Ein Gericht in Pakistan hat am Freitag lebenslange Haft gegen den Bruder einer vor drei Jahren getöteten Internet-Prominenten verhängt. Qandeel Baloch war wegen ihrer provokanten Auftritte auch "Pakistans Kim Kardashian" genannt worden.

Der Bruder habe zugegeben, Baloch aus Wut getötet zu haben, weil er ihre Videos in den sozialen Medien für unzüchtig hielt und diese der Familie einen schlechten Ruf eingebracht hätten, sagte der Gerichtsbeamte Mohamed Taseer am Freitag. Weitere vier Verdächtige seien von dem Gericht freigesprochen worden, sagte Taseer weiter. Es habe keine Beweise gegen andere Angeklagte gegeben, einschließlich eines weiteren Bruders von Baloch sowie eines Geistlichen, dem vorgeworfen worden war, den Bruder angestiftet zu haben.

Kämpfte für Gleichberechtigung

Qandeel Baloch hatte sich selbst Sängerin, Schauspielerin und Model genannt und äußerte sich regelmäßig auf Internetseiten wie Twitter und Facebook. Sie kritisierte in ihren Einträgen immer wieder die Unterdrückung von Frauen und kämpfte für Gleichberechtigung. Die junge Frau zeigte sich unter anderem auch im Schwimmbad oder Fitnessstudio. Nach westlichen Standards waren es zurückhaltende Bilder, aber im muslimisch-konservativen Pakistan polarisierten sie. Einige ihrer Videos wurden millionenfach angeschaut.

Baloch kämpfte für Gleichberechtigung

"Ehrenloses Benehmen"

Ihre Familie, aber auch konservative Pakistaner, hatten ihr gedroht und ein Ende des "ehrlosen Benehmens" gefordert. In Pakistan werden laut Menschenrechtskommission jährlich Hunderte Frauen und Mädchen, aber auch Männer, für angeblich ehrenrühriges Benehmen getötet – also Verhalten, das vermeintlich nicht zu den gesellschaftlichen Konventionen passt.

Nach dem Tod von Baloch erhöhte die Regierung das Strafmaß für derartige Verbrechen. Es änderte zudem teilweise eine Klausel, die es dem Vormund des Opfers erlaubte, dem Täter zu verzeihen. (APA, 27.9.2019)