Über die Bereitschaft für Bezahlinhalte wurde auf dem Podium der Medientage diskutiert.

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Stellvertretende STANDARD-Chefredakteurin Nana Siebert: "Es sind die Geschichten, die die Leute berühren und für die sie bereit sind zu zahlen."

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Die Bereitschaft für Bezahlinhalte steigt – auch in Österreich. Darin waren sich die Branchenexperten auf dem Podium der Medientage in Wien am Erste Campus einig. Aber rettet das den Journalismus?

"Es sind die Geschichten, die die Leute berühren und für die sie bereit sind zu zahlen", sagt die stellvertretende STANDARD-Chefredakteurin Nana Siebert. "Mit einem Artikel über einen Menschen, der auf seinem Balkon ein Solarkraftwerk bauen wollte, haben wir eine unglaubliche Verweildauer generiert." Darauf basierend und in Hinblick auf Paid Content sei das neue Ressort "Edition Zukunft" entstanden.

Ibiza sorgt für Testabos

"Ibiza hat bei der 'Presse' rund 1.000 Testabos generiert", sagt Styria-Chef Markus Mair. Investigative Themen seien dazu angetan. Mair hält sie für "eine gute journalistische Investititon".

"Glaubwürdigkeit führt dazu, dass die Leser ein Abonnement abschließen", sagt Siebert.

Veit Dengler macht sich Sorgen um den "Mittelmarkt" bei Zeitungsverlagen wie "Kurier" und "Hamburger Morgenpost". Diese seien am einfachsten substituierbar durch Gratisprodukte, sagte Dengler, Chief Operating Officer bei der Bauer Media Group. STANDARD, "Presse", "Zeit", "NZZ" – die werde es in zehn Jahren auch geben. Für Inhalte, die nicht in diesem qualitativen Segment stünden, gebe es "noch kein Geschäftsmodell".

"Wir alle leben von Print"

Für einen richtigen Kulturwandel in puncto Paid Content sieht "Heute"-Chefin Eva Dichand noch keine Anzeichen. "Der Markt in Österreich ist zu klein", sagt sie. "Ich glaube nicht, dass man Journalismus, wie ihn der STANDARD und die 'Presse' machen, auf diesem Niveau wird halten können. Wir leben alle von Print, der Bereich geht überdurchschnittlich gut im Gegensatz zu anderen europäischen Märkten."

An die "Kraft der regionalen Marken" erinnert Moser-Holding-Chef Hermann Petz. Zahlungsbereitschaft sieht er bei seinen Medien, etwa "Tiroler Tageszeitung", vorhanden: "Wenn man interessante Eingangsabos macht." Petz ist aber auch "überzeugt, dass es noch lange einen relevanten Printanteil im Regionalen geben wird".

Beim Geschäftsmodell hofft Markus Mair auf Kooperationen, etwa Market Place Austria als Antwort auf Google und Facebook, und auf neue Geschäftsfelder: "Das Produkt der Zukunft wird nicht nur aus journalistischen Inhalten bestehen. Die Zahlungsbereitschaft beim Thema Wissen ist höher als bei journalistischen Inhalten."

"Wenn wir auf diesem Niveau bleiben wollen, werden wir Förderungen brauchen", sagt Dichand. "Es reicht schon, wenn man die Technik fördert, dann wird man vielleicht eine Chance haben, dass wir die Leser, die wir in Print verlieren, in unseren Marken halten. Wir schaffen es kaum, die Leser bei der Marke zu behalten."

Wie Dengler glaubt Dichand nicht, "dass wir mit reiner Qualität in einem so kleinen Land die Anzahl der Journalisten, die wir dafür brauchen, werden finanzieren können". (red, 26.9.2019)