Muller gilt als Begründerin der MeToo-Szene in Frankreich: Mit #BalanceTonPorc hatte sie Frauen dazu aufgerufen, Männer öffentlich an den Pranger zu stellen, von denen sie sexuell belästigt worden sind.

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Sandra Muller, die Initiatorin von #BalanceTonPorc (Verpfeif das Schwein), jenem Hashtag, unter dem Franzosen auf Twitter über sexuelle Übergriffe berichteten, wurde am Mittwoch von einem Pariser Gericht wegen Verleumdung verurteilt. Französischen Medien zufolge muss Muller einem früheren Fernsehmanager 20.000 Euro zahlen, dem sie öffentlich sexuelle Belästigung vorgeworfen hat.

Der frühere Chef eines französischen Privatsenders, Eric Brion, hatte von Muller insgesamt 65.000 Euro Schadenersatz und Erstattung der Gerichtskosten verlangt. Sie hatte ihn 2017 auf Twitter beschuldigt, sie bei einer Veranstaltung in Cannes mit anzüglichen Aussagen gedemütigt zu haben. Brion habe damals zu ihr gesagt: "Du hast große Brüste. Du bist genau mein Typ. Ich werde dich die ganze Nacht zum Orgasmus bringen."

Brion gab in der französischen Zeitung "Le Monde" zu, "unangebrachte Bemerkungen" gemacht zu haben und sich dafür entschuldigt zu haben. Er berief sich vor Gericht auf sein "Recht zum Flirten". Mullers Beitrag auf Twitter habe ihn fälschlicherweise als Sexualstraftäter dargestellt, das öffentliche Aufsehen habe seine Karriere ruiniert. Mullers Anwalt nannte das Urteil "nicht der heutigen Zeit entsprechend" und kündigte Berufung an.

Causa Weinstein

In Frankreich hatten die Vorwürfe gegen den ehemaligen US-Film- und -Fernsehmogul Harvey Weinstein, die im Sommer 2017 publik geworden waren und dazu führten, dass Frauen unter dem Schlagwort #MeToo über sexuelle Belästigung berichteten, für große Aufmerksamkeit gesorgt.

Inspiriert von der #MeToo-Bewegung, schrieb Muller im Oktober 2017 die folgende Nachricht auf Twitter: "#BalanceTonPorc Erzählt auch ihr von den sexuellen Übergriffen, die euch in eurem Job widerfahren sind. Ich warte auf euch." Die Nachricht löste einen Sturm auf Twitter aus: Unzählige Frauen folgten Mullers Aufruf und schilderten erlebte sexuelle Belästigung. (red, APA, 25.9.2019)