Vor kurzem hatten wir den RAV 2,5 Hybrid 4WD, Ausstattungslinie VIP, im Test. Da dachten wir, sehen wir uns doch auch den Fronttriebler an. Nahezu idente technische Ausgestaltung, lediglich der hintere E-Motor (=Allrad) fehlt beim 2WD, weshalb die Systemleistung bei 218 PS statt 222 liegt. Und: circa 3000 Euro Unterschied.

Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzweiß der RAV4: Das bikolore Erscheinungsbild steht dem RAV4 gut. Der Fronttriebler ist deutlich leichter als der Allradler, weshalb er sich leichtfüßiger fährt als jener.
Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Sollte dies als Kaufgrund ausschlaggebend sein, ist die Wahl schon getroffen. Falls nicht, welchen wählen? Kommt drauf an. Auf das Einsatzprofil. Treiben Sie sich winters viel in bergiger Gegend herum, wird Allrad die besseren Karten haben. Tun Sie das nicht und treten der kalten und nassen Jahreszeit furchtlos gegenüber, tut's 2WD allemal. Er neigt bei feuchtem Untergrund vielleicht ein wenig zu Traktionsverlust, aber das kennt man ja von seinesgleichen.

Verbrauch

Beim Verbrauch, wo sich Toyotas Hybride ohnehin stets wacker schlagen, hat man auch noch Vorteile. In einem Testprofil ganz ähnlich jenem vom Allradler kamen wir beim Fronttriebler statt auf 6,8 auf 6,2 l / 100 km. Recht angemessen für einen 4,6-Meter-SUV.

Angemessen ist auch der Innenraum.
Foto: Andreas Stockinger

Betrachtet man die Neuzulassungsstatistik, stellt man rasch fest, dass selbst SUVs dieses Kalibers vorwiegend in der 2WD-Version geordert werden, was ganz klar deren Haupteinsatzgebiet – Stadt und städtisches Umfeld – widerspiegelt.

Geländefahrt?

Der Kofferraum ist in beiden Fällen gleich, das wäre für den 4WD kein Gegenargument, aber in schwerem Gelände wird man sich mit dem trotzdem kaum rumtreiben. Dafür ist er nun wirklich nicht gemacht. Wer so was will bei Toyota, greife zum Land Cruiser. Alter Herr, aber im Abseits immer noch ein ganz großer Könner.

Sonst noch was aufgefallen am Testwagen? Ausstattungslinie Style in "Bitone"-Lackierung. Schwarzes Dach, schwarzer unterer Rahmen, weißer Korpus. Sieht ziemlich lässig aus. Innen lautet das Thema dunkelblaue Nähte (passt auch gut zur blauen Zeigerlandschaft der Instrumente), von handwerklich begabten Japanern oder Japanerinnen gewissenhaft gesetzt auf dunkelgrauem Leder. Als musikalische Untermalung könnte man wieder einmal Ludwig Hirsch abspielen, Dunkelgraue Lieder, aber nur, wenn man nicht zu Depressionen neigt.

Gazelle

Ansonsten ist dieser RAV4 ein positiver, optimistischer Typ, und weil er rund 130 kg weniger wiegt als der Allradler, bewegt er sich auch noch leichtfüßiger, ein bisserl jedenfalls. Gazelle wird aus dem Toyota-SUV keine mehr.

Wer ernsthaft was Fahraktives sucht in dieser Liga und aus welchen Gründen auch immer – Qualität, Zuverlässigkeit – zum Japaner greifen will, ist mit dem Mazda CX-5 besser beraten. Wer nicht, trifft auch mit dem RAV4 eine nachvollziehbare Wahl. (Andreas Stockinger, 2.10.2019)

Noch ein rascher Blick aufs Heck.
Foto: Andreas Stockinger