Das Thema Muslime kochte zuletzt am Mittwoch im Nationalrat hoch – in seiner Negativausprägung. Zwei Anträge gegen den "politischen Islam" beschlossen die Abgeordneten, der eine kam von der ÖVP, der zweite in seltener Einigkeit von Liste Jetzt, ÖVP und FPÖ.

Besucher des Islamischen Zentrums in Wien.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Damit ist aber auch der Kern der politischen Auseinandersetzungen mit dem in Österreich inzwischen dritthäufigsten religiösen Bekenntnis schon genannt: Der Islam wird über weite Strecken mit der Gefahr, die von extremistischen Muslimen ausgeht, gleichgesetzt. Die gibt es zwar, doch was ist mit den vielen anderen gemäßigten bis religiös uninteressierten Muslimen? Sie und ihre Leistungen für das Land erwähnt man nur in Sonntagsreden.

Wie sehr der vor allem von Blau und Türkis gefahrene muslimenkritische Kurs bei den Menschen angekommen ist, zeigen die repräsentativen Ergebnisse aus dem Sozialen Survey 2018: 70 Prozent stimmen der Aussage weitgehend oder ganz zu, dass der Islam nicht in die westliche Welt passt. 51 Prozent sind weitgehend oder gänzlich der Ansicht, dass die Glaubensausübung von Muslimen eingeschränkt werden solle.

Letzteres ist ein besonderes Alarmsignal, denn es zeigt, dass es hierzulande eine Mehrheit gegen die Religionsfreiheit gibt, die, wie alle Menschenrechte, unteilbar ist. Und es ist eine schwere Hypothek für ein Land, das auch künftig auf Einwanderung angewiesen sein wird, vielfach aus muslimischen Teilen der Welt. (Irene Brickner, 26.9.2019)