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Was früher auf Wodka zutraf, spielt sich nun bei Gin ab: Bars, die angesagt sein wollen, haben eine Vielzahl verschiedenster Gins zur Auswahl.

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Gin Tonic ist nicht mehr einfach nur Gin Tonic. Chinin-Limonaden können mit dem passenden Gin in Blau, Pink oder Orange getrunken werden. Der Gin-Tonic-Hype ist noch immer sehr präsent, das bemerken auch die Tonic-Hersteller. Tim Warrillow ist Co-Gründer und Chef des Getränkeherstellers Fever Tree mit Sitz in London. Er habe bei der Gründung des Unternehmens selbst nicht geahnt, wie rasant der Konsum steigen würde.

In England überholte die Marke bereits den Platzhirsch Schweppes. Fever Tree erzielte 2018 eine Umsatzsteigerung um 40 Prozent auf 279 Millionen Euro und schreibt hohe Gewinne. Seit dem Börsengang 2014 hat sich der Aktienkurs trotz jüngster Kursrückgänge vervierzehnfacht. Dass der Wert seit Jänner ziemlich nach unten ging, bereitet dem Unternehmer aus London keine Sorgen. Speziell für wachstumsstarke Aktien sei ein starkes Schwanken normal.

Tim Warrillow, Co-Gründer und Chef des Getränkeherstellers Fever Tree in London, sieht eine Gin-Renaissance.
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Der Hype um das Trendgetränk intensivierte sich laut Warrillow vor fünf Jahren. Das sei auch die Zeit, zu der viele neue Tonic- und Gin-Marken den Markt erreichten. Eine "Gin-Tonic-Renaissance", wie er es nennt, fand aber bereits 2007 in Spanien statt. Auf die Frage, ob der Trend Warrillows Meinung nach so weitergehen wird, ist er sich sicher: "Wir sind gerade erst am Anfang", denn die Generation Z entdecke gerade erst das facettenreiche Getränk.

Insgesamt habe sich die Trinkkultur auf der ganzen Welt in den letzten Jahren sehr verändert. Gab es vor ein paar Jahren in einer Bar noch zehn verschiedene Sorten von Wodka und vielleicht zwei verschiedene Gins, sei das heute genau umgekehrt. "Die jungen Leute schauen heutzutage viel mehr auf die Qualität bei Essen und Trinken." Warrillow stellt fest, dass zwar weniger Alkohol getrunken werde, dafür aber ausgewählter. Tatsächlich geht der Bierkonsum weltweit zurück, der Konsum von Wein stagniert. Die Generation, die harte Getränke pur bevorzuge, gebe es auch nicht mehr lang, meint Warrillow.

"Dass Spirituosen gegenüber Wein und Bier bevorzugt werden, passiert gerade zum ersten Mal", sagt er. Das betreffe vor allem Getränke wie Gin Tonic oder auch Moscow Mule, der mit Ginger-Beer hergestellt wird. Ein Grund dafür sei auch die Einfachheit der Herstellung zu Hause.

Trend zu regionalen Marken

Auch hierzulande verzeichne Fever Tree mit circa 20 Prozent Marktanteil große Erfolge, fügt Markus Pichler, zuständig für Nord- und Zentraleuropa, hinzu. Der größte Umsatz entfällt auch hier mit 80 Prozent auf Tonic, das seit rund sieben Jahren in Österreich erhältlich ist. Am heimischen Markt gebe es laut Pichler auch einen klaren Trend zu regionalen Gin-Marken, die sich fast alle im Premiumbereich bewegen.

Aus der Bundeshauptstadt gibt es beispielsweise den Wien Gin, aus der Steiermark kommt der Aeijst Styrian Pale Gin, und der Franz-von-Durst-Gin kommt aus Vorarlberg, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Letzterer stellt ebenso Tonics her und verkauft gleich Gin-Tonic-Sets.

Der Markt bleibt somit spannend, und Gin Tonic wird so schnell noch nicht fad werden.

(Lena Langbauer, 28.9.2019)