Der eine geht, der andere kommt (wieder). Peter Pilz fliegt nach insgesamt 25 Jahren (mit Unterbrechungen) nun doch aus dem Nationalrat. Eine beachtliche politische Karriere geht damit zu Ende, und zwar anders, als Pilz sich das gewünscht hätte. Dafür kehrt sein Spezi Werner Kogler in den Nationalrat zurück. Nach einer Zwangspause, die die Grünen zu einem Teil auch ihrem langjährigen Mitstreiter Pilz zu verdanken hatten, feiert Kogler mit seiner Partei ein fulminantes Comeback: fast 15 Prozent. Viele hatten die Grünen schon abgeschrieben, jetzt haben sie ihr bestes Ergebnis auf Bundesebene.

Werner Kogler, Comeback-Kid.
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Was ist bei Pilz falsch gelaufen? Es liegt an Pilz selbst, alles liegt bei der Liste Jetzt an Pilz, im Positiven wie im Negativen. Ohne Pilz läuft nichts. Da kann man den Medien Mitschuld geben, aber neben der Performance von Pilz hatten die anderen Proponenten der Partei keinen Platz. Es war letztlich – trotz qualifizierter und engagierter Mitstreiter – eine One-Man-Show. Und Pilz hat nicht nur Show geboten, er hat auch Politik gemacht. Er hat im Parlament etwas bewegt und Themen gesetzt. Dass das nicht gewürdigt wird, liegt auch an Pilz: Irgendwie war alles immer zu viel, zu viel Aufregung, zu viel Skandal, zu viel Show. Und null Empathie. Pilz kann nur Pilz, aber keine Partei, kein Team. Er hat sich mit den meisten seiner Mitstreiter zerkracht, auch das kriegen die Wähler mit – und schätzen es nicht.

Zwangspause der Grünen

Was ist bei Kogler gut gelaufen? Vor allem auch er selbst, unermüdlich war er im Wahlkampf unterwegs. Die Zwangspause scheint den Grünen gutgetan zu haben. Vieles in der grünen Programmatik war nur mehr Selbstzweck, die Überheblichkeit der Funktionäre, die davon beseelt waren, die besseren Menschen zu sein, war greifbar gewesen. Kogler hat diese Partei offenbar geerdet und zu den Wurzeln als politische Bewegung zurückgeführt. Und er hat für Disziplin gesorgt: Alle sind gelaufen, gemeinsam.

Peter Pilz hat es nicht geschafft.
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Geholfen hat den Grünen mit Sicherheit auch, dass die herandräuende Klimakatastrophe als wirklich wichtiges Thema wahrgenommen wird. Da sind die Grünen glaubwürdig wie keine andere Partei. Die größte Herausforderung wird es wohl sein, diese Glaubwürdigkeit zu wahren, wenn es zu ernsthaften Koalitionsgesprächen mit Sebastian Kurz kommt. Die Grünen wollen Verantwortung übernehmen, das ist nachvollziehbar, wenn man etwas verändern und bewegen will. Die Frage ist, wie hoch der Preis für die Macht ist. Und diesen Preis wird Kurz bestimmen. (Michael Völker, 29.9.2019)