlussendlich noch einige Produkte vor, die derzeit nur als experimentell anzusehen sind, die man den Nutzern aber bereits früh zur Verfügung stellen will, um Feedback einzusammeln. Unter dem Namen Echo Frames gibt es dabei Brillen, in die Alexa integriert ist. Auch einen Ring namens Echo Loop gab es zu sehen. Beide haben integrierte Mikrofone und Lautsprecher, damit die Nutzer mit Alexa kommunizieren können. Bei wem die Brillen Erinnerungen an Google Glass wecken, der hat trotzdem unrecht: Eine Kamera oder einen Bildschirm gibt es hier nämlich nicht. Echo Frames und Loop sollen zunächst nur in geringen Auflagen und gegen Einladung in den USA verkauft werden, dies zu einem Preis von 179 bzw. 129 US-Dollar.

Echo Loop kann durch Vibrationen Ton erzeugen – wenn man den Finger ans Ohr hält.
Foto: Amazon

Neues für Alexa

Zu all dem kommen auch noch einige Softwareverbesserungen an Alexa selbst: So kann die digitale Assistentin künftig auf Zuruf schneller oder langsamer sprechen. Zudem soll es die Flüsterfunktion auch bald auf Deutsch geben. Dabei reagiert der Lautsprecher leiser, wenn er in einer niedrigen Lautstärke angesprochen wird. Besonders stolz ist man aber auf die Verbesserungen bei der Sprachausgabe: Mithilfe von Maschinenlernen – wie es Amazon nennt "Neural Text to Speech" – soll Alexa künftig deutlich besser klingen. Einen Launch-Termin nennt das Unternehmen dabei nicht, es ist zudem davon auszugehen, dass dies zunächst auf Englisch beschränkt wird.

Samuel L. Jackson

Die Technologie erlaubt aber noch eine andere Neuerung: Den "Celebrity Mode". In diesem kann Alexa die Stimme von prominenten Personen annehmen. Zum Start hat man mit Samuel L. Jackson zusammengearbeitet. Die Stimme verfügt dabei übrigens über eine kinderfreundliche – und eine etwas authentischere Version. Wem das Konzept des Celebrity Mode irgendwie bekannt vorkommt: Google hat vor einiger Zeit ähnliches angekündigt – und zwar in Zusammenarbeit mit dem Sänger John Legend. Bei Amazon soll das Ganze in den kommenden Wochen verfügbar sein, interessanterweise will der Echo-Hersteller für jede Stimme 99 Cent von den Nutzern. Weitere prominente Stimmen sollen kommendes Jahr folgen.

Samuel L. Jackson kann künftig die Stimme von Alexa übernehmen – auf Wunsch.
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Mehrsprachig

Ein weiteres Defizit im Vergleich zum Google Assistant räumt man mit dem "Multilingual Mode" aus, in dem Geräte parallel in mehreren Sprachen benutzt werden können. Dieser soll in den kommenden Wochen starten, vorerst aber nur in den USA, Kanada und Indien – und auch nur mit wenigen Sprachpaaren.

Privacy und Transparenz?

Angesichts der aktuellen Kontroversen über die Auswertung von Audio-Aufzeichnungen durch menschliche Mitarbeiter nahm sich Amazon einige Zeit kommende Verbesserungen bei Privacy und Transparenz auszuführen. So soll es künftig möglich sein, mittels "Alexa, was hast du gehört?" zu erkunden, wie das Gerät die eigene Einsprache interpretiert hat. Ebenfalls neu ist "Alexa, warum hast du das getan?", was Aufklärung schaffen soll, wenn der Lautsprecher aus unerfindlichen Gründen Tätigkeiten vornimmt. Überhaupt sollen Fehlerkennungen mittlerweile deutlich seltenere geworden sein, versichert Limp. Im Vorjahr sei die Rate von fehlerhaft ausgelösten Hotwords um 50 Prozent zurückgegangen.

Zudem will man den Nutzern die Möglichkeit geben, die online gespeicherten Audio-Aufzeichnungen nicht nur – wie bisher – manuell sondern auch automatisch löschen zu lassen – wahlweise nach drei oder 18 Monaten. All das soll im Laufe des Jahres verfügbar sein. (Andreas Proschofsky, 25.9.2019)