In Deutschland gibt es nicht genug Pflegerinnen und Pfleger. Ab dem Jahr 2020 sollen Kräfte aus dem Ausland Abhilfe schaffen.

APA / Harald Schneider

Berlin – Es war eine anstrengende Reise, aber sie hat sich für den deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gelohnt. Als er nach nur einem Tag Aufenthalt in Mexiko nach Berlin zurückkehrte, hatte er eine Absichtserklärung in der Tasche, die mexikanischen Pflegern den Weg nach Deutschland erleichtern soll – etwa durch schnellere Anerkennung von Abschlüssen oder raschere Ausstellung der Visa.

In Deutschland nämlich werden Pflegekräfte händeringend gesucht. 80.000 fehlen im ganzen Land, davon geht das Gesundheitsministerium aus. "Wir können so viele Arbeitskräfte gebrauchen, dass ich mich über jede Hundert, jede Tausend freue, die sich aus anderen Ländern entscheiden, zu uns zu kommen", sagte Spahn in Mexiko. 15 Vertreter von mexikanischen Ausbildungseinrichtungen hat er gleich zu einer Reise nach Deutschland eingeladen.

Einfacher nach Deutschland

Das lateinamerikanische Land ist nicht das einzige, in dem sich Spahn umschaut. Vor zwei Monaten war er im Kosovo und unterzeichnete dort ebenso eine Absichtserklärung zur engeren Zusammenarbeit. Auf die Philippinen hat er seine Staatssekretärin Sabine Weiss geschickt. Auch ihre Aufgabe war es, auszuloten, wie Pflegekräfte einfacher nach Deutschland kommen können.

"Es ist klar, dass nicht alle offenen Stellen mit Kräften aus dem Ausland besetzt werden können. Das wollen wir auch gar nicht", heißt es im Gesundheitsministerium. Aber alleine mit Pflegerinnen und Pflegern, die in Deutschland noch ausgebildet werden müssen, sei es nicht möglich, die Lücke zu füllen.

Spahn bekommt für seine Initiative Lob, aber auch Kritik. "Wir freuen uns sehr, dass Bundesminister Spahn sich erkennbar um die Verringerung der Versorgungslücken bemüht", erklärt der Chef des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer. Hingegen spricht Peter Bechtel, Chef des Bundesverbandes Pflegemanagement, von "Schweizer-Käse-Politik" und kritisiert in der Ärztezeitung: "Wir stopfen hier ein Loch und reißen woanders Löcher auf."

Gut für beide Seiten

Das will Spahn nicht gelten lassen: "Was ich nicht möchte, ist, dass wir anderen Ländern die Pflegekräfte klauen." Er betont, dass Deutschland sich verpflichtet hat, den "Globalen Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation" zu beachten. Dieser spricht sich dagegen aus, Personal aus Ländern zu rekrutieren, die selbst einen Personalnotstand haben. Das gilt etwa für viele afrikanische Länder. In Mexiko, im Kosovo und auf den Philippinen hingegen würden mehr Pflegekräfte ausgebildet als benötigt, da dies junge Länder seien, so Spahn. Über die eigene Heimat sagt er: "Deutschland ist nach Japan das zweitälteste Land der Welt."

Anfang des Jahres ist in Deutschland das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz in Kraft getreten, damit sollen 13.000 Stellen in der Altenpflege finanziert werden.

Doch Spahn musste vor kurzem einräumen: "Es hapert an der Umsetzung." Bis Mitte Juli waren erst "mehr als 300" Anträge bewilligt, da viele Pflegeeinrichtungen zunächst an der Bürokratie scheiterten. Spahn will auch die Bezahlung von Pflegekräften verbessern, sie sollen mindestens 2.500 Euro im Monat bekommen. (Birgit Baumann aus Berlin, 26.9.2019)