Abgestorbene Bäume in der Slowakei. Vom Baumsterben sind auch weit verbreitete Arten betroffen, von anderen gibt es nur emhr wenige Exemplare.

Foto: Jozef Kotulič

Brüssel – Eigentlich gehören Wälder zu den großen Hoffnungsträgern im Kampf gegen den Klimawandel: Keine Maschine schafft es besser und günstiger, CO2 aus der Luft zu filtern und in Form von Kohlenstoff zu binden als Bäume, weshalb viele Klimaforscher in Aufforstungen eines der probatesten Mittel im Kampf gegen die Klimakrise sehen.

Waldbrände in der Arktis und Brasilien haben in den letzten Monaten freilich für das Gegenteil gesorgt und jede Menge Treibhausgas in die Atmosphäre geblasen. Und nun legt die Weltnaturschutzunion (IUCN) auch noch einen einigermaßen dramatischen Bericht über Europas Wälder vor.

Vom Aussterben bedroht

Die Wissenschafter kommen nämlich zum Schluss, dass 42 Prozent der 454 in Europa beheimateten Baumarten "gefährdet" sind (sowie 58 Prozent der 256 nur in Europa vorkommenden Spezies). 66 Arten stünden bereits auf der höchsten Stufe der Gefährdung und damit vor dem Aussterben.

Besonders betroffen sind laut der Studie Eschen-, Ulmen- und Vogelbeerbaumarten, und als Gründe werden unter anderem invasive Krankheiten, Schädlinge, eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, Umweltverschmutzung und die Ausbreitung der Städte genannt.

"Alarmierender Befund"

Die IUCN veröffentlicht seit Jahren Rote Listen der bedrohten Tierarten. Erstmals wurde nun eine solche auch für Bäume erstellt. Der dafür zuständige IUCN-Vertreter Craig Hilton-Taylor bezeichnete den Befund seiner Organisation als "alarmierend". Und Tim Rich, ein an der Studie beteiligter Forscher, der seit mehreren Jahrzehnten Bäume untersucht, zeigte sich über den sich abzeichnenden Trend äußerst beunruhigt: "Wir sehen zu, wie unsere natürliche Umwelt aufgebraucht wird",

Er hält das Baumsterben für ein fast so weit reichendes Problem wie das Klima, und auch hier gelte, dass die Lange einen tiefgreifenden politischen Wandel erfordere. Wir würden aber nur dann handeln werden, wenn die Dinge schon wirklich schlimm sind. Seine Resümee: "Es gibt wirklich keinen Planeten B. Wenn ich mir vorzustellen versuche, wie dieser Planet in 50 Jahren aussehen wird, ist das äußerst beunruhigend." (tasch, 28.9.2019)