Batterie mit 52 Kilowattstunden Speicherkapazität, neuer, stärkerer Elektromotor mit 100 kW (135 PS), LED-Lichter vorne und hinten sowie erstmals auch Gleichstromladen mit 50 kW. Das wäre die Kurzversion der wesentlichen technischen Neuerungen im Renault Zoe.

Der Zoe trägt einen größeren Rhombus an der Front. Und es gibt jetzt LED-Licht, auf dem Land muss man sich also nächtens nicht mehr fürchten.
Foto: Renault
Grafik: der Standard

Europas meistverkauftes Elektroauto macht sich damit fit für die Zeit bis zum komplett neuen Modell in ein paar Jahren. Der Pionier im Segment leistbarer E-Mobilität ist dann ein gutes Dutzend Jahre auf dem Markt.

Reichweiter

Schon der Zeitraum seit dem Start 2012 skizziert, welche enormen Sprünge in der Akkutechnologie und damit bei der Reichweite erzielt werden konnten. Mit mageren 150 km Reichweite fuhr der Zoe 2012 los, mit der 52er-Batterie werden daraus stolze 395 km – WLTP, folglich nah dran am Leben. Damit ist der französische Pionier gut gerüstet auf die Attacke der Neuzugängler, die 2020 ihren großen Auftritt haben.

Im Kleinwagensegment (und in der Preisklasse), in dem der Zoe beheimatet ist, wären das Peugeot e-208 und Opel Corsa-e. Mit selber Leistung wie der Zoe, 50-kWh-Batterie, Reichweite hie 340 km, da 330, Kostenpunkt hie ab 31.900, da ab 29.999 Euro. Das ist in etwa das Niveau des Zoe, der allerdings weiterhin als Besonderheit die kilometerleistungsabhängige Batteriemiete aufweist. Wählt man diese Option, was rund 80 Prozent tun, spart man sich rund 8000 Euro. Preis, Reichweite: beides gewichtige Argumente, das E-Auto massentauglich zu machen, Demokratisierung nennen das die Franzosen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Reichweit, Gleichstrom, (Umwelt-)Verträglichkeit!

Und so schaut der Innenraum des Zoe aus.
Foto: Renault

Das sich abzeichnende innerfranzösische Match gegen den e-208 hat der Zoe bei der Reichweite vorab einmal für sich entschieden, und damit ein kurzer Schlenker zur Ladeneuheit, die Renault neben den Wechselstrom-Optionen (2,3, 3,7, 11 und 22 kW) nun anbietet: Beim Gleichstrom-Laden bis 50 kW an Autobahnen ist die große Batterie in 70 Minuten zu 80 Prozent geladen, die kleine in 50.

Zurück zu den Neuerungen. Auf Sardinien ergab sich anlässlich der Präsentation die Gelegenheit eines ersten Kennenlernens, und da fiel zunächst das neue Interieur ins Auge. Der Zoe wurde optisch und haptisch attraktiviert, komplett ausgeräumt und neu eingerichtet, inklusive des ganzen Digitalisierungs- und Smartphonekompatibilisierungspakets, das man meint, Autos heute auf den Weg mitgeben zu müssen.

Beim Gleichstrom-Laden bis 50 kW ist die große Batterie in 70 Minuten zu 80 Prozent geladen, die kleine 20 Minuten eher.
Foto: Renault

Ein-Pedal-Betrieb

Im Fahrbetrieb fällt auf, dass die neue Maschine – die alte mit 80 kW (108 PS) bleibt weiter im Programm, ebenso die kleinere 41-kWh-Batterie -, entschiedener zu Werke geht, was zu erwarten war. Wegen des tiefen Schwerpunkts lässt er sich flott in Kurven bewegen, obwohl das ganz sicher kein prioritäres Einsatzszenario ist.

Anstatt zu bremsen, wechselt man mit einem Tipper im Getriebe in den B-Modus, wo ein moderates Ein-Pedal-Gefühl hinterlegt ist und in dem wacker rekuperiert wird. Und ja, die Reichweite. Da kannst du um die halbe Insel fahren und hast immer noch Saft in der Batterie. Anders gesagt: Vernichtet man in unseren Breiten nicht mit Autobahntempo die Ladung, dann bleiben bei der Reichweite kaum mehr Wünsche offen.

Weiße Stoppel im Ohr

Was man sich vielleicht wünschen würde, sind höhenverstellbare Sitze, der Kofferraum ist mit 338 Litern respektabel dimensioniert. Das Fußgängergeräusch ist unangenehm, aber Vorschrift bis 30 km/h, jene vielen Damen und Herren, die mit weißen Stoppeln im Ohr rumlaufen, hören weder dies noch einen Ferrari.

Im Kofferraum findet das Ladeequipment seine Ordnung.
Foto: Renault

Außerdem kommt man nun mit dem Zoe dank LED-Licht auch nächtens auf dem Lande gefahrlos voran. Bisher sah man mit den Funzeln kaum bis zur nächsten Kurve. Beim Facelift 2017 noch kein Thema weil zu teuer für das kostensensible Auto, heute durch Masseneinsatz so günstig, dass dem nichts mehr entgegensteht. (Andreas Stockinger, 6.10.2019)