Aus Sicht der wahlwerbenden Parteien ist die Wehklage angebracht: So viele Fernsehdiskussionen gab es in noch keinem Wahlkampf. Quasi jeden Abend müssen die Kandidaten deshalb in Wien verbringen – Zeit für Wahlkampf in den Bundesländern, Face to Face, bleibt da nicht.

Und der ist ja oft sehr viel effektiver als mühsame Diskussionen im Studio. Für einen talentierten Politiker ist es nicht schwierig, einen persönlichen Kontakt – und sei er noch so oberflächlich – in ein Wahlkreuz umzuwandeln. Kritische Bürger, die eh nicht zu überzeugen sind, sind schnell abgewimmelt. Im TV ist das schon schwieriger.

Die Spitzenkandidaten Sebastian Kurz, Pamela Rendi-Wagner, Norbert Hofer, Beate Meinl-Reisinger, Peter Pilz und Werner Kogler bei einer Elefantenrunde im TV.
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Denn hier muss man – auch – inhaltlich punkten. Es hilft nicht, einen festen Händedruck und eine gute Replik auf die häufigsten Fragen aus dem Volk parat zu haben. Positionen werden hinterfragt und kritisiert, das Ergebnis sehen hunderttausende Wähler live im Fernsehen. Die Quoten zeigen: Sie interessieren sich dafür, auch nach dem x-ten Duell, der x-ten Elefantenrunde.

Für sie sind die Fernsehdiskussionen die viel wertvollere Entscheidungshilfe: Denn nach dem Wahlkampf ist es nicht wichtig, wie sympathisch ein Politiker ist, wenn man ihm hautnah begegnet, sondern welche Positionen er vertritt, wie gut er sie argumentieren kann und wie er in der Öffentlichkeit wirkt.

Übrigens: Auch in den Bundesländern gibt es Fernseher. (Sebastian Fellner, 26.9.2019)