Amazons Konkurrenz zu den Airpods heißt Echo Buds – und ist nicht nur günstiger, sondern hat auch Rauschunterdrückung.

Foto: Amazon

Im Rahmen seines jährlichen Hardware-Launch-Events hat Amazon am Mittwochabend eine kaum überschaubare Zahl neuer Geräte und Dienste vorgestellt. Doch während viele davon kleinere Updates für bestehende Produkte darstellen, stach eine Neuankündigung hervor: die Echo Buds.

Hands-on!

Am Rande der offiziellen Präsentation hatte der STANDARD die Möglichkeit, die drahtlosen Kopfhörer auszuprobieren. Wie immer sei zunächst betont, dass solch eine Hands-on-Erfahrung lediglich einen ersten Eindruck darstellt und keinen ausführlichen Test ersetzen kann. Immerhin lässt der zeitlich und räumlich stark begrenzte Rahmen einen tiefergehenden Blick nicht zu.

Kein Hinkucker

Auf den ersten Blick wird eines schnell klar: Bei den Echo Buds handelt es sich um ein typisches Amazon-Produkt. Das bedeutet: Das Design der Earbuds wirkt relativ generisch. Das ist aber nicht notwendigerweise etwas Schlechtes, zumindest sind sie im Ohr relativ unauffällig. Und wie Apples Airpods beweisen, geht jeder Look als gut durch, wenn ihn nur genügend Leute tragen. Etwas Sorge bereitet die Form, die Earbuds wirken nicht nur recht groß, sondern auch begrenzt gut in den Ohren verankert. Wie Nutzer von In-Ear-Kopfhörern wissen, hängt dies aber natürlich stark von der Form der eigenen Ohrmuschel ab.

Die Hülle der Echo Buds dient auch als Ladestation – wie bei vielen anderen Earbuds auch.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Rauschen (nicht)

Deutlich besser wird der Eindruck bei der Nutzung. Der Sound wirkt durchaus ansprechend, auch wenn sich das im lauten Testumfeld natürlich nur sehr begrenzt beurteilen lässt. Der wahre Star ist hier aber ohnehin die Rauschunterdrückung, die in Kombination mit Bose entwickelt wurde. Mit der Isolation, die sich über die großen Kopfhörer von Bose erzielen lässt, ist das Ganze verständlicherweise nicht zu vergleichen – dort ist ja auch die Hardware erheblich aufwendiger. Trotzdem ist der Unterschied bei aktivierter Noise Cancellation deutlich hörbar.

Natürlich ist eine Rauschunterdrückung nicht immer erwünscht oder sinnvoll. Deswegen kann sie schnell über ein doppeltes Antippen des Earbuds (de)aktiviert werden. Dies klappt übrigens auf beiden Seiten. Andere Gesten gibt es leider nicht, wer also etwa die Lautstärke verstellen will, muss dies entweder über das jeweils verbundene Gerät oder per Sprachbefehl machen.

Andere Assistenten

Eine Ausnahme gibt es dann aber doch: Ein Langdruck auf einen Earbud ruft den Google Assistant auf – oder auch Siri, je nach benutztem Smartphone. Damit wird aber auch klar, dass hinter der von Amazon erwähnten Integration der Assistenten der Konkurrenz nicht viel steckt. Das Gleiche klappt nämlich auch mit praktisch jedem anderen Kopfhörer mit Knopf. Immer aktiv und per Sprachbefehl steuerbar ist hingegen nur Alexa.

Eine transparente Version gibt es leider nur in der Grafik von Amazon.
Grafik: Amazon

Apropos: Alexa auf den Echo Buds soll dieselben Befehle wie auch bei den smarten Lautsprechern des Hersteller beherrschen. Dazu kommen noch die Funktionen, die sonst nur auf Smartphones gegeben sind, da sie nur mobil sinnvoll sind – etwa die Möglichkeit, standortbasierte Reminder zu setzen.

Ladung

In Hinblick auf die Laufzeit verspricht Amazon fünf Stunden – also nicht all zu viel. Weitere 20 Stunden Ladung beinhaltet der Behälter für die Echo Buds, womit dieser aber auch relativ plump und groß ausgefallen ist. Negativ fällt zudem auf, dass das Aufladen über einen Micro-USB-Anschluss erfolgt – das sollte bei einem neuen Produkt des Jahres 2019 eigentlich nicht mehr der Fall sein. Die paar Cent mehr für eine USB-C-Buchse wären wohl auch noch zu verkraften gewesen.

Kostenfrage

Uneingeschränkt erfreulich ist hingegen ein anderer Umstand. Mit einem Preis von 129,99 US-Dollar fallen die Echo Buds äußerst günstig aus. Gerade unter diesem Blickpunkt sind das generische Design und andere kleine Schwächen leicht zu verkraften. Amazon hat also durchaus gute Chancen, dass sich die Echo Buds zu einem Verkaufsschlager entwickeln.

Das Geheimnis hinter dem niedrigen Preis ist übrigens schnell erklärt: Amazon geht es bei den Echo Buds weniger um riesige Einnahmen im Hardwaregeschäft also um strategische Überlegungen. Da man im Gegensatz zu direkten Konkurrenten wie Google oder Apple kein eigenes Smartphone-Betriebssystem hat, muss man im Wettlauf der digitalen Assistenten andere Wege finden, um außerhalb der Wohnung der Nutzer Verbreitung zu finden. Und die Echo Buds könnten in dieser Hinsicht ein zentrales Puzzlestück darstellen. Insofern muss man sich auch keine sonderlichen Sorgen machen, dass die Echo Buds derzeit nur in den USA verfügbar sind. Amazon wird schon im Eigeninteresse die Verfügbarkeit bald ausdehnen. (Andreas Proschofsky, 26.9.2019)