Zum Thema "Gesamtschule" wurde ein Statement des Ex-Lehrergewerkschafters Fritz Neugebauer eingespielt: "Ich bin grad die Stiegen hinaufgekommen. Ich habe mich schon ordentlich bewegt."

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Zu behaupten, in der ihrem Ende zustrebenden Vorwahlzeit habe es an wahlrelevanten Fernsehformaten gemangelt, wäre vermessen. Doch dabei übertrumpfte die machiavellistische Konfrontation vielfach die Information: Die Zahl runder und sonstiger Tische mit Politikerinnen und Politikern, die einander spinnefeind oder aber, im Gegenteil, koalitionsgeeignet zugetan wirkten, war schier unüberschaubar.

In diesen von Angriffen, Ausweichmanövern, Unterstellungen und Dominanzverhalten geprägten Diskussionen hatten Sachthemen einen eher schweren Stand. Wie etwa die Parteien im Vergleich zueinander zur CO2-Steuer stehen, die klimakrisenbedingt in aller Munde ist, welche Abgabenkonzepte sie vorlegen, ob und wie ihre Pläne geeignet erscheinen, eine solche Abgabe für alle Bevölkerungsgruppen aufkommensneutral zu gestalten – Fragen wie diese gingen großteils unter.

Antworten auf sie versuchten Lisa Gadenstätter und ihr Team in der vierten und letzten Folge von Mein Wahlometer zu geben, in der es um das Überthema "Zukunft" ging. In Sachen CO2-Steuer gelang das nicht schlecht, denn der "Überblick über die Standpunkte der Parteien" und die drauffolgenden Gespräche mit den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten hatten einen roten Faden: von der Steuer an sich über den Fleischpreis hin zu der Frage, wie haltbar das grüne Mäntelchen denn sei, das sich alle Parteien inzwischen übergestülpt haben.

Weniger gut funktionierte die Entwirrung beim "Zukunft"-Thema Gesamtschule. Immerhin bot hier die Einspielung eines Statements von Ex-Lehrergewerkschafter Fritz Neugebauer eine Erklärung für die seit Jahrzehnten verfahrene Lage: "Ich bin grad die Stiegen hinaufgekommen. Ich habe mich schon ordentlich bewegt", sagte Neugebauer.

Zwar bot auch dieses letzte Wahlometer einiges an betont-schmissigem Rahmenprogramm: Interviews aus Straßenbefragungen, kurze "Making-off"-Szenen, eine Schar Kinder, die die Parteienpositionen auf einer Art Himmel-und-Hölle-Schema darstellten. Doch davon ausgehend, dass diese Sendung weniger von Polit-Junkies als von durchschnittlich Politikinteressierten verfolgt wurde, tat sie – und tut sie in der TVthek weiterhin – einen guten Dienst. (Irene Brickner, 24.9.2019)