Luka (Aaron Röll) ist gefangen in akzeptablen Rollenbildern.

Foto: Burgtheater/Matthias Horn

Es gibt wenige unbequemere Orte auf der Welt als die Klappstühle im Burgtheater Vestibül. Einer davon ist die Stadt Sisak in Kroatien Ende der 1990er. Der Krieg von Kroaten gegen Serben ist zwar seit Kurzem vorbei, für vier Kinder spielt die Zugehörigkeit keine große Rolle mehr. Trotzdem leiden sie an den Verhältnissen: Traditionelle Rollenbilder sind stark, Gesetze homophob.

Davon handelt Dino Pešuts Der (vor)letzte Panda oder Die Statik. Der zurzeit in Berlin lebende und mehrfach ausgezeichnete Dramatiker wurde wie seine Figuren 1990 in Sisak geboren. Er verfolgt ihre Lebenswege zwischen Befreiung, Gewalt und Kapitulation.

Spielhölle gegen traurigen Realismus

Szenisch hält Regisseur Nicolas Charaux sich von traurigem Realismus fern. Glasvitrinen bunt wie eine Spielhölle dienen als Bühne (Pia Greven). Darin stehen ein Bursche in goldener Hose und einer in Tarnjacke sowie ein Mädchen verkleidet als Prinzessin und eines als Superheldin. Auf den ersten Blick eklektisch, verraten die trashigen Kostüme viel darüber, wer sie sind.

Die innere Anspannung von Pešuts ungestelzten Dialogen setzt Charaux mit Sinn für Feinheiten und Effekt in Szene, lässt die vier sich voll Hoffnung unterhalten und dann dieselben Worte vor Angst brüllen.

Schaustücke voller Leben

Annina Hunziker, Wiebke Yervis, Aaron Röll und Lukas Haas vom Max-Reinhardt-Seminar spielen in dieser Koproduktion mit Mikro und einem Knopf in der Hand, um die Beleuchtung in ihrer Box zu steuern. Etwas umständlich zwar, doch wirken die Figuren so wie soziale Schaustücke voller Leben. Entsprechend Martin Kušejs Forderung nach einem "europäischen Burgtheater". (wurm, 27.9.2019)